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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall
Autoren: Dorothy L. Sayers
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auswählen müßten, aber ich sagte ihr, das seien sie nur der Regenbogenpresse schuldig, die häusliche Frauen zu schätzen wisse – Peters Frau sei glücklicherweise ohne derartige Verpflichtungen. Muß mich nach einer Haushälterin für sie umsehen – jemand Tüchtiges – Peter legt Wert darauf, daß die Arbeit seiner Frau nicht durch Ärger mit Dienstboten gestört wird.
     
    5. Juni. – Plötzlicher Ausbruch von Familiensinn in seiner übelsten Form. Zuerst Gerald – natürlich aufgestachelt von Helen – will wissen, ob das Mädchen präsentabel ist und ob sie moderne Ansichten hat, womit er natürlich Kinder meint, vielmehr keine Kinder. Habe Gerald gesagt, er soll sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, nämlich Saint-George. Dann Mary mit der Mitteilung, daß Klein-Peter die Windpocken hat, und ob das Mädchen wirklich für Peter sorgen werde? Habe ihr gesagt, daß Peter gut genug für sich selbst sorgen kann und wahrscheinlich gar keine Frau will, die nur Windpocken und die beste Art der Fischzubereitung im Kopf hat. Fand bei Harrison wunderhübschen Chippendale-Spiegel und Polstergarnitur.
     
    25. Juni. – Liebestraum gestört durch ernstes Gespräch mit Murbles über Ehevertrag – abschreckend langes Schriftstück, das für jede vorstellbare und unvorstellbare Situation eine Regelung enthält und mit Querverweisen jeweils auf des einen oder anderen Tod oder Wiederverheiratung Bezug nimmt, was laut Murbles alles »durch das TESTAMENT« (Großbuchstaben) »abgedeckt ist.«
    Hatte gar nicht gewußt, daß Peter an seinem Londoner Besitz so gut verdient. H. immer kribbliger bei jedem Paragraphen. Habe sie mir schließlich im Zustand tiefster Depression gegriffen und zum Tee ins Rumpelmayer geführt. Schließlich sagte sie: »Seit ich vom College abgegangen bin, habe ich noch nie einen Penny ausgegeben, den ich nicht selbst verdient hatte.« Ich antwortete: »Nun, meine Liebe, dann sagen Sie Peter, wie Sie empfinden, aber vergessen Sie nicht, daß er ebenso eitel und dumm ist wie die meisten Männer und kein Chamäleon, das um so besser riecht, wenn man drauftritt.« Bei näherem Hinsehen muß ich wohl »Kamille« gemeint haben. (Shakespeare? Muß Peter fragen). Habe schon überlegt, ob ich es Peter schreiben soll, lasse es aber lieber – junge Leute müssen ihre Kämpfe selbst ausfechten.
     
    10. August. – Gestern vom Lande zurückgekehrt, um Sache mit Ehevertrag geregelt vorzufinden. H. zeigte mir dreiseitigen, intelligent mitfühlenden Brief von Peter, der anfing: »Natürlich hatte ich diese Schwierigkeit vorhergesehen« und endete: »Entweder muß Dein Stolz geopfert werden oder meiner – ich kann nur an Deine Großmut appellieren und bitten, daß es Deiner sei.« H. sagte: »Peter sieht immer alle Schwierigkeiten voraus – das ist das Entwaffnende an ihm.« Muß ihr von ganzem Herzen recht geben – kann Leute nicht leiden, die »nicht verstehen, was das Theater soll.« H. jetzt nachgiebig und bereit, angemessenes Einkommen anzunehmen, hat aber ihren Stolz gleich getröstet, indem sie in der Burlington-Arkade zwei Dutzend Seidenhemden kaufte und bar bezahlte. Verrät eigensinnige Entschlossenheit, wenn sie schon etwas tut, es auch richtig zu machen – hat begriffen, daß Peter es ausbaden muß, wenn Helen ein Haar in der Suppe findet, und ist wild entschlossen, intelligent an die Sache heranzugehen. Es spricht doch offenbar einiges für Bildung – sie lehrt einen, Tatsachen zu begreifen. Zur Zeit ringt H. darum, Peters Stellung als Tatsache zu begreifen – interessant zu beobachten. Langer Brief von Peter, hat große Zweifel am Völkerbund und schickt detaillierte Anweisungen für Regale in der Bibliothek und ein Barockbett; ist außerdem verärgert darüber, daß man ihn in Rom läßt »wie einen Klempner, um die diplomatischen Löcher zu stopfen«. Engländer sehr unbeliebt in Italien, aber P. hatte wohltuende Diskussion mit Papst über ein historisches Manuskript – muß für beide eine angenehme Abwechslung gewesen sein.
     
    16. August. – Harriet war auf dem Lande, um sich eine Wassermühle anzusehen (hat etwas mit ihrem neuen Buch zu tun), und erzählt, daß sie auf der Rückfahrt durch Hertfordshire gekommen ist und ihrem alten Zuhause in Great Pagford einen Besuch abgestattet hat. Erzählte von ihrer Familie – stiller Landarzt mit Frau. Vater verdiente ganz gut, hat aber nie daran gedacht, etwas auf die Seite zu legen (muß wohl geglaubt haben, er lebe ewig) – aber
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