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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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ihren mannigfaltigen Formen ihr Thema gewesen, selbst in ihrem kindlichen Gekritzel fanden verwaiste Kleinkinder neue Familien oder vermisste Brüder wurden mit ihren treuen Schwestern zusammengeführt. Aber während der letzten beiden Jahre im Internat war die romantische Liebe das vorherrschende Thema ihrer Geschichten – wo Helden auf gefährliche Fahrt gingen, um unmögliche Aufgaben zu lösen, und wo Heldinnen ihren grausamen Vormündern trotzten und Leib und Leben aufs Spiel setzten, um mit dem Mann ihrer Träume vereint zu sein.
    Die Mädchen pflegten im Aufenthaltsraum beim Kaminfeuer zu kauern, und Deborah spann ihre komplizierten Handlungsfäden. So versunken waren ihre gespannt lauschenden Zuhörerinnen, dass sie jedes Mal erschreckt auffuhren, wenn Miss Kilpatrick an die Tür klopfte und verkündete, dass es Zeit sei, zu Bett zu gehen.
    „Eines Tages“, hatte sie damals zu ihrer Freundin Beatrice gesagt, „sind wir die Heldinnen. Wenn wir hier fortgehen …“
    Aber Bea, hübsch, praktisch veranlagt, ein Jahr älter und zehn Jahre weiser als Deborah, lachte nur. „Ehrlich, Deb, langsam solltest du dir klar machen, dass deine Romanzen nur Geschichten sind. Man verliebt sich nicht auf den ersten Blick; und wenn, dann sei dir gewiss, vergeht das ebenso schnell wieder. Mein Ehemann soll für mich da sein, wenn ich ihn brauche, soll mein Geld nicht sinnlos verschleudern, und ansonsten keine Hirngespinste verfolgen.“
    Ein Jahr später, als Deborah schon wieder, einem Eremiten gleich, im Haus ihres Vormunds lebte, heiratete Bea den ältesten Sohn eines benachbarten Spinnereibesitzers, der, wie sie Deborah in einem ihrer Briefe mitteilte, sich sehr gut machte.
    Dieser Briefwechsel mit ihrer Freundin – mit allen ihren Freundinnen – der ihr so viel bedeutete, war eines der vielen Dinge, die Jeremy ihr später nahm. Nicht, dass er ihr verboten hätte zu schreiben, nur war es ihr bald völlig unerträglich, ihre fatale Ehe in glühenden Farben zu schildern. Und nun war es zu spät, obwohl Jeremy seit zwei Jahren tot war.
    Wie eine schwarze Wolke spürte Deborah die Melancholie über sich hängen, die sich, wenn sie ihren jährlichen Besuch auf Kinsail Manor absolvierte, stets noch verstärkte. Jeremys Tod hatte sich keineswegs als die segensreiche Erlösung entpuppt, die sie sich davon erwartet hatte. In letzter Zeit kam es ihr vor, als hätte sie nur ein Gefängnis für ein anderes eingetauscht. Wie ein Abgrund gähnte die Einsamkeit vor ihr, doch sie hatte Angst davor, diesen Abgrund zu überbrücken, denn sie würde nicht ertragen können, dass die Wahrheit über sie bekannt wurde – selbst wenn das hieß, dass der Abgrund sie vielleicht eines Tages verschluckte.
    Sie war nicht glücklich, aber sie wusste auch nicht, wie das zu ändern wäre – oder ob sie überhaupt je etwas anderes empfinden könnte. Isoliert wie sie war, fühlte sie sich doch wenigstens sicher – immerhin ein kleiner Trost. Niemand konnte sie verletzen. Und sie würde sich nie weder verletzen lassen.
    Ein kalter Windstoß erfasste ihren weiten Mantel und riss ihn auf. Sie fröstelte. Viel zu lange hatte sie sich bereits in der Vergangenheit verloren. Schlafen würde sie nicht können, dessen war sie sicher. Doch wenn sie jetzt nicht zurück ins Haus ging, würde sie sich erkälten – und dann hätte Lady Margaret, die unterdrückte Gattin des Earls, die in ihrer Verzweiflung ständig Verbündete suchte, einen Vorwand, Deborah einen längeren Aufenthalt aufzudrängen.
    Den Kopf gesenkt, ihren Mantel fest vor der Brust zusammenziehend, eilte Deborah zu der Seitenpforte im Ostflügel des Hauses und war gerade unterhalb des Großen Salons, als ein seltsames Geräusch sie innehalten ließ. Kaum hatte sie aufgeschaut und eine dunkle, drohende Gestalt erblickt, die an der bloßen Wand zu kleben schien, fiel diese auch schon auf sie herab.
    Die Befestigung des Regenrohrs gab knirschend nach, als Elliot noch etwa drei Meter vom Boden entfernt war. Da er lieber nicht riskieren wollte, dass die gesamte Konstruktion sich von der Wand löste, ließ er los, im Vertrauen darauf, auf dem dichten Rasen sanft zu laden. Natürlich erwartete er nicht, dass sein Fall von etwas viel Weicherem aufgehalten würde.
    „Aua!“
    Unter ihm stöhnte eine Frau erstickt auf. Geisterhaft bleich im Gesicht sah sie ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen an.
    Elliot spürte den scharfen Hauch ihres Atems über seine Wange streichen und drückte ihr rasch
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