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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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alle haben sie mich abgewiesen. St. Peter’s Hall, King’s Hall, Clare Hall, Michaelhouse …“ Er hielt inne und schnappte nach Luft. „Alle miteinander.“
    Duncan fühlte einen Anflug von Mitleid. Als junger Student hatte er sich seinen Weg in das St. Benet’s Hostel erzwungen. Das meiste, was er im Leben erreicht hatte, musste er sich erkämpfen. Damals hatte er einem selbstgerechten Bischof gegenübergestanden, der geglaubt hatte, eine Erziehung in Cambridge wäre die einzige Möglichkeit, „den unzivilisierten, desolaten und ungebildeten Zustand eines jungen Menschen aus dem Norden“ zu verändern. Genau das waren die Worte des Mannes gewesen.
    Duncan würde sie nie vergessen.
    „Was sagten sie denn?“, fragte er jetzt den jungen Burschen. „Warum wollen sie dich nicht aufnehmen?“
    „Mein Latein ist nicht gut genug.“
    „Na, das hab ich dir auch gesagt, Junge. Hast du’s mir nicht geglaubt?“
    „Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.“
    „Du gehst natürlich zu den Herbergen.“ Die Colleges hatten feste Gebäude und reiche Wohltäter. Aber Herbergen wie Solar – sie waren die zahlreicheren – waren in Duncans Augen die echteren Studentenherbergen.
    „Die werden mich auch nicht nehmen.“
    „Bei wie vielen bist du denn gewesen? Fünf? Zehn? Zwanzig?“
    John blickte schweigend die Straße entlang. Eins musste man dem Jungen lassen: Er wusste, wann er ausgespielt hatte.
    „Gestehe es, Little John. Du warst gar nicht im Solar Hostel, das weiß ich genau.“
    „Fünf. Vielleicht sechs.“
    Duncan seufzte. „Na ja, du musst es noch bei vielen anderen versuchen. Und wenn du bei ihnen keinen Master findest, wirst du die Grammatikschule besuchen, bist du so weit bist, dass du es wieder versuchen kannst.“
    Der Junge zog die Nase kraus. „Das ist was für kleine Jungs.“
    „Dein Vater hat dir nie die Rute gegeben, da bin ich mir sicher.“ Dass Little John erstaunt den Mund aufriss, bewies nur, wie recht er hatte. „Wenn du so leicht aufgibst, schaffst du es nie bis zum Bakkalaureus.“
    „Ich habe es zehn Tage lang versucht, und alle haben dasselbe gesagt. Bitte, wollt Ihr mich nicht nehmen?“ Die Augen des Jungen flehten mit der gleichen Intensität wie seine Lippen.
    Duncan wollte Ja sagen, aber aus den falschen Gründen. Peter wäre nur ein wenig älter gewesen als dieser Junge hier, wenn …
    Wieder überkam ihn die Erinnerung an damals.
    Hätte er nur besser aufgepasst, hätte er sich nur nicht abgewandt, hätte er den Jungen doch nur an sich gebunden.
    Sein Vater hatte ihn für sein Vergehen bestraft, aber nicht schlimmer, als er sich selbst bestraft hatte.
    Er betrachtete das Gesicht des Jungen, das erwartungsvoll zu ihm aufsah, und wunderte sich über sich selbst. Er hatte John heute Abend davor bewahrt, verprügelt zu werden. Aber er war sich nicht sicher, ob er oder irgendjemand sonst einen Scholaren aus ihm machen konnte. Außerdem erwies er dem Jungen keinen Gefallen, wenn er ihn unvorbereitet in ein Rhetorikstudium schickte. Die anderen Studenten würden ihn in Grund und Boden reden.
    „Ich muss drüber nachdenken.“
    „Aber Ihr sagtet doch, Ihr würdet mir helfen!“ Wie es schien, war der Junge jetzt wirklich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Wenn er sich nicht eine dickere Haut zulegte, würde er es kein Jahr unter irgendeinem Master aushalten. „Wenn Ihr es nicht tut, kann ich nichts mehr tun.“
    Duncans Mitleid schwand. „Nichts mehr? Atmest du noch?“ Wie oft hatte sein Vater ihm diese Frage gestellt?
    John hob den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Er biss sich auf die bebende Unterlippe und nickte.
    Und jedes Mal hatte sein Vater, der wusste, dass die Antwort Ja lauten würde, gesagt: „Dann kannst du auch noch etwas tun.“
    Der Junge straffte die Schultern und schluckte. Die Tränen waren verschwunden. „Sagt mir, was ich tun soll, und ich tue es“, sagte er ruhig.
    Der Blick seiner blauen Augen, trotzig und flehend zugleich, ließ ihn nicht los. Duncan war, als würde er in diesen Blick hineingezogen. Er hatte das seltsame Gefühl, in einen Spiegel zu schauen. Ein Spiegel, in dem die Dinge real erschienen, in Wirklichkeit aber nur ein seitenverkehrtes Abbild waren.
    Er schüttelte den Zauber ab. „Gut. Ich will dich nicht der Gnade des Master of the Glomery – das ist der Master der Lateinschule – überlassen. Ich helfe dir bei deinem Latein, bis du so weit bist, mit einem Master zu studieren.“ Irgendwie ahnte er schon jetzt, dass
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