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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale
Autoren: Michael Böckler
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Ciao!«
    Während Hipp das Handy ausschaltete, dachte er über seine letzten Worte nach. Mein Akku ist leer? Das war zwar eine faule Ausrede gewesen, traf aber den Nagel auf den Kopf. Sein eigener Akku war leer, nicht der vom Handy. Und er hatte noch keinen Weg gefunden, wie er ihn wieder aufladen könnte. Das war ihm schon einmal passiert, damals, als er den Job als Polizeipsychologe hingeschmissen hatte. Wegen einiger Morde, die er hätte verhindern können.
    Er nahm die Espresso-Tasse und trank den Corretto. Und jetzt? Was war diesmal schief gelaufen? Er hatte sich geschworen, nie mehr in Mordfällen zu ermitteln. Deshalb hatte er sich auf die Aufklärung von Betrügereien spezialisiert, die irgendetwas mit Wein zu tun hatten. Hier konnte er das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Mit Wein, da kannte er sich nun mal aus, ziemlich gut sogar. Talhammers Versicherung hatte immer wieder kleine, harmlose Aufträge. Jobs, bei denen garantiert kein Blut floss. Außerdem schrieb er gelegentlich Kolumnen für einen Wein-Newsletter. Gut, reich wurde man mit alldem nicht, im Grunde ließ sich davon nicht mal leben. Aber er hatte schon vor Jahren eine kleine Erbschaft gemacht, zu der auch eine Wohnung in Frankfurt gehörte. Diese hatte er verkauft und von dem Geld erst vor kurzem dieses bescheidene Häuschen in der Toskana erworben. Das ererbte Vermögen reichte aus, um mit Stil und einigem Komfort über die Runden zu kommen. Auf Äußerlichkeiten kam es ihm dabei wenig an, vordergründige Statussymbole waren ihm nicht nur egal, er lehnte sie sogar ab. Er hatte eine Vorliebe für ausgewaschene Polos, alte Kaschmirpullover, ungebügelte Hosen, einstmals teure, rahmengenähte Schuhe, die allerdings selten jünger als zehn Jahre waren. Für Klamotten gab er also schon seit langem kein Geld mehr aus. Als fahrbaren Untersatz hatte er eine grüne Ape, ein dreirädriges Gefährt mit Vespa-Motor. Ein nach seiner Einschätzung überaus praktisches Fortbewegungsmittel, genügsam im Verbrauch, im Tempo seinem verlangsamten Lebensstil angepasst, mit einer großen Ladefläche für gelegentliche Transporte. Dass diese häufig aus Weinkartons bestanden, lag an seiner diesbezüglichen Passion.
    Der Akku ist leer? Talhammer hatte Recht, als er den Fall Praunsfeld erwähnte. Wie lange war das jetzt her? Hipp überlegte. Vor zwölf Monaten und vierzehn Tagen hatte sich der Hauptverdächtige erschossen. Er hätte es verhindern können. Wieder einmal. Und schließlich musste er seiner damaligen Freundin noch unendlichen Schmerz zufügen. Das war’s dann gewesen. Adieu mon amour! Ciao bella!

3
    M aresciallo Viberti von den Carabinieri in Alba faltete die Hände und sah verzweifelt an die Decke seines Büros. Was war das für ein Tag? Nahm denn die Arbeit heute überhaupt kein Ende? Hatten sich alle gegen ihn verschworen? Wussten sie nicht, dass er einen hohen Blutdruck hatte und keinen Stress vertrug? Porca miseria. Dabei war an einem Sonntag um diese Jahreszeit normalerweise kaum etwas los. Es war viel zu heiß! Zur Trüffelmesse im Oktober, ja, da hatten sie alle Hände voll zu tun, da passierte immer einiges. Aber doch nicht jetzt, im Sommer. Viberti knüllte einen Notizzettel zusammen und warf ihn in Richtung Papierkorb. Na bitte, nicht einmal das klappte heute.

    Angefangen hatte alles nach der Morgenandacht im Duomo San Lorenzo. Noch nie, solange er sich zurückerinnern konnte, war ein Klingelbeutel gestohlen worden. Incredibile, im heiligen Dom, man stelle sich vor, diese gotteslästerliche Dreistigkeit. Dann diese Engländerin, die auf der Piazza Savona einen Schwächeanfall erlitten hatte. Nun gut, das war ein Fehlalarm gewesen. Die Carabinieri waren wirklich nicht dafür zuständig, alte Damen mit rosa gefärbten Haaren zu reanimieren. Vielleicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung? Viberti schüttelte sich. Dafür gab es gottlob den Pronto Soccorso. Aber das Protokoll, das musste er trotzdem aufnehmen. Er war damit noch nicht fertig gewesen, da hatte ihn die Nachricht von diesem schlimmen Unfall erreicht. Gegen elf Uhr war das gewesen. Konnten diese beiden Ragazze nicht an einem anderen Tag verunglücken? Zum Beispiel morgen, da hätte er dienstfrei. Nein, es musste ausgerechnet heute sein. Was für eine Tragödie, so etwas ging ans Herz. Zwei junge Frauen, eine schöner als die andere, dafür ausersehen, Männer glücklich zu machen und entzückende Bambini auf die Welt zu bringen. Und jetzt dieses Schicksal. Die eine, wie hieß sie doch
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