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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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allererstes würde ich den Kerl umbringen, wer auch immer es gewesen ist.« Er dachte einen Moment lang nach. »Hast du ihn umgebracht?«
    »Nein.«
    »Aber tot ist er?«
    »Ja.«
    »Soweit okay. Als nächstes würde ich das Dings wiederaufbauen, und zwar so original wie eben möglich.«
    »Genau.«
    »Aber ich würde es nicht allein machen. Nicht wenn ein Freund von mir ein Stück die Straße runter wohnte, der zweimal so viel vom Hüttenbau versteht wie ich.«
    »Entschuldige mal, zweimal so viel? Seit wann, bitte?«
    »Gut, sagen wir dreimal so viel. Ich wollte nur freundlich sein.«
    »Nun gut, wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe zu tun.«
    »Du schaffst es niemals auch nur bis zum Dach. Soll sich denn den ganzen Winter der Schnee da drin auftürmen?«
    »Was sagst du da? Du willst mir im Ernst helfen?«
    »Der Geist deines Vaters hat mich geschickt. Er weiß, wie das Ding aussehen würde, wenn du alles alleine machst.«
    »Ah, indianischer Humor. Der hat wirklich noch gefehlt.«
    »Laß mich eben mein Werkzeug holen. Ich guck mal, ob ich auch einen zweiten Hörschutz finde.«
    »Ja, bring den unbedingt mit. Ich habe das Gefühl, daß ich ihn jetzt nötig habe.«
    So kam ich zu meinem Helfer. So kam es, daß wir wieder Freunde wurden.
    Wir arbeiteten, bis die Sonne untergegangen war. Ich schlug ihm vor, ihn zum Abendessen ins Glasgow einzuladen, aber er lehnte ab. Er sagte, er gehe ins Reservat, um seine Mutter zu besuchen. Am nächsten Morgen war er vor mir auf der Baustelle. Er entrindete Stämme mit einem Schälmesser mit zwei Griffen.
    »Ich muß dich etwas fragen«, sagte ich, nachdem ich den Wagen abgestellt hatte. »Solltest du diesen Monat nicht in den Wäldern sein?« Vinnies fester Job bestand darin, im Bay Mill Kasino die Karten für Siebzehnundvier auszuteilen, aber im Herbst verdiente er sich noch zusätzlich etwas, indem er als Führer für Jagdgäste arbeitete.
    »Das hier gefällt mir besser«, sagte er.
    »Und dein anderer Job? Du arbeitest doch noch am Kartentisch?«
    »Ich habe mir ein paar Tage frei genommen.«
    »Vinnie, das brauchst du wirklich nicht.«
    »Ich brauchte sowieso eine Pause, Alex. Okay? Hilf mir lieber die Dinger hier entrinden.«
    »Die sind schon entrindet, Vinnie.«
    »Womit, mit einer Maschine? Hier, ich zeig dir mal, wie man das richtig macht.«
    Irgendwie gelang es mir, mich soweit zu beherrschen, daß ich ihn nicht an diesem Tag umgebracht habe. Als wir uns an die Arbeit machten, fanden wir schnell einen gemeinsamen Rhythmus und erhöhten die Wände um drei weitere Reihen Stämme. Wir sagten nicht viel, nur, welcher Balken jetzt an der Reihe sei und wohin er komme. Wir verloren kein Wort über das, was zwischen uns vorgefallen war.
    Als uns das Tageslicht ausging, lud ich ihn wieder zum Abendessen ins Glasgow ein. Er schien eine Sekunde zu zögern, bevor er zusagte. »Wenn du ein scharfes Date oder so was hast, sag’s nur. Ich nehm dir das nicht übel.«
    »Ich bin in der letzten Zeit verdammt oft im Reservat gewesen. Die können auch mal eine Zeitlang ohne mich auskommen.«
    Dahinter verbarg sich eine ganze Geschichte – Vinnie, der aus dem Reservat auszieht und sich ein eigenes Stück Land kauft. Ich wußte, daß das dem Rest seiner Familie keineswegs recht war, auch wenn er Wert darauf legte, seine Freizeit meist dort zu verbringen.
    »Na komm schon«, sagte ich, »ich lade dich immerhin zu einem Steak ein.«
    Jackie sah zweimal hin, als wir zusammen ins Glasgow kamen. »Da sieh mal einer an«, sagte er.
    »Zwei Steaks«, sagte ich, »medium bis rare, den Rest kennst du.«
    »Auch euch wünsche ich einen schönen Abend«, sagte er. »Und es geht mir gut, danke der Nachfrage.« Falls er wirklich sauer auf mich war, hinderte ihn das nicht, ein kaltes Kanadisches aufzumachen und es mir zuzuschieben.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte Vinnie. »Schon ziemlich lange her.«
    »Und ob. Du zeigst Alex, wie man seine Hütte richtig baut, stimmt’s?«
    »Man konnte es nicht mit ansehen«, sagte Vinnie, »Ich mußte einfach einschreiten.«
    »Ihr zwei seid zwerchfellerschütternd. Nur weiter so.«
    So ging es weiter, an einem kalten Oktoberabend. Es war auch an einem kalten Abend gewesen, noch gar nicht so lange her, daß die Frau zu mir gekommen war. Sie war eine Ojibwa, eine, die Vinnie kannte, ein Mädchen, mit dem er in der Reservation aufgewachsen war. Sie steckte in Schwierigkeiten, und ich tat, was ich konnte, um ihr zu helfen. Letztlich war auch Vinnie
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