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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale
Autoren: Michael Böckler
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gleich? Richtig, Eva-Maria Pertini, vierundzwanzig Jahre alt, geboren in Siena, sie war sofort tot. Die andere, Sabrina Valentino, fünfundzwanzig, geboren in San Francisco, amerikanische Staatsbürgerin, italienische Vorfahren, sie hatte überlebt. Viberti schlug ein Kreuz. Grazie a Dio! Man hatte sie nach Turin in eine Spezialklinik gebracht. Über die Schwere ihrer Verletzungen wusste er nichts. Nur, dass sie im Koma lag. Warum waren die beiden Signorine auch so schnell gefahren? An einem Sonntag. Er langte sich an den Kopf. Auf einer Straße, von der jedes Kind wusste, dass sie gefährlich war! Ein Fiat Punto ist nun mal kein Ferrari. Immerhin hatte dieser Weinbauer Cherubino Glück gehabt, großes Glück. Von oben kommt eben nicht nur Gottes Segen, sondern gelegentlich auch ein Auto geflogen.

    Viberti zog die Schublade seines Schreibtisches auf, entnahm ihr eine kleine Flasche Fernet Branca und trank sie in einem Zug aus. Er zog eine Grimasse, drehte den Schraubverschluss wieder drauf, zielte kurz und warf das leere Fläschchen Richtung Papierkorb. Diesmal mit Erfolg. »Colpito in pieno!« Vielleicht wendeten sich die Dinge jetzt zum Besseren? Obwohl, die nächsten Stunden würde er noch beschäftigt sein, da kam richtig Arbeit auf ihn zu. Dabei wäre er in der Enoteca Regionale del Barolo* zu einer viel versprechenden Verkostung eingeladen. Warum nur war er zu den Carabinieri gegangen? Wegen des Diebstahls heute Nachmittag bestimmt nicht. Wie konnte man nur in der Via Vittorio Emanuele, die der Einfachheit halber Via Maestra genannt wurde, vor dem Vincafé* einen Rucksack mit allen Reiseutensilien und -dokumenten an die Hausmauer lehnen und in aller Ruhe auf die Toilette gehen? Diesem Studenten geschah es nicht anders. Grober Leichtsinn gehörte nun mal bestraft. Das würde dem jungen Mann eine Lehre sein.
    Viberti sah auf die Uhr. In einer halben Stunde sollte die Suchmannschaft abfahrbereit sein. Was war passiert? Wahrscheinlich gar nichts. Nur weil Gianfranco Angelo nicht von seinem sonntäglichen Spaziergang zurückgekommen war? Vermutlich hatte er einen Freund getroffen, saß gemütlich in einer Cantina und trank Wein. Bevorzugt seinen eigenen, denn Gianfranco war einer der wichtigsten Winzer in der Barolo-Region südlich von Alba. Aber Viberti konnte verstehen, dass sich Fabri um seinen Vater Sorgen machte und auf einer Suchaktion bestand. Gianfranco pflegte durch die Weinberge zu laufen und durch den Wald unten am Bach, ohne feste Route. Vielleicht hatte er einen Schlaganfall erlitten und brauchte dringend Hilfe? Viberti musste zugeben, dass diese Möglichkeit nicht auszuschließen war. Also würden sie heute Nachmittag mit einer Hundertschaft die Region absuchen. Begleitet von Hunden, die eigentlich für die Trüffelsuche abgerichtet waren. Ob sie eine große Hilfe waren? Zwar gab es für die Hunde noch keine Tartufi bianchi zu finden, die Saison begann frühestens im September, aber schließlich gab es auch Sommertrüffel. Diese Scorzone hatten mit dem Tuber Magnatum Pico, dem weißen Alba-Trüffel, nicht viel gemein, waren nur ein fader Ersatz. Viberti rümpfte die Nase. Aber vielleicht waren sie den Hunden trotzdem lieber als die wahrscheinlich zweifelhaften Duftaromen des verschwitzten Gianfranco. Man würde sehen.
    Maresciallo Viberti stand auf, zog sich die Uniformjacke an und überprüfte den Sitz seiner Krawatte. Tutto perfetto. Er legte Wert auf ein untadeliges Äußeres, schließlich repräsentierte er in Alba den Staat, das Gesetz und die Ordnung. Während er seine Uniformmütze vom Haken nahm, dachte er, dass er morgen in Turin anrufen und sich nach dem Wohlergehen dieser Sabrina Valentino erkundigen würde. Sicher, auch um den alten Gianfranco Angelo wäre es schade, aber so eine junge Signorina, die durfte nicht sterben. Schlimm genug, dass ihre Freundin an diesem Sonntag ihr Leben lassen musste. »La vita è breve!«

4
    D as Buch über die Medici hatte Hipp im Schoß. Mit über der Brust verschränkten Armen lag er im Liegestuhl unter dem alten Olivenbaum und schlief. Der Tag heute unterschied sich nicht sehr vom gestrigen. Und jener war so ziemlich identisch gewesen mit dem vorgestrigen. Caffè corretto und Cornetto bei Sandro in der Bar Centrale,
Tirreno
gekauft, Spaziergang zurück zum Haus oben auf dem Hügel, in der Zeitung geblättert, Gemüsegarten und Neuanpflanzungen gewässert, einen weiteren Anruf von Talhammer abgewimmelt, der einfach nicht locker ließ und ihn unbedingt
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