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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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sich nach hinten aufs ungemachte Bett fallen, strich sich durchs nasse Haar und gönnte sich die ersten Sekunden der Entspannung seit fünf oder sechs Tagen. »Ist dir nach Plaudern zumute, Widder? Du willst doch nur von der Tatsache ablenken, dass ich dich erwischt habe. Was wolltest du vom Fernseher? Kulenkampffs knistrige Seele rauslutschen?«
    Das pulsierende Katzenaas lachte, bis ein paar offen liegende Schenkelsehnen rissen. Die Stimme wurde tiefer. »Ich wollte Porno-Kabel sehen. Hast du Porno-Kabel?«
    »Denkst du, ich könnte mir das leisten? Niemand bezahlt mich.«
    »Du und ich, wir könnten wieder Porno-Kabel werden. Würdest du wollen?«
    Der Mann richtete sich auf die Ellenbogen auf. »Komm jetzt, Widder. Gib mir meine Karten.«
    »Wie du willst, du süßer Scheißer. Versuch es in Barranquilla. Dort ist Carneval Joselito, o Mama, da ficken die Leute ü-ber-all!«
    »Kolumbien? Eine Drogengeschichte?«
    Die Katze lachte schmatzend. »Nein. Eine Gruselgeschichte. Sie schlachten dort Menschen und werfen sie weg, und man soll nie wegwerfen, was man noch brauchen könnte.«
    »Shit.«
    »Ja, genau. Bleib mir treu, mein Kleiner. Du weißt genau, dass nur ich dich wirklich glücklich machen kann.«
    Mit der schmierigen Imitation eines Hundebellens wich alle Bewegung aus der Katze, und der junge Mann riss das Ding von den Schienen, wickelte es mitsamt ein paar übrigen Schafgarbenzweigen in Alufolie und presste es tief in den Mülleimer. Er löste vier orange-sprudelnde Vitamintabletten in einem einzigen gesprungenen Glas Wasser, kippte das künstliche Gesöff hinunter, dachte kurz nach, holte sein Kampfmesser unter dem toten Kohleofen hervor, pustete die Staubmäuse weg und stürmte aus der Wohnung zwei Etagen weiter nach oben.
    Sie zog sich völlig aus und warf ihr dunkelblaues Spitzenhöschen von C&A verächtlich in den Bioabfallkanister zu den schimmelnden Orangen- und Bananenschalen.
    Sie setzte sich nackt, mit weit gespreizten Beinen, auf den dunkelroten Alu-Stuhl mit Plastiksitzfläche und beobachtete sich selbst interessiert im Spiegel dabei, wie sie ihre Augen schwarz umrandete, die Wimpern mit Nacht verstärkte und die Lippen in weicher Implosion hellrot aufglühen ließ.
    Sie vertuschte mit hautfarbenem Pickelpuder einen kleinen Mitesser unter ihrer linken Brust.
    Sie war ein hübsches Mädchen mit hübschem, dunkelblonden Lockenhaar, sie onanierte jetzt ein wenig, aber nicht zu viel.
    Sie stand auf, um den frischen Schweiß von ihren sorgsam rasierten Achselhöhlen und dem Schlüsselbein zu waschen. Sie benutzte dazu zusätzlich einen Deo-Roll-Stift, ein bisschen FCKW-freies Spray und jede Menge süßes Parfum mit leichter Moschus-Note.
    Sie ging zur unauffällig unifarbenen Plastiktüte vom Wichser-Shop und holte das mattrote Bustier mit dem schwarzen Spitzenbesatz heraus und legte es sich an. Das Polyamid raschelte schmeichelnd an ihren Brustwarzen, die wie elektrisiert waren, sensitiv, atemlos erwartend.
    Sie zwängte sich ohne Höschen, quietschend und schmatzend in den roten Lack-Mini aus der Plastiktüte und hockte sich in verschiedenen Posen darin hin, um den hautengen, saugenden Sitz zu gewährleisten.
    Sie zog sich ihre alten, abgewetzten, kniehohen, dunkelbraunen Wildlederstiefel an und die schwarze Lederjacke mit den aufgesprungenen Schultern. Sie steckte sich ihr ganzes weniges Geld und ihr Flugticket in die Innentasche mit dem defekten Reißverschluss.
    Sie drehte und wand sich vor dem Spiegel und schmollte und leckte sich selbst zu.
    Sie sah aus und roch wie die billigste Nutte der Potsdamer Straße, eine total heruntergekommene, vielleicht sogar drogensüchtige Pollackin oder so, eine, die dich für einen Zwanziger ohne Gummi alles machen lässt, eine, die jeder haben kann und der es sogar noch Spaß macht.
    Sie war zufrieden.
    Wenn sie schon verrecken musste, dann mit viel, viel Stil.
    Im Treppenhaus aufwärts roch es kalt nach Rouladen von gestern. Der junge Mann kam ungesehen zwei Stockwerke höher an und klingelte dann an der Wohnung von Ilse Rosenmacher. Es war nicht eigentlich ein Klingeln, mehr ein elektrisches Grinden, aber es erfüllte seinen Zweck. Nach dem siebten Mal ohne Antwort oder sonstige Reaktion von drinnen klemmte und splitterte der Mann mit seinem bulligen Messer das lächerliche Türschloss auf, schmiegte sich – schon wieder Schweißtropfen auf der Stirn – in den berosentapeteten Flur dahinter und drückte die Tür gerade noch rechtzeitig wieder zu, bevor
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