Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmlisch verliebt

Himmlisch verliebt

Titel: Himmlisch verliebt
Autoren: Annette Weber
Vom Netzwerk:
unglücklich. „Dem passiert doch überhaupt nichts. Der kann höchstens mal vom Schreibtischstuhl fallen.“
    „Vergiss nicht“, lächelte Seraphin. „Solche Menschen brauchen manchmal ganz besonderen Schutz.“
    „Ich weiß nicht.“ Lilith betrachtete Elias von der Zimmerdecke aus. Er hatte seine Beine weit unter den Schreibtischstuhl geschoben und ineinander verschlungen. Gebannt blickte er auf den Monitor. Seine Finger flogen über die Tastatur. Hin und wieder fluchte er leise.
    „Gut“, sagte Seraphin. „Es ist jetzt deine Aufgabe, ihn zu beschützen. Willst du sie annehmen?“
    „Klar“, erwiderte Lilith. „Aber wenn du noch einen anderen zur Auswahl hast, würde ich den Typen vielleicht eintauschen.“
    „Für dich habe ich nur diesen hier“, erklärte Seraphin. „Wenn du ihn nicht willst, kannst du wieder zu uns zurück. Das ist kein Problem.“
    Lilith zögerte keine Sekunde. Natürlich wollte sie gerne bei den Menschen sein. Viel lieber als bei den anderen Geistwesen. Es wäre halt schön gewesen, wenn sie einen wirklich tollen Menschen hätte beschützen dürfen. Aber da nur dieser seltsame Computerfreak zur Wahl stand, war es besser als nichts. „Ich pass auf ihn auf“, sagte sie.
    Seraphin nickte. „Dann lasse ich dich jetzt mit ihm alleine, oder?“
    Lilith war ein bisschen erschrocken. Sie hatte sich gar nicht aus ihrer Welt verabschiedet. Dabei wollte sie eigentlich noch Annel auf Wiedersehen sagen und die anderen aus ihrer Gruppe grüßen lassen. „Ist gut“, antwortete sie mit beklommener Stimme.
    Seraphin nickte ihr kurz zu. Dann war er plötzlich verschwunden.
    Ratlos lehnte sich Lilith mit dem Kopf gegen die Wand und dachte nach. Wie konnte sie Seraphin erreichen, wenn sie seinen Rat brauchte? Einen Moment lang spürte sie einen Kloß im Hals. Dann aber versuchte sie sich zu beruhigen. Seraphin würde spüren, wenn sie Hilfe brauchte. Und dann war er bestimmt sofort zur Stelle. Der Gedanke war Lilith ein großer Trost. Seraphin war immer für sie da gewesen. Sie konnte ihm auch jetzt vertrauen.
    Schade nur, dass dieser Typ, den sie beschützen sollte, so seltsam war. Lustlos starrte Lilith auf den Computertypen vor sich, der immer noch wie ein Verrückter in die Tasten haute. Auf ihn aufpassen zu müssen, würde ziemlich öde werden.
    In diesem Moment wurde die Zimmertür geöffnet. Eine Frau Anfang vierzig erschien im Zimmer. Elias sah gar nicht auf. Nach wie vor befand sich seine Figur im Kriegszustand mit den Rittern.
    „Elias!“ Die Frau hatte eine strenge Stimme. „Frau Berger hat gerade angerufen.“
    „Die Berger? Warum denn?“ Elias sah immer noch nicht auf.
    „Warum wohl? Was meinst du?“ Die Frau klang jetzt total wütend. „Guck mich an, wenn ich mit dir spreche!“
    Elias drückte eine Taste. Der Junge auf dem Monitor hielt mitten in der Bewegung inne.
    „Was ist?“ Elias schien ungeduldig und genervt.
    „Frau Berger sagt, du warst heute nicht in der Schule.“
    „Nicht in der Schule? Klar war ich da. Außerdem kann sie das gar nicht wissen. Sie war doch heute gar nicht in unserer Klasse.“
    „Du warst heute nicht da und gestern nicht und vorgestern nicht. Und in der letzten Woche auch nicht.“
    „Hää?“ Elias tat überrascht, aber Lilith merkte sofort, dass er log. Er war ein schlechter Schauspieler.
    Auch die Frau schien dies zu merken. Mit einem Satz war sie bei ihm und schnappte ihm die Tastatur unter den Fingern weg.
    Das riss Elias aus seiner Apathie. „Vorsicht, Mama! Mach sie nicht kaputt!“
    Die Mutter zog das Kabel aus dem Computer, an dem die Tastatur hing. „Eins sage ich dir, mein Freund: Wenn du blau machst und den ganzen Morgen vor dem Computer abhängst, kriegst du so richtig Ärger mit mir. Dann kommt das Ding aus deinem Zimmer und wird im Keller eingeschlossen.“
    „Oh, Mama, nerv doch nicht rum.“
    „Ich und nerven?“ Elias Mutter schien an der Grenze ihrer Kräfte zu sein. „Ich weiß genau, wie du das hinkriegst. Du wartest ab, bis ich zur Arbeit gegangen bin, und dann machst du es dir hier gemütlich. Während ich schufte und schufte, damit die Kasse stimmt, ruht sich Sohnemann auf seinem Hintern aus.“
    „Nicht so laut ey“, tönte Elias. „Meine Ohren tun echt weh.“
    „Was sagst du da?“
    Elias Mutter kam so nah, dass Lilith richtig Angst bekam. Sie stand auf. Immerhin musste sie verhindern, dass ein gewaltsamer Streit ausbrach.
    Seine Mutter packte Elias jetzt an der Kapuze seines Sweatshirts und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher