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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hatte sie schon immer im Verdacht, daß sie für die Klatschspalten der Sonntagszeitungen schreibt. Helen ergriff (plump, aber energisch) Partei für die Familie und meinte, man solle jetzt am besten eine ganz große Hochzeit abhalten und es ihnen zeigen. Sie hat – aus Gründen, die mir unerfindlich sind – den 16. Oktober als das geeignetste Datum gewählt. Hat auch freundlicherweise die Auswahl der Brautjungfern übernommen – lauter Freunde von uns, da Harriets Freunde ja »offenbar unmöglich« seien – und angeboten, ihr Haus für den Empfang zur Verfügung zu stellen – außerdem zehn Villen im Besitz verarmter Adelsfamilien zur Auswahl für die Flitterwochen. Peter verlor die Geduld und fragte: »Wer heiratet hier eigentlich, Helen – du oder wir?« Gerald versuchte, das Oberhaupt der Familie herauszukehren – gründlich abgeblitzt. Helen gab erneut ihre Meinung zum besten und endete mit den Worten: »Dann darf ich also den 16. Oktober als beschlossen ansehen.« Peter antwortete: »Du darfst ansehen, was du willst.« Helen erklärte, sie werde sich zurückziehen, bis es ihm einzusehen beliebe, daß sie doch nur sein und Harriets Bestes wolle – und Gerald machte so ein flehendes Gesicht, daß Peter sich für die Unhöflichkeit entschuldigte.
     
    20. September. – Makler berichtet, daß Preis für Talboys geregelt ist. Viele Umbauten und Reparaturen nötig, Haus aber im Kern gesund. Kaufvertrag sieht sofortigen Besitzwechsel vor – derzeitiger Besitzer darf bis nach Flitterwochen drinbleiben, dann will Peter hinfahren, um zu sehen, was gemacht werden soll, und die Handwerker schicken.
     
    25. September. – Helen und Zeitungen machen Situation allmählich unerträglich. Peter außer sich beim Gedanken an St. George und großes Trara. Harriet erneut von Minderwertigkeitskomplexen geplagt; bemüht sich tapfer, sie nicht zu zeigen. Habe alle Einladungen vorerst zurückgehalten.
     
    27. September. – Peter kam zu mir und sagte, wenn das noch lange so weitergehe, würden sie noch beide verrückt. Er und H. haben beschlossen, in aller Stille zu heiraten und nur ihren eigenen engsten Freunden etwas zu sagen. Kleine Hochzeit in Oxford, Empfang hier, Flitterwochen irgendwo an einem friedlichen Ort auf dem Lande. Habe mich gern bereit erklärt, ihnen dabei behilflich zu sein.
     
    30. September. – Sie haben mit Noakes ausgemacht, daß sie die Flitterwochen in Talboys verbringen werden, ohne daß jemand etwas davon weiß. N. kann kurzfristig ausziehen und ihnen das Mobiliar und so weiter leihweise überlassen. Ich fragte: »Und die Kanalisation?« Peter sagte, die Kanalisation könne ihm gestohlen bleiben – auf Denver sei in seiner Kindheit auch nicht viel an Kanalisation gewesen (wie gut ich das noch weiß!). Trauung (mit Zustimmung des Erzbischofs) am 8. Oktober, und Helen soll bis zuletzt denken, was sie will – Zeitungen ebenfalls. Harriet sehr erleichtert. Peter sagt, Flitterwochen in Hotels seien sowieso widerwärtig – eigenes Dach (besonders wenn elisabethanisch) gezieme sich besser für englischen Gentleman. Viel Lärm um Hochzeitskleid – von Worth – historisches Gewand aus steifem Goldbrokat, lange Ärmel, viereckiger Halsausschnitt, gesichtsfreie Kopfbedeckung, kein Schmuck, außer langen Ohrringen von mir, die einmal Großtante Delagardie gehört haben. (Anm.: Verleger muß mit neuem Buch ganz gut auf seine Kosten gekommen sein.) H. soll vom College in die Ehe gegeben werden (finde ich ganz reizend) – endlose Telegramme und Verschwiegenheitsgelübde. Bunter soll vorausfahren und in Talboys nach dem Rechten sehen.
     
    2. Oktober. – Müssen Bunter aus dem Spiel lassen. Er wird auf Schritt und Tritt von Reportern verfolgt. Einen hat er erwischt, wie er sich durch den Warenaufzug in Peters Wohnung schleichen wollte. B. knapp um Anzeige wegen Körperverletzung herumgekommen. P. will Talboys (einschließl. Kanalisation) lieber auf gut Glück nehmen. Bezahlung erledigt, und Noakes hat versprochen, alles vorzubereiten – ist es gewöhnt, sein Haus an Sommergäste zu vermieten, dürfte also in Ordnung gehen … Helen aufgeregt, weil noch keine Einladungen für den 16. hinausgegangen sind. Habe ihr gesagt, daß der 16. meines Wissens noch nicht offiziell festliegt (!). Helen fragt, was Verzögerung soll. Ob Peter kalte Füße bekommen hat, oder ob das Mädchen ihn wieder hinhält? … Habe geantwortet, Hochzeit sei ihre eigene Sache, beide volljährig … Sie nehmen keine Dienstboten mit
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