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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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und wollten heiraten, als der Krieg erklärt und Jimmy eingezogenwurde. Wenige Wochen nach der Landung in Frankreich war er gefallen.
    Lulu wollte sich nicht der Trauer überlassen, belud den Teewagen und ging zur Tür. »Ich muss ein ausgiebiges Bad nehmen, bevor ich nach der Skulptur sehe.«
    »Vergiss nicht, dass wir heute Abend beim Brigadier zu Cocktails und Dinner eingeladen sind, um über das Osterfest zu sprechen. Wenn du nicht mitkommst, wirst du dich mit kaltem Aufschnitt und Suppe zufriedengeben müssen. Vera hat heute ihren freien Abend.«
    Der Brigadier war ein schroffer, rotgesichtiger Kerl, der jahrelang erfolglos um Clarice geworben hatte. Lulu hatte längst beschlossen, dass es bessere Möglichkeiten gab, einen Abend zu verbringen, und lehnte die Einladung ab.
    Nachdem sie das Teegeschirr gespült und zum Trocknen auf den Abtropfständer gestellt hatte, fütterte sie den Hund und ging anschließend langsam die Treppe hinauf. Nach einem Bad kuschelte sie sich in ihren flauschigen Morgenmantel und setzte sich an ihren Frisiertisch, an dem sie die spärliche Wärme vom Feuer mitbekam, das gegen die Zugluft vom undichten Fenster ankämpfte.
    Der rätselhafte Brief lag neben ihrer Haarbürste, und obwohl sie ihn am Morgen mehrfach gelesen hatte und beinahe auswendig kannte, faszinierte und beunruhigte er sie gleichermaßen. Sie zog den Bogen aus dem Umschlag und strich ihn glatt. Die Handschrift war kühn und maskulin – der Inhalt vollkommen verwirrend.
    Verehrte Miss Pearson,
    da ich Ihr Fohlen, The Ocean Child, jetzt seit über einem Jahr ausbilde und nichts von Ihnen gehört habe, dachte ich, Sie sollten über seine Fortschritte in Kenntnis gesetzt werden.Falls Ihr Agent, Mr. Carmichael, das bereits erledigt haben sollte, bitte ich um Entschuldigung, Kontakt mit Ihnen aufgenommen zu haben.
    Child erweist sich als ein außergewöhnlich guter Zweijähriger und hat die meisten Probeläufe gewonnen – das sind Rennen, bei denen junge Pferde auf unterschiedlich langen Strecken geprüft werden, wobei weder Wetten noch Hindernisse einbezogen sind. Obwohl er noch bei längeren Rennen geprüft werden muss, habe ich große Hoffnung, dass er sich als Steher hervortun wird. Er hat ein gutes Temperament, besonders unter Bob Fuller, dem jungen Jockey, den ich für ihn eingestellt habe.
    Child ist noch zu jung, um an wichtigeren Rennen teilzunehmen, aber er entwickelt sich gut, und ich habe ihn hart rangenommen mit Ruhezeiten dazwischen. In etwa sechs Monaten habe ich vor, ihn bei einigen kleineren Hindernisrennen laufen zu lassen, um zu sehen, wie er sich macht.
    Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Ihnen schreibe, aber da ich nichts von Ihnen gehört habe, halte ich es für meine Pflicht als Trainer, Sie zu informieren.
    Hochachtungsvoll.
    Joe Reilly
    Lulu zog die Stirn kraus. »Ich weiß nicht, für wen Sie mich halten, Mr. Reilly«, flüsterte sie, »aber offensichtlich verwechseln Sie mich mit jemandem.«
    Mit einem schiefen Lächeln steckte sie den Brief wieder in den Umschlag. Näher als mit der Skulptur, die im Studio auf sie wartete, würde sie wohl nie an den Besitz eines Pferdes herankommen. Was für ein ungewöhnlicher Fehler für einen Mann, der sich offenbar in seinem Geschäft auskannte. Eshätte ihm doch eigentlich klar sein müssen, dass sie unmöglich die Eigentümerin sein konnte. Schließlich lebte sie am anderen Ende der Welt – warum um Gottes willen sollte sie so weit entfernt ein Pferd ausbilden lassen?
    »Lächerlich«, zischte sie, zog den Gürtel an ihrem Morgenmantel fest und griff nach ihrer Schreibmappe. Ihre Antwort war höflich, aber knapp, und als sie den Brief versiegelt hatte, zog sie sich an und ging ins Dorf zum Postamt.
    Er hatte ein Begrüßungsbier im Dorfpub getrunken und genoss eine abendliche Pfeife, als er sie die Straße entlanggehen sah. Er folgte ihr bis an den kleinen Laden, in dem es anscheinend alles gab, blieb an der offenen Tür stehen und lauschte ihrer Unterhaltung mit der dicken, geschwätzigen Frau hinter der Theke.
    Als er genug gehört hatte, begab er sich zufrieden zum Bahnhof und nahm den letzten Zug nach Hause. Offensichtlich war der Brief aus Australien angekommen. Jetzt musste er nur noch seinen Arbeitgeber unterrichten und auf weitere Anweisungen warten.
    Auf ihrem Rückweg zum Haus fragte sich Lulu, wie Mr. Reilly wohl auf ihren Brief reagieren würde. Peinlich berührt wahrscheinlich, vermutete sie.
    Sie ging seitlich am Haus vorbei und
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