Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
Vom Netzwerk:
scharten. Mrs Chambers, ein Relikt aus Deborahs Zeiten als Schlossherrin, schaute missbilligend.
    An solche Blicke gewohnt, schritt Deborah ungerührt zum Earl. Der Rahmen des Porträts war nach vorn geklappt und gestattete den Blick auf einen Safe. Bitter verzog sie den Mund. Den hatte Jeremy ihr kurz nach ihrer Heirat gezeigt, nur war das Fach damals von einem Porträt seines Vaters verdeckt worden.
    „Keine Schätze“, hatte er ihr damals gesagt. „Wenn auch Dank dir, meine liebe Gemahlin, nicht mehr lange.“
    Zwar hatte sich seine Haltung ihr gegenüber schon unmittelbar nach er Eheschließung verändert, doch nach der Enthüllung, dass die an ihre Erbschaft geknüpften Bedingungen ihn zwangen, noch einige Jahre, nämlich bis zu ihrer Volljährigkeit, auf den größten Teil ihres Vermögens warten zu müssen, gab er sich nicht einmal mehr Mühe, seine Abneigung zu verbergen.
    Sie hätte ihn nie heiraten dürfen. Aber wieder einmal in diesem Sumpf zu rühren, dazu war jetzt nicht die Zeit. Lady Kinsail, noch bleicher und schlaffer als sonst, saß auf einem Stuhl, der beinahe so zerbrechlich wirkte wie sie selbst. Deborah nahm den Platz an ihrer Seite ein und drückte ihr die kalte Hand.
    „Cousine Margaret …“ Zwar verweigerte sie Lord Kinsail die verwandtschaftliche Anrede, nicht aber seiner Gattin. „Bitte sag’ doch, was geschehen ist!“
    „Oh, Cousine Deborah, es ist entsetzlich!“ Wie ihre Erscheinung war auch Lady Kinsails Stimme geisterhaft schwach. „Ein ganz gewöhnlicher Einbrecher …“
    „Kein gewöhnlicher Einbrecher!“, unterbrach sie ihr Ehemann. Schon unter normalen Umständen neigte Lord Kinsail sowohl von Angesicht als auch Temperament zum Jähzorn. Heute Morgen ähnelte er mit seinem wutroten Antlitz einer überreifen Tomate. „Was, Cousine, glauben Sie wohl, wie spät es ist!“, schnaubte er.
    „Viertel nach neun, wenn die Uhr richtig geht“, entgegnete Deborah und beschäftigte sich nachdrücklich damit, ihren Stuhl zurechtzurücken und ihre Röcke zu glätten.
    „Natürlich geht sie richtig, es ist eine präzise französische Uhr. Was immer man den Franzosen nachsagen mag, damit kennen sie sich aus“, rief Lord Kinsail gereizt. „Diese hier soll ursprünglich für den Herzog von Orleans persönlich gemacht worden sein.“
    „Dann ist es ein Jammer“, erklärte Deborah, „dass dieses Erbstück seiner Familie abhandenkam.“
    Lord Kinsail war cholerisch, knauserig und so eingebildet, dass Deborah glaubte, er müsse jeden Moment vor Aufgeblasenheit platzen … doch er war kein Dummkopf.
    Er kniff die Augen zusammen. „Wenn Sie meinem Cousin eine bessere Gattin gewesen wären, hätte nun nicht ich für diesen Besitz, der infolge dieser unseligen Heirat mit Ihnen völlig heruntergewirtschaftet wurde, die Verantwortung, sondern Ihr Sohn. Wenn Sie Ihren Zweck erfüllt hätten, hätte Jeremy zweifellos nicht die Notwendigkeit verspürt, Trost in Spielhöllen zu suchen, und dort sein ganzes Vermögen zu verschleudern.“
    Deborah zuckte innerlich zusammen, verärgert, sich eine Blöße gegeben zu haben, denn so grausam die Worte waren, war sie selbst doch tief in ihrem Inneren von deren Wahrheit überzeugt. Sie hätte Jeremy keine schlechtere Gattin sein können. Was jedoch nicht hieß, dass sie Jacobs Missbilligung akzeptieren musste – sie verurteilte sich schon selbst heftig genug. Und sie wollte verdammt sein, ehe sie sich wegen der Bemerkung bezüglich der Uhr entschuldigte!
    „Lass dich von mir nicht weiter aufhalten, Jacob“, sagte sie, spröde lächelnd.
    Lord Kinsail warf ihr einen finsteren Blick zu, drehte sich um und räusperte sich laut, bevor er das Wort an die Dienerschaft richtete. „Wie ihr inzwischen wisst, wurde in Kinsail Manor eingebrochen. Ein höchst wertvoller Gegenstand wurde aus diesem Safe entwendet. Ein Safe, wie ich hinzufügen möchte, mit einem neuen, außerordentlich komplizierten Schloss. Dies war kein gewöhnlicher Raub. Der unverschämte Schuft, der eine Bedrohung für die vornehme Gesellschaft ist und eine Pest für die, die vermögender sind als er, war kein gewöhnlicher Dieb.“ Und mit schwungvoller Geste produzierte er ein kleines Objekt und schwenkte es vor seinem Publikum. Einige Lakaien seufzten erleichtert, denn nun stand fest, dass auf sie kein Verdacht fallen konnte.
    Zuerst verstand Deborah nicht, was an dem Ding so bemerkenswert war. Eine Feder! Doch es war eine besondere Feder – lang, mit blau-grünem Auge. Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher