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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Seiten des alten Holzwegs gekauft, an die hundert Morgen insgesamt. Er baute die sechs Hütten, lebte über die Jahre gelegentlich in jeder von ihnen und vermietete die anderen an Touristen im Sommer, an Jäger im Herbst und an Schneemobilfahrer im Winter. Als ich hierhin kam und in die erste Hütte zog, Vermietete ich weiterhin den Rest. Es war eine nette Art, sich zu beschäftigen, ohne irgendwohin ›auf Arbeit‹ gehen zu müssen.
    Ein paar Jahre, nachdem ich eingezogen war, kaufte jemand die zwei Morgen zwischen dem Grundstück meines Vaters und der Hauptstraße. Ich machte mir ein wenig Sorgen, was der neue Eigentümer wohl dem Grundstück antun mochte. Meine Visionen reichten bis zu einem dreistöckigen Sommerhaus auf kahlgeschlagenem Grundstück, damit man vielleicht den See sehen könnte. Aber so kam es nicht. Es war ein einzelner Mann, und ich beobachtete ihn, wie er sich von Hand seine eigene Hütte baute. Wenn mein Vater noch dagewesen wäre, hätte er die Arbeit des Mannes ausdrücklich gebilligt.
    Nach und nach lernte ich ihn kennen. Man lebt hier oben nicht an derselben Straße, ohne daß man sich hin und wieder trifft. Ich räumte ihm den Schnee aus der Einfahrt. Er gab mir Wild von seinen Jagdzügen ab. Er trank nicht, also taten wir das auch niemals zusammen, aber das eine oder andere Abenteuer durchstanden wir gemeinsam. Eines Abends habe ich sogar für seine Hockeymannschaft im Tor gestanden. Die Tatsache, daß er ein Ojibwa-Indianer war, tat unserer Freundschaft keinerlei Abbruch.
    Bis er sich eines Tages vor eine Entscheidung gestellt sah.
    Ich hörte nicht, wie sein Wagen vorfuhr. Beim Dröhnen der Kettensäge hätte ich ein Panzerbataillon überhört. Zufällig blickte ich zur Straße hinüber und sah, daß sein Wagen dort parkte. Vinnie Roter Himmel LeBlanc stand daneben und beobachtete mich, Er trug seine Jeansjacke mit dem Pelz am Kragen. Ich hatte keine Vorstellung, wie lange er schon dort stand.
    Ich schaltete die Kettensäge ab und wischte mir mit dem Ärmel über die Stirn.
    »Du wirst noch taub«, sagte er. »Wo ist dein Ohrschutz?«
    »Der muß hier irgendwo rumliegen. Ich kann ihn einfach nicht finden.«
    Er quittierte das mit einem Kopfschütteln, dann ging er direkt an mir vorbei zu den aufgestapelten Stämmen. Wie bei vielen Bay Mill Ojibwas mußte man zweimal hinsehen, um den Indianer in ihm zu erkennen. Es gab da eine minimale Extraweite um seine hohen Wangenknochen und eine gewissen Ruhe in seinen Augen, wenn er einen ansah. Man hatte immer den Eindruck, daß er sorgfältig darüber nachdachte, was er sagen würde, bevor er es tat.
    »Weißkiefer«, sagte er.
    »Na klar.«
    »Wo kommt das her?«
    »Aus der Nähe von Traverse City.«
    »Ich glaube, ich habe einen Lastwagen vorbeifahren sehen. Wann war das, Mittwoch?«
    »Er hatte an sich Montag hier sein sollen.«
    »’n paar von den Stämmen würde ich nicht mal für eine Hundehütte nehmen. Zum Beispiel den hier.«
    »Ich weiß. Ich wollte ihn aussortieren.«
    Er schob seine Hände unter den Stamm und hob ihn an. Er war schätzungsweise zehn Zentimeter kleiner als ich und dreißig Pfund leichter, aber ich hätte nicht mit ihm kämpfen mögen, egal ob auf dem Eis oder woanders. Er trug den Balken ein paar Schritte und warf ihn ins Unterholz.
    »Wir machen das zu deinem Abfallhaufen«, sagte er. »Da drüben sehe ich noch einen.«
    »Du brauchst das nicht zu machen, Vinnie. Ich weiß, welche Balken nichts taugen.«
    Er ging zur Hütte hinüber, kniete nieder und fuhr mit der Hand über einen der Stämme. »Du weißt also, welche nichts taugen«, sagte er, »und trotzdem scheint dieser hier schon Teil deiner Wand zu sein.«
    »Seit wann bist du Kreisbauaufseher? In der Zeitung habe ich nichts darüber gelesen.«
    Er ließ das unkommentiert. »Darf ich fragen, warum du das hier alleine machst?«
    »Mein Vater hat das auch alleine gemacht.«
    »Hat er auch im Oktober angefangen?«
    »Ich weiß, daß ich das nicht rechtzeitig fertigkriege. Ich mußte einfach anfangen. Ich konnte nicht bis zum Frühjahr warten.«
    Er lächelte mich an, während er aufstand. »Geduld war noch nie deine Stärke.«
    »Vinnie, du hast diese Hütte immer geliebt. Du hast mir einmal erklärt, du würdest sie mir für eine Million Dollar abkaufen. Erinnerst du dich?«
    »Und ob. Das war das schönste Blockhaus, das ich je gesehen habe.«
    »Nun versetz dich mal in meine Lage. Wenn jemand das hier niedergebrannt hat, was würdest du denn machen?«
    »Als
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