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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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noch keinem geholfen.« Diese Worte verhallten nicht ungehört. Wenn Catharine tapfer war und kämpfen wollte, dann würde er das ebenfalls tun. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog er sie in seine Arme.
    Da sie den Pfarrer nicht angetroffen hatten, entschlossen sich Hugh Deverell und George Willowby, den angebrochenen Abend damit zu verbringen, daß sie eine Partie Billard spielten. Hetty und Hermes machten sich wieder einmal auf die Suche nach den allerschönsten Steinen. Sie hatten schon eine ganze Anzahl allerschönster Steine gefunden, die der Junge stolz in einem Körbchen vor sich her trug.
    »Nun ist es genug«, sagte Hetty schließlich. »Es wird bald dunkel und Zeit für dich, ins Bett zu gehen. Komm, wir wollen nach Hause laufen und die Steine in die Schatztruhe legen.«
    Zu ihrer Überraschung fing der Junge zu weinen an. »Mama hat die Schatztruhe genommen!« sagte er. »Ich hab’s heute ganz genau gesehen. Die Schatztruhe steht in Mamas Zimmer. Und sie will sie mir nicht geben!«
    »Das ist ja allerhand«, entgegnete Hetty entrüstet. »Bist du da ganz sicher?«
    »Ganz sicher«, schniefte der Junge. »Hab es selbst gesehen. Mami hat die Schatztruhe.«
    »Weine nicht, Hermes. Dann werden wir uns unseren Schatz eben zurückholen.«
    Im Inneren kochte sie vor Zorn. Wie kam diese Frau dazu, die Kiste aus ihrem Zimmer zu nehmen? Sie hatte in ihrem Raum nichts zu suchen! Schließlich war es Rosie, die dort Ordnung hielt. Es war eine Ungeheuerlichkeit, wie selbstherrlich sich die Haushälterin benahm, geradeso, als sei sie die Herrin auf Wild Rose Manor. Sie mußte mit Richard und Catharine ein ernstes Wort sprechen. So konnte es nicht weitergehen.
    Zu Hause angekommen, verlangte sie umgehend Mrs. Mellvin zu sprechen. Charles, der Diener, bedauerte. Mrs. Mellvin sei nach Winchester gefahren, um einige Besorgungen zu machen. Sie würde frühestens in einer Stunde zurückerwartet.
    In Wirklichkeit war Mrs. Mellvin zur Poststation gefahren, um sicheinen Wagen zu mieten. Am übernächsten Tag zur Mittagszeit, wenn alle beim Essen versammelt waren und sie niemand vermissen würde, sollte sie der Wagen abholen. Sie würde in Winchester auf die Ankunft von Catharine und Roger warten, um sich dann der Kutsche anzuschließen. Doch davon ahnte auf Wild Rose Manor niemand etwas.
    Hetty zögerte nicht lange und stieg mit Hermes in den zweiten Stock, wo die Räume der Dienstboten lagen. Der kleine Junge kannte die Tür des Zimmers seiner Tante ganz genau und lief voraus, um sie für Hetty zu öffnen. Mrs. Mellvin hatte noch nicht mit dem Packen begonnen. Das Zimmer lag wohlaufgeräumt im Schein der untergehenden Sonne, die Truhe stand deutlich sichtbar auf dem Nachtkästchen neben dem Bett.
    »Meine Schatztruhe, meine Schatztruhe!« rief Hermes und vollführte einen Luftsprung. Er versuchte die Truhe hochzuheben, doch sie war zu schwer.
    »Laß mich das machen«, schlug Hetty vor. Sie nahm die Truhe unter den Arm und stöhnte. Die Steine hatten ein ganz ansehnliches Gewicht. »Wir wollen dieses Tuch über die Truhe breiten, falls uns jemand sehen sollte. Niemand soll erraten, daß wir unseren Schatz wieder in unseren Besitz gebracht haben«, schlug sie Hermes vor. Der Junge war begeistert. Es machte ihm Spaß, mit seiner neuen Freundin ein Geheimnis zu teilen. Sobald sie die Kiste eingewickelt hatten, stiegen sie in das erste Geschoß hinunter, um Hettys Zimmer aufzusuchen und die gesammelten Steine dem Schatz hinzuzufügen.
    Auf dem Flur kam ihnen ein völlig aufgeregter Richard entgegen. »Gut, daß ich dich sehe, Schwester«, sagte er. »Ich habe George und Hugh bereits in die Bibliothek gebeten. Ich muß euch etwas Wichtiges erzählen. Bitte komm mit mir.«
    »Sofort, Richard«, sagte Hetty, beunruhigt durch die leichenblasse Miene ihres Bruders. »Ich stelle das nur schnell in meinem Zimmer ab und folge dir gleich. Du gehst am besten in die Küche, Hermes. Wir spielen morgen weiter.«
    Der Junge hätte gerne widersprochen, doch die spürbare Aufregung, die seine beiden großen Freunde erfaßt hatte, ließ ihn nicken und, die Hände in den Hosentaschen langsam der Küche zustreben.
    Hetty schob die Truhe achtlos unter ihr Bett, wusch sich die Händeund richtete mit wenigen kundigen Griffen ihre Frisur. Dann folgte sie Richard in die Bibliothek.
    Hermes hatte in der Zwischenzeit die Küche erreicht und dort nicht nur die Köchin und die Spülmagd, sondern auch seine Tante angetroffen, die eben zurückgekehrt war.
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