Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
Häuschen für dich hergerichtet hatte, da war es Liebe. Da dachte ich, dass es passt und dass alles andere unwichtig sein würde. Da wollte ich noch nicht wahrhaben, dass ich gegen Tim niemals eine Chance hatte.“
    Ohne nachzudenken ging ich einen Schritt auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte kaum merklich zusammen.
    „Hör auf. Es ist nicht alles deine Schuld. Ich habe mich auch nicht fair verhalten. Ich habe dich verletzt und es tut mir leid.“
    Leo strich mir sanft eine Locke hinter das Ohr und es war völlig okay.
    „Vielleicht bist du meine Meisterin, die erste Frau, die ich nicht haben kann.“ Er versuchte ein Lächeln.
    Ich lächelte zurück, nahm seine Hand und drückte sie.
    „Lass uns Freunde sein.“ Mein Anliegen klang schlicht.
    „Okay“, antwortete er. Er sah immer noch nicht glücklicher aus, aber immerhin erleichtert. Er erwiderte meinen Händedruck. Dann ließ er meine Hand mit einem Seufzer los und sagte:
    „Und noch was … Ich habe Jerome nicht verraten, dass du auch Element Wind bist.“
    Er forschte in meinem Gesicht, wie ich darauf reagierte.
    „Ich glaube dir“, antwortete ich und war mir sicher, dass er mich nicht anlog. Einige Augenblicke standen wir verlegen voreinander und sagten nichts. Dann räusperte Leo sich und fragte:
    „Gehst du auch gerade nach Hause?“
    Ich nickte, obwohl es offensichtlich war und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung.
    „Der Rat hat mir aufgetragen, mich um Jerome zu kümmern. Er hat sonst niemanden da draußen“, sagte Leo im Plauderton wie Freunde ihn anschlugen.
    „Oh“, entfuhr es mir. Das war bestimmt nicht leicht für ihn. Ich hatte mich schon gefragt, welche Aufgabe der Rat für Leo ersonnen hatte, damit er seine Verfehlungen wieder gut machen konnte. Sie gaben Leo die Chance, mit seiner Vergangenheit aufzuräumen. Wieder einmal fragte ich mich, ob ich auch irgendwann auf solche weisen Entscheidungen kommen würde.
    „Er weiß gar nichts mehr. Ich erfinde eine harmlose Geschichte, über sein Leben. Ich bin darin der Sohn seines Bruders. Sonst hat er keine Familie.“
    „Das ist okay“, bestärkte ich ihn und merkte, wie sehr Leo das Bedürfnis hatte, darüber zu sprechen.
    „Nur eins lässt ihn nicht los: eine Anlage, die er bauen wollte und die das C02 aus der Luft filtert, ohne Rückstände. Er betont immer, dass es ohne Rückstände ist. Er verzweifelt daran, dass ihm nicht mehr einfällt, wie er das eigentlich anstellen wollte. Seiner Erinnerung fehlt die ganze magische Welt, weißt du.“
    Das war also das neue Projekt, was Jerome bereits im Anschlag gehabt hatte. Und wahrscheinlich wäre Gregor wieder daran beteiligt gewesen. Die Atmosphäre der magischen Akademie wäre als nächstes mit C02 vergiftet worden. Oder die Welt selbst? Irgendein bestimmtes Land? Europa? Amerika? Durch Durchgänge, deren Quelle niemand finden konnte? Irgend sowas.
    „Aber niemand nimmt sein Gefasel ernst. Es ist zusammenhangslos. Ich sage ihm immer wieder, dass er Elektriker ist. Dann nickt er und versucht, sich zu erinnern. An den Unfall. Mit einem offenen Stromkabel … Nur die Malariaanfälle, die sind schlimm. So etwas möchte niemand erleben. Ich wünschte, niemand müsste sie haben, auch wenn sein Vergehen noch so groß war …“
    Für einen Moment war ich unruhig. Wollte Leo wieder auf die alten Theorien hinaus? War er doch nicht der Meinung, dass …
    „Ich würde dagegen gern war tun, weißt du. Es ist schwer, das mit anzusehen“, schob er hinterher und ich wollte in dem Moment auf keinen Fall die Last tragen, die er zu stemmen hatte. Leos Gesicht war voller Schmerz. Ich verstand, dass er es für richtig hielt, Jerome unschädlich zu machen. Aber dass ihm die Nebenwirkungen weh taten, als wäre Jerome sein Vater. Wahrscheinlich war er das, ein Vater-Ersatz. Irgendwann würde ich die Hintergründe besser verstehen. Ich dachte an all die anderen Betroffenen, die diese Malariaanfälle hatten. In dem Moment wusste ich, dass ich diejenige war, die dieses Problem zum Thema ihres Studiums machen würde. Das würde ich! Sofort fielen mir die Mitglieder des magischen Geheimbundes ein.
    „Weißt du denn, was jetzt mit Jeromes Leuten wird? Was werden sie tun? Sind sie gefährlich? Auch ohne Jerome? Wird jemand anders ihre Führung übernehmen?“
    Ich rechnete damit, dass Leo immer noch Kontakt zu ihnen hatte. Die Frage war nur, in welcher Form? Und ob er mir davon überhaupt erzählen würde. Seine Antwort überraschte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher