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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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hören als die stetige Brise vom See her.
    »Nun, Paps«, sagte ich in den Wind, »wollen wir mal sehen, ob ich noch weiß, wie man’s macht.«
    Das war die Hütte, die er in den Sommern 80 und 81 gebaut hatte. In diesem zweiten Jahr hatte ich ihm einige Wochen lang geholfen. Da hatte ich schon mit dem Baseball Schluß gemacht und arbeitete als Polizist in Detroit, und das Ganze war mein letzter Versuch, mit ihm Frieden zu schließen. Die Tage waren heiß. Daran kann ich mich erinnern. Und als ich ihm half, die Stämme zu schälen und einzukerben, war plötzlich ein weiterer Sommer wieder gegenwärtig, der von 1968, in dem ich überhaupt das erste Mal in Paradise, Michigan, war. Ich war damals erst siebzehn, hatte ein weiteres Jahr Schule vor mir, bevor ich als Baseballspieler nach Sarasota wollte. Er wollte, daß ich das College besuchte, aber ich hatte meine eigenen Vorstellungen. Dreizehn Jahre später baute er diese Hütte fertig, seine größte und beste. Sein Meisterstück. Sechs Monate später war er tot.
    Die Hütte mochte jetzt vom Feuer zerstört sein, aber diese Sommer wenigstens blieben uns.
    Zwanzig Jahre später, an einem kalten Oktobertag, fing ich wieder ganz von vorne an. Zuerst schnitt ich die Stämme für das Fundament zurecht, die Stämme, die am Fuße jeder Wand verliefen, und verband sie durch Eisenklammern mit dem Steinboden. Mit der Kettensäge kerbte ich eine tiefe Rille in die Außenseite, so wie er es mir beigebracht hatte. Wenn es regnete, würde sich das Wasser in der Rille sammeln und nach außen abfließen, statt ins Fundament zu sickern. Dann schnitt ich die Kerben für die Dielenbretter. Einstweilen benutzte ich Spanplatten hierfür – wenn ich außen fertig war, wollte ich schöne Hartholzdielen verlegen.
    Das war der erste Tag.
    Als das Licht nicht mehr reichte, fuhr ich ins Glasgow Inn zum Essen. Das Lokal gehört meinem Freund Jackie. Sollten Sie sich jemals nach Paradise verirren, fahren Sie einfach zu dem roten Blinklicht in der Ortsmitte und dann noch hundert Meter oder so nach Norden. Es liegt dann auf der rechten Seite. Wenn Sie das Lokal betreten, befinden Sie sich nicht in einer der üblichen amerikanischen Kneipen – es gibt zum Beispiel keine Spiegel, in die man beim Trinken starrt, keine rauchigen dunklen Ecken, in denen man seiner schlechten Laune nachhängen kann. Die Sessel sind bequem, im Kamin lodert jeden Abend ein Feuer, unabhängig vom Wetter, und es gibt da einen Mann namens Jackie Connery, der wie ein alter schottischer Golfcaddie aussieht. Wenn Sie den richtigen Ton treffen, riskiert er sogar seine Schankkonzession und serviert Ihnen ein kaltes kanadisches Bier.
    Das letzte nehme ich zurück. Diese kanadischen Biere sind für mich reserviert.
    Am nächsten Morgen ging es mir verteufelt schlecht. Meine Hände schmerzten, meine Arme schmerzten, meine Beine schmerzten, und mir schmerzte der Rücken. Davon abgesehen ging es mir gut.
    Ich trank meinen Kaffee und sah hoch zu den schwarzen Wolken. Regen war das letzte, was ich gebrauchen konnte, denn heute war der Tag, an dem ich mit dem Bau der Wände beginnen wollte.
    Ich kerbte jeden Stamm so ein, wie mein Vater es getan hatte. Die grobe Arbeit verrichtete ich mit der Kettensäge und unterbrach alle halbe Stunde meine Arbeit, um sie zu schärfen. Für die keilförmigen Einkerbungen benutzte ich die Axt, wobei ich beim Ausholen meine beiden Hände zusammenhielt, wie bei einem Baseballschläger. Das wenigstens hatte er mir nicht beibringen müssen. Man kann mit getrennt greifenden Händen nicht sicher zuschlagen.
    Natürlich ist das richtige Zurichten der Auflageflächen äußerst schwierig. Oder, wie mein alter Herr sich auszudrücken pflegte: Hier scheiden sich Männer von Knaben. Das Ziel ist, daß ein Balken so auf dem anderen aufliegt, daß kein Streifen Tageslicht durchfällt. Macht man das richtig, braucht man auch später keine Lücken auszustopfen. Macht man es nicht richtig. kann nur noch der liebe Gott helfen. Im Grunde sollte man dann das Hüttenbauen von vornherein lassen.
    Den ersten Balken, den ich am Morgen zurichten wollte, bekam ich nicht richtig hin. Der zweite Balken geriet mir noch schlechter. Den dritten hätte man auf dem Jahrmarkt zeigen und von den Leuten fünf Dollar Eintritt verlangen können, damit sie mal tüchtig lachten.
    Der Wind frischte auf. Es sah aus, als zöge Regen auf. Ich arbeitete weiter. Ich war zur Hälfte mit dem vierten Balken fertig, als mich die Hornissen
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