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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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»Was ist mit einer Revanche? Alles oder nichts.«
    »Es ist schon spät, Ric«, wandte Hugh Deverell ein. »Ich denke, wir sollten diesen Abend beenden…«
    Doch Mr. Steanton hatte sich bereits wieder auf seinen Stuhl zurückfallen lassen. »Einmal abheben, Willowby«, keuchte er. »Gewinne ich, bekomme ich all das Geld, das vor Ihnen auf dem Tisch liegt.«
    »Aber sicher«, bestätigte sein Gegenüber gelassen. »Und wenn Sie verlieren, bekomme ich von Ihnen noch einmal den Betrag, den ich heute abend bereits gewonnen habe.«
    Mr. Steanton nickte mechanisch. Daran wollte er nicht denken. Willowby konnte nicht den ganzen Abend das Glück gepachtet haben. Sicher würde er selbst als Sieger aus diesem Spiel hervorgehen. Dann konnte er morgen in aller Ruhe all die Dinge erledigen, deretwegen er nach London gekommen war. Und Mama würde nichts von diesem unglückseligen Abend erfahren.
    Beau Bridge stieß einen leisen Pfiff aus. »Jetzt wird es interessant«, näselte er. »Ich wette zehn zu eins, daß Richard verliert. Was meinst du, Hugh?«
    Lord Deverell war nicht wohl zumute. Er mochte es nicht, wenn jemand große Summen verlor. Noch dazu in seinem Haus. Allerdings würde Richard eine Aufbesserung seiner Finanzen sicher sehr gelegen kommen. Und wie hätte er das waghalsige Spiel verhindern können, wenn Steanton einverstanden war? »Ich wette nicht«, erklärte er an den Beau gewandt. Dann zog er mit festem Griff an der Klingelschnur.
    »Ein neues Paket Karten«, trug er dem Diener auf, der herbeigeeilt war.
    Er mischte das frische Paket ausgiebig und legte es dann in die Mitte des Tisches.
    »Wer die höhere Karte zieht, soll der Sieger sein. Möchten Sie, daß ich beginne, Steanton?« fragte Richard Willowby. Mit keiner Wimper verriet er die Aufregung, die auch er verspüren mußte, da so viel Geld auf dem Spiel stand. Dafür sah man die Anspannung dem armen Mr. Steanton doppelt an. Der Schweiß begann erneut von seiner Stirne zu perlen, die Hände zitterten.
    »Nein, ich möchte beginnen, Willowby, wenn Sie gestatten«, sagte er und griff mit einem Blick auf sein Gegenüber nach der obersten Karte. Mr. Willowby nickte. Die Karte wurde umgedreht. Die Herzdame. Als Mrs. Steanton sie sah, atmete er auf. Es war nicht zu erwarten, daß ihn Willowby übertreffen würde.
    Mit gewollt langsamer Bewegung drehte dieser nun die nächste Karte um, und er blickte sie zuerst regungslos nur für sich an. Endlich, als Mr. Steanton schon meinte, seine zum Zerreißen gespannten Nerven würden die Ungewißheit nicht mehr länger ertragen, ließ Willowby sie mit einem lauten Lachen auf den Tisch fallen. Es war der Karokönig.
    »Du hättest doch wetten sollen, Hugh«, sagte Lord Bridgegate, der als erster seine Sprache wiedergefunden hatte. »Unser guter Richard befindet sich zur Zeit in einer überwältigenden Glückssträhne. Das ist man von ihm nun wirklich nicht gewöhnt.«
    Mr. Steanton sah sich ohne Pferde nach Kent zurückkehren. Sah im Geiste das vorwurfsvolle Gesicht seiner Mama vor sich und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    Richard Willowby zählte in der Zwischenzeit die vor ihm aufgetürmten Münzen und nannte ihm schließlich den Betrag, den Steanton ihm schuldete. Es war noch mehr, als Mr. Steanton befürchtet hatte. Nun würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als dem Nachbarn eines der Grundstücke zu verkaufen, die dieser schon lange von ihm haben wollte. Mühsam die Fassung bewahrend, sagte er: »Ich habe nicht so viel Bargeld bei mir, Mr. Willowby. Ich hoffe, Sie akzeptieren meinen Schuldschein? Ich werde das Geld umgehend von meinem Landsitz anfordern. Es kann möglicherweise eine Woche dauern…«
    »Wenn es sein muß, auch zwei Wochen«, erwiderte sein Gegenspieler großzügig. »Ich habe es nicht eilig.«
    »Vielen Dank, Mr. Willowby«, antwortete Mr. Steanton bitter.
    Sein Gastgeber hatte einen weißen Bogen sowie Tinte und Streusand zum Trocknen bereitgestellt. Mit zitternden Fingern griff Mr. Steanton zur Feder. Er war kaum in der Lage, die Worte lesbar zu Papier zu bringen. Zu groß war sein Verlangen, diese Stätte des Unheils und des Lasters endlich verlassen zu können. Als er fertig geschrieben hatte, nahm er sich nicht mehr die Zeit, die Zeilen durchzulesen oder zu warten, bis sie getrocknet waren. Er erhob sich so abrupt, daß er mit voller Leibesfülle am Tisch anstieß. Der Brandy in den halbgefüllten Gläsern drohte überzuschwappen, und hätte Mr. Willowby nicht mit
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