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Himmlisch verliebt

Himmlisch verliebt

Titel: Himmlisch verliebt
Autoren: Annette Weber
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rüttelte ihn hin und her. „Hör zu, mein Bürschchen“, zischte sie. „Du gehst morgen zur Schule. Und wenn du nicht freiwillig gehst, bringe ich dich bis in die Klasse, verstanden? Und mit dem Zocken ist es auch vorbei. So lange, bis sich deine Noten gebessert haben. Haben wir uns verstanden?“
    „Verschwinde! Hau bloß ab!“, rief Elias nun ebenfalls in Rage.
    Damit brachte er das Fass zum Überlaufen. Seine Mutter lief dunkelrot an. Ihre Augen funkelten.
    Gleich kriegt er eine gescheuert, dachte Lilith. Und das hatte er auch verdient.
    Aber Frau Friedrichs schien sich in letzter Minute unter Kontrolle zu bringen. Sie hielt mitten in der Bewegung inne und atmete tief durch. Dann zischte sie etwas, das sich anhörte wie: „Das wirst du noch zu spüren bekommen“, und verließ das Zimmer mit der Tastatur in der Hand.
    „Denkst du, ich habe nur eine Tastatur?“, schrie Elias hinter ihr her. Erregt sprang er auf und öffnete die Tür von seinem Schrank.
    In dem Moment gab es einen Laut, dann war der Computer dunkel. Offensichtlich hatte die Mutter die Sicherung herausgedreht.
    „Spinnst du jetzt?“, brüllte Elias nun total wütend. „Dreh sofort die Sicherung wieder rein. Ich bin doch kein Baby, das um neun Uhr ins Bett geht.“ Er wartete eine Weile. Saß am Schreibtisch und trommelte auf der Schreibtischplatte herum. Aber nichts tat sich. „Ich will ein Buch lesen“, rief Elias noch lauter. „Mach das Licht an. Ich muss noch was für die Schule lesen.“
    Immer noch veränderte sich nichts.
    Da warf sich Elias schließlich aufs Bett. So wie er war. Mit Jeans und Sweatshirt. Und nach kurzer Zeit war er tatsächlich eingeschlafen.
    Lilith ließ sich auf seinem Schreibtisch nieder und schaute den schlafenden Elias an. Eigentlich war dieser Typ ein echtes Ekel. Wie konnte man seine kostbare Lebenszeit auf so öde Weise vergeuden? Wie konnte er seine Mutter so schlecht behandeln?
    Nein, eigentlich hatte Lilith keine große Lust, für diesen Jungen da zu sein.
    Eine erste Wehmut erfasste sie. Sie hatte dem Experiment viel zu schnell zugestimmt. Hatte ihre eigene schöne, gut behütete Welt verlassen. Hatte sich noch nicht einmal verabschiedet. Und das alles für diesen Typen, der gar nicht wusste, wie gut er es hatte!
    Lilith betrachtete Elias eingehend. Jetzt, wo er so ruhig im Bett lag, ins Kissen gekuschelt, sah er kindlich und ein wenig traurig aus. Was war er wohl für ein Junge? Was dachte er, was träumte er? Was hatte er für eine Geschichte? Langsam stand Lilith auf und wanderte durch das Zimmer. Sie betrachtete die Poster an den Wänden – Fantasywelten mit großen Bäumen, tiefen Horizonten und Nebelschwaden. Dazwischen die Sonne, die durch die Wolken brach. Ein bisschen sahen die Bilder aus wie die Welt, aus der Lilith kam.
    Irgendwann wagte es Lilith durch die Wohnung zu wandern. Da saß Elias Mutter auf dem Sofa im Wohnzimmer und blätterte in einer Zeitschrift herum. Müde sah sie aus. Und unkonzentriert. Bestimmt dachte sie immer noch an den Streit mit ihrem Sohn. Andere Personen gab es nicht in der Familie. Weder einen Vater, noch Geschwister.
    Nachdenklich kehrte Lilith ins Kinderzimmer zurück. Sie legte sich neben Elias auf das Bett und umarmte ihn behutsam. Jetzt lächelte er. Murmelte etwas im Schlaf. Das machte Lilith sehr glücklich. Vielleicht schaffte sie es ja doch, ihm zu helfen.
    Am nächsten Tag war Elias wie umgekrempelt. Er stand kommentarlos auf, als ihn seine Mutter weckte, er duschte sogar und zog sich neue Klamotten an. Auch ein paar Cornflakes schaufelte er in sich hinein.
    Seine Mutter sah erleichtert aus.
    „In ein paar Tagen müssen wir zu Frau Berger in die Sprechstunde“, sagte sie, während er vor sich hin schmatzte. „Das kann ich dir leider nicht ersparen.“
    „Schon okay“, brummte Elias.
    In seinem dunkelroten Kapuzenshirt mit dem karierten Innenfutter sah er plötzlich viel weicher aus. Lilith war froh darüber. Sie verließ mit ihm zusammen die Wohnung, ging dann den ganzen langen Schulweg über neben ihm her.
    Andere Schüler kamen dazu: An der einen Ampel ein Kumpel, den Elias Moritz nannte, später an einer anderen Kreuzung noch Dennis und kurz vor der Schule ein kleiner dunkelhaariger Junge, der Ümüt hieß. Die Gespräche drehten sich um Computerspiele, um Level, um Ego-Shooter und Rollenspiele. Lilith langweilte sich ein bisschen.
    „Meine Mutter ist gestern total abgedreht“, erzählte Elias. „Nur weil ich mal ein paar Tage nicht zur
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