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Himmlisch verliebt

Himmlisch verliebt

Titel: Himmlisch verliebt
Autoren: Annette Weber
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konnte es tatsächlich Schwierigkeiten geben, an die sie gar nicht gedacht hatte.
    „Hier, in diesem Haus wohnt er. Er heißt Elias“, fuhr Seraphin nun fort und zeigte auf ein Fenster im zweiten Stockwerk.
    „Elias?“, wunderte sich Lilith.
    „Ein Junge in deinem Alter.“
    „Fünfzehn“, erinnerte sich Lilith. So alt war sie, als sie starb.
    „Fünfzehn. Genau.“ Seraphin wirkte verwirrt. „Ich dachte, es ist schön für dich, wenn ihr im gleichen Alter seid. Dann verstehst du ihn vielleicht besser.“
    „Ja. Das ist gut.“
    „Okay. Gehen wir zu ihm. Bist du bereit?“ Er sah Lilith aufmerksam an.
    Sie nickte. Und jetzt spürte sie ihre Aufregung wie einen zu lauten Herzschlag. Eine Unruhe im ganzen Körper.
    „Also los.“

2.

    Seraphin zog Lilith mit. Nebeneinander tauchten sie in einem Zimmer auf. Einem kleinen dunklen Zimmer. Ein Bett stand an der Wand, ein Schrank daneben und ein grauer Sessel. Unter dem Fenster ein Schreibtisch, auf dem sich ein Monitor befand. Lilith wusste sofort, dass das ein Computer war. Die hatte es auch schon zu ihrer Zeit gegeben. Nur dass sie eher in einem Büro gestanden hatten und nicht im Zimmer eines Jungen. Auf dem Bildschirm war ein großer grauer Torbogen zu sehen. Wie aus einem mittelalterlichen Schloss.
    Lilith trat näher an das Bild heran. „Was hat das zu bedeuten?“, wandte sie sich an Seraphin.
    „Er kommt“, zischte Seraphin.
    In dem Moment wurde die Tür zum Zimmer aufgerissen und ein Junge schoss herein. Eine Colaflasche in der einen Hand, ein Brot in der anderen rannte er direkt auf seinen Schreibtischstuhl zu, ließ sich darauf fallen und zog den Stuhl vor den Bildschirm.
    „Das ist Elias“, stellte Seraphin den Jungen vor. „Elias Friedrichs.“
    „Okay.“ Lilith stand direkt neben ihm. Sie hätte ihn berühren können, aber sie tat es nicht.
    Mit den Zähnen hielt Elias das Brot fest, mit der freien Hand betätigte er eine Taste. Das Bild auf dem Monitor bewegte sich. Ein Junge lief durch eine Landschaft. Elias stellte die Colaflasche neben den Monitor und benutzte nun die andere Hand, um die Maus zu steuern.
    Lilith blickte wieder zu dem Monitor hinüber. Der Junge auf dem Bildschirm war inzwischen auf einen Mann zugelaufen. Der Mann redete mit ihm.
    Elias Augen waren starr auf den Monitor gerichtet. Er wirkte sehr konzentriert.
    „Kämpfe, wenn du ein echter Mann bist“, sagte der Mann auf dem Bildschirm zu dem kleinen Jungen. „Kämpfe.“
    Jetzt kam Leben in Elias. Er klickte wie besessen mit der Maus herum. Gleichzeitig zog der Junge ein Schwert und metzelte den Mann nieder. In seiner Aufregung biss Elias das Brot durch, das ihm immer noch im Mund steckte. Es fiel auf die Tastatur, öffnete sich dabei. Die Scheibe Käse fiel auf die Tasten und Butter klebte überall. „Scheiße“, fluchte er.
    Lilith lachte.
    Elias versuchte die Tastatur mit dem Ärmel seines Sweatshirts sauber zu bekommen. Aber dadurch wurde alles noch schlimmer. Wieder fluchte Elias, diesmal lauter und heftiger. „Mama!“, schrie er dann. „Guck dir mal die Scheiße hier an!“ Aber niemand kam ihm zu helfen. Schließlich drehte Elias die Tastatur herum, schüttelte die Brotkrümel heraus und wischte die Tasten mit einem Tempotuch sauber. Dann wandte er sich wieder dem Spiel zu.
    Ein großer Kampf hatte begonnen. Von allen Seiten kamen verschiedene Ritter und maskierte Männer in dunklen Umhängen. Ein schauriger Gesang hatte eingesetzt. Auch Elias schien das unheimlich zu sein. Er zog sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf und verkroch sich fast darin. Dann tippte er wie ein Verrückter auf die Tastatur. Der Junge in dem Spiel schlug mit dem Schwert nur so um sich. Eine Figur nach der anderen flog schreiend auf den staubigen Boden. Blut spritzte.
    Lilith schaute Elias direkt ins Gesicht. Zweifellos. Der Typ war total weggetreten. Sein Brot und die Cola waren vergessen. Bestimmt wusste er noch nicht einmal mehr, dass er sich in seinem Zimmer befand. Langsam ging Lilith zu Seraphin hinüber. Der hatte sich auf den Boden in die Zimmerecke gesetzt. Lilith nahm neben ihm Platz.
    „Und auf den soll ich aufpassen?“, fragte sie verwundert.
    Seraphin nickte.
    „Aber der braucht mich nicht“, versuchte Lilith den Auftrag abzuwehren. „Der sieht so aus, als würde er schon tagelang auf diesem Stuhl sitzen und auf den Monitor starren.“
    „Schon wochenlang“, korrigierte Seraphin.
    „Aber was soll ich mit dem?“ Lilith war jetzt richtig
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