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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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ihres Gatten gekämpft hatte. Er war erleichtert, daß es ihr nun erlaubt sein sollte, an der Seite des Mannes zu leben, den sie ganz offensichtlich liebte. Zu diesem Gespräch wurde auch Lady Streighton hinzugezogen, eine zierliche, blonde Dame in einem modisch geschnittenen, zartgrün gestreiften Tageskleid. Sie hatte auf einem der ausladenden, grün-weißen Polstersessel Platz genommen und war kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden. Nachdem Mylady in die Geschichte eingeweiht worden war und mit vielen »Ahs« und »Ohs« ihr Staunen bekundet hatte, ließ der Hausherr Champagner servieren, um auf den guten Ausgang und den Sieg der Gerechtigkeit anzustoßen.
    Es war gegen drei Uhr nachmittags, als Catharine und Richard das Haus des Pfarrers erreichten. Die Pfarrersgattin musterte sie mit strengem Blick: »So, so, Sie sind also Viscount und Viscountess Willowby. Es freut mich, Sie kennenzulernen. In der Kirche sieht man sich ja nicht.«
    »Nein«, antwortete Richard schlicht. »Wenn Sie jetzt dem Pfarrer unser Kommen melden wollen.«
    Catharine mußte innerlich lächeln. Richard legte nun zuweilen eine Strenge an den Tag, die sie früher an ihm vermißt hatte. Wie er dieses furchterregende Pfarrersweib in die Schranken gewiesen hatte, fand ihren vollsten Respekt.
    Der Pfarrer selbst erwies sich als kleiner, fülliger Mann, mit schütterem rotblonden Haar und einer Nickelbrille auf der Nase. Seine Bäckchen waren gerötet und von feinen Adern durchzogen. Mit freundlichem Lächeln und einladender Handbewegung bat er seine Besucher, Platz zu nehmen.
    »Hätten Sie vielleicht gerne eine Tasse Kräutertee?«
    Richard und Catharine lehnten höflich ab.
    »Sie sind also der neue Viscount. Mein Schwiegersohn, Lord Matthews, Sie wissen doch, daß Ihr Nachbar mein Schwiegersohn ist, nicht wahr? Also mein Schwiegersohn sagte mir, daß Sie imLande sind. Schreckliche Sache, das mit Ihrem verstorbenen Vater. Mein aufrichtiges Beileid.«
    »Vielen Dank«, antwortete Richard höflich. »Meine Geschwister waren hier und sagten mir, Sie wollten mich sprechen.«
    »Ja, sehr richtig, Mylord. Sehr richtig. Wie schön, daß ein freudiger Anlaß für die Familie bevorsteht. Eine Hochzeit. Die Zusammenführung zweier Menschen vor dem Angesicht Gottes. Schade nur, daß die Trauer Sie zwingt, die Feier im kleinen Rahmen zu begehen.«
    »Ja, wirklich, äußerst schade«, bestätigte Richard mit kaum mehr zu unterdrückender Ungeduld. »Doch ich denke, Sie wollen eine andere Angelegenheit mit mir besprechen. Etwas, das meinen Vater betraf, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sehr richtig, Mylord. Sehr richtig. Ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, daß Ihre Gemahlin bei diesem Gespräch zugegen ist, nicht wahr? Denn sonst hätten Sie sie wohl nicht mitgebracht.« Er ließ ein meckerndes Lachen hören, und Richard bestätigte düster, daß er nichts gegen Catharines Anwesenheit einzuwenden habe.
    »Gut, gut, Mylord«, erwiderte der Pfarrer. »Wissen Sie, ich wollte Ihnen ja schon lange eine Nachricht zukommen lassen. Ich hätte Sie natürlich auch aufgesucht. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Einmal ist eine Beerdigung, wie die Ihres verehrten Herrn Vaters, der Herr sei seiner Seele gnädig, dann wieder eine Taufe, eine Hochzeit, verwundete Seelen, die Trost und Beistand suchen. Ein Pfarrer kommt nie zur Ruhe.«
    »Gewiß nicht.« Richard wurde ungeduldig. »Wenn Sie nun vielleicht zum Grund unseres Besuches kommen würden.«
    »Aber gerne, Mylord, gerne. Es geht, wie Sie richtig gehört haben, um Ihren verehrten Herrn Vater. Ich habe die…« Er stand auf und begab sich zu seinem überfüllten Schreibtisch, um eine der Schubladen zu öffnen, aus denen Papiere und Dokumente hervorquollen. »Ich habe hier… Wo ist sie denn? Ich habe sie extra hergerichtet, da ich mit Ihrem Besuch gerechnet habe.«
    Richard warf Catharine einen vielsagenden Blick zu. Sie lächelte zurück und ergriff seine Hand. Es war gut zu wissen, daß er ihr Mann war und keine Macht der Welt ihn ihr mehr wegnehmen konnte.
    »Ah, da ist sie ja.« Der Pfarrer reichte das Papier an Richard weiter, der es zuerst nicht sonderlich interessiert überflog. Dann jedoch Zeile für Zeile fassungslos durchlas.
    »Das ist eine Heiratsurkunde«, sagte der Pfarrer unnötigerweise. »Ich selbst habe Ihren Vater und Mre. Mellvin in der kleinen Kapelle im Walde getraut. Ihr Vater wollte nicht, daß irgend jemand von der Eheschließung erfuhr. Es handelte sich bei der Braut um eine bürgerliche
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