Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
ich hoffte …“
    Sie hatte gehofft, die Ehe würde ihre jüngere Tochter in eine normale junge Frau verwandeln. Sie war ein hübsches, blondes, blauäugiges Mädchen gewesen. Sie hatten den Hof verlassen, als sie fünf war, und während der Jahre im Exil hatte Jane sich verändert. Zu breite Schultern und zu kleine Brüste, um eine Schönheit zu sein. Nur ihre Stimme, wenn sie sang, verriet, dass sie eine Frau war.
    Es war Solay, die Alys’ ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die schöne Solay, die verstand, was es bedeutete, eine Frau zu sein, und was Frauen tun mussten, um zu überleben. Jane, das arme, seltsame Kind, hatte das nie verstanden.
    Und so hatte Alys keine Ansprüche gestellt. Hatte nur versucht wettzumachen, was sie durch den Verlust des Lebens bei Hofe verloren hatten. Sie hatte es zugelassen, dass Jane sich mit Pferden und Büchern beschäftigte, mehr Junge war als Mädchen. Bis sie dann viel zu spät erkannte, dass ihre Tochter sich für nichts anderes mehr eignete.
    Alys seufzte. Wieder einmal hatte sie als Mutter versagt.
    „Ich hätte sie nie zu einer Ehe gezwungen“, meinte Justin. „Bestimmt wusste sie das. Ich dachte nur, wenn sie den Mann sehen würde, würde sie vielleicht … Könnte zwischen den beiden …“ Er schüttelte den Kopf. „Solay hatte mich gewarnt. Ich hätte auf sie hören sollen.“
    „Der Bräutigam kommt nächste Woche. Was sollen wir ihm sagen?“
    „Die Wahrheit. Er wird darüber hinwegkommen. Jane gilt meine größere Sorge.“ Doch er sah zur Treppe, als wäre er schon zu lange von seiner Frau fort.
    „Du musst dich um Solay kümmern.“ Das brauchte sie ihm nicht zu sagen. Für diesen Mann würde nie infrage stehen, wer in seinem Leben den ersten Platz einnahm. „Abgesehen davon, wo sollen wir nach ihr suchen? Wohin könnte sie gegangen sein?“
    Im Frühling waren Alys und Jane in den leer stehenden Witwensitz auf dem Besitz von Justins Familie gezogen. Bis dahin hatte das wohlbehütete Mädchen nichts anderes als das Haus gekannt, in dem sie mit ihrer Mutter gelebt hatte, seit sie nicht mehr bei Hofe waren.
    Das Haus, das sie durch Alys’ Halsstarrigkeit verloren hatten.
    „Sie sagte einmal, sie wünschte, sie wäre ein Mann. Dann könnte sie Advokat werden und dem König dienen, so wie ich“, antwortete er. „Vielleicht ging sie zu den Inns of Court, den vier Anwaltskammern.“
    Ihre Blicke trafen sich. London. Dort würde ein naives Mädchen vom Land hoffnungslos untergehen.
    Alarmiert stand er auf. „Ich werde einen Boten ausschicken. Sie ist schon seit Tagen fort. Inzwischen kann sie in der Stadt sein.“
    Oh, Jane. Alys spürte, dass ihre Lippen bebten. Sie hatte nie geweint. Nicht, als man sie anklagte und nicht, als sie mit ihren Kindern vom Hof floh. Noch nicht einmal beim Tod des Königs, des Mannes, den sie geliebt hatte.
    Der die Töchter eines anderen Mannes als seine eigenen angenommen hatte.
    Eng an eine warme, trockene Strohmatratze geschmiegt wachte Jane auf und seufzte wohlig.
    Normalerweise wäre die Herberge voll Männer und jeder Raum besetzt gewesen, aber das Semester begann erst in ein paar Tagen. Deshalb konnte sie jetzt ohne Angst die Bandage um ihre Brüste entfernen und sich Erleichterung verschaffen. Bald würde sie dafür keine Gelegenheit mehr haben.
    Wonach sie sich wirklich sehnte, war ein Bad. Aber das wäre zu riskant.
    Jane sprach ein Gebet für Solay und ihre Mutter und ging nach unten. Sie beschloss, den Tag mit Lesen zu verbringen. Die Herberge besaß einige Bücher, mit deren Hilfe sie ihr Latein verbessern konnte.
    Aber als sie am Fuß der Treppe ankam, stand Duncan da, mit einem Stapel Tuniken und Beinlingen in den Armen. „Wasch das.“
    Sie dachte nicht daran, die Kleider anzurühren, und kreuzte die Arme vor der Brust. „Wäsche waschen ist keine Arbeit für einen Mann.“ Und auch nicht für die Tochter eines Königs.
    „Für einen Waisenjungen stellst du ganz schöne Ansprüche.“ Duncan warf ihr die Kleidungsstücke vor die Füße. „Ich sagte doch, dass du für deinen Unterricht arbeiten musst. Also tu jetzt, was ich dir sage.“
    „Ich möchte den Prinzipal sprechen“, erwiderte sie und reckte das Kinn. Der Mann, der in dieser Herberge das Sagen hatte, würde ihr gewiss keine solch niedrigen Arbeiten auftragen. „Wer ist für diese Herberge verantwortlich?“
    Duncan hob die Brauen und warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Ich.“
    Jane schluckte und war froh, dass ihr grober Schnitzer ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher