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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gewisse Möglichkeiten haben, einen Blick in den Anzug und in Bellas durchbohrten Schädel zu werfen. Als er antwortete, konnte er nur wenig Trost spenden. »Du hast das Richtige getan. Es ist immer besser, etwas zu versuchen und zu scheitern, als es gar nicht erst zu versuchen. Aber die Schäden am orbitofrontalen Kortex sind gravierend.«
    »Zu gravierend, um sie zu reparieren?«
    »Man kann einen Geist nicht aufs Geratewohl zusammenflicken. Möglicherweise erweckt man jemanden zum Leben, aber es wird nicht mehr die Persönlichkeit sein, die du gekannt hast.«
    »Wir haben heute schon zu viele Leute verloren, McKinley. Ich will sie nicht auch noch verlieren.«
    »Du hast dich in Gefahr begeben, um sie zurückzuholen. Alles, was du ihr schuldig warst, alles, was sie dir schuldig war … ich würde meinen, dass du jetzt alle offenen Rechnungen als beglichen betrachten kannst.«
    Sie blickte durch die Glashülle auf die Masse aus wallenden blau-grünen Fühlern. »Du bist darin ziemlich gut, McKinley.«
    »Gut worin?«
    »Dich menschlich zu artikulieren, die richtigen Töne zu erzeugen. Du hast seit unserer ersten Begegnung eine Menge gelernt, und du bist jeden Tag besser geworden. Aber manchmal glaube ich, dass du immer noch nicht verstanden hast, wie wir ticken.«
    »Ich habe verstanden, dass ihr die Existenz höher als die Nichtexistenz schätzt«, sagte McKinley. »Zumindest das haben wir gemeinsam. Ich kann dir versichern, dass sich das nicht von allen Kulturen behaupten lässt, die sich in der Struktur aufhalten.«
    »Falls mich das beruhigen soll …«
    »Das soll es nicht.«
    Sie schloss die Augen und nahm einen tiefen, erschöpften Atemzug. »Ich wollte nicht undankbar erscheinen. Es ist nur … sie war meine Freundin. Zwischen uns ist einiges vorgefallen, aber nicht so viel, dass ich sie mir nicht zurückwünschen würde.«
    »Das tut mir leid«, sagte McKinley in tröstlichem Tonfall. »Ich wünschte, wir könnten etwas tun. Aber organisierte Strukturen sind das Kostbarste, was es im Universum gibt. Wenn sie verloren sind, sind sie nicht zu ersetzen.«
    Etwas später ließ Svetlana den Alien mit Bella allein und stieg durch die technischen Innereien des Beiboots, bis sie ein Inspektionsbullauge erreicht hatte, das weit genug von den anderen Menschen entfernt war, um ihr ein gewisses Maß an Abgeschiedenheit zu ermöglichen. Sie blickte zurück und versuchte vor dem matten Orange der Schachtwand den fernen dunklen Fleck zu erkennen, der Janus darstellte. Inzwischen waren sie an den Moschushunden vorbeigezogen und holten alles aus dem Frameshift-Antrieb im Taschenformat heraus, was möglich war. Das Knorpelschiff war gerade noch in ein paar tausend Kilometern Entfernung sichtbar, eine verworrene Masse vor dem Widerschein ihres unbekannten Antriebssystems. Auch die Moschushunde holten das Letzte aus ihrem Schiff heraus. Die Belastung war so groß, dass ganze Stücke von ihm abbrachen und eine mit dem Radar verfolgbare Spur aus Fettklumpen und knochigen Maschinenteilen hinterließen.
    Auf dem Radar zeigte sich auch, dass die Moschushunde das Wettrennen zum Schachttor verloren. Vor der Star Crusader schloss es sich mit besorgniserregender Geschwindigkeit, so schnell, dass Svetlana Zweifel an der Genauigkeit von Chisholms Timing hegte.
    Aber es bestand kein Grund zur Sorge.
    Kurz nachdem die Star Crusader durch den engen Spalt geflogen war, bat Jim Chisholm sie um Erlaubnis, dem Knorpelschiff eine Nachricht schicken zu dürfen.
    »Warum?«, fragte sie irritiert.
    »Reine Formsache«, sagte er. »Für den Nexus ist es furchtbar wichtig, sich an bestimmte Regeln zu halten.«
    Es ließ sich ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen, und Svetlana hatte keine Einwände. Die Botschaft wurde über alle Lautsprecher des Beiboots verbreitet, damit jeder mithören konnte, was Chisholm den Moschushunden mitzuteilen hatte. Erneut wurde es totenstill unter den Überlebenden.
    Es war eine Ansprache, die sie nicht so bald vergessen würde.
    »Hier spricht James Henry Chisholm, der menschliche Vertreter des Schacht-Fünf-Nexus. Ich wende mich an den Verhandelnden. In Kürze werden Sie und die anderen Moschushunde an Bord Ihres Schiffes sterben. Falls Sie nicht durch die Explosion von Janus umkommen, werden Sie von den überlebenden Elementen des Nexus unter Beschuss genommen, als Strafe für Verbrechen gegen eine vom Nexus geschützte Spezies und wegen Unterlassungshandlungen, die zum Eindringen feindseliger Einheiten der

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