Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London
Autoren: H Nesser
Vom Netzwerk:
wenn alles nach meinem Plänen gelaufen ist, dann ist er hier vor Ort, wenn das Testament verlesen wird.«
    »Was?«, rief Milos Skrupka laut, ließ das Kinn fallen und legte eine Hand auf den Verband, »ich meine … Vater?«
    Er starrte Leonard an, der in derselben Haltung dasaß, die Hände vor dem Bauch gefaltet, aber jetzt mit geschlossenen Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, so dass er nach allem zu urteilen noch am Leben war. Die anderen im Raum starrten ihn auch an … und dann Mr. Skrupka … und dann wieder Leonard, als würden sie tatsächlich nach irgendwelchen Ähnlichkeiten suchen.
    »Das ist nicht wahr«, sagte Maud. »Das darf ganz einfach nicht wahr sein.«
    Gregorius schien für einen Moment aus seiner Depression gerissen zu werden. Er starrte Milos Skrupka an und ließ eine geballte Faust einen unregelmäßigen Kreis über der Käseplatte beschreiben. »Du … du … du verfluchter Betrüger!«
    Er presste die Worte zwischen fest zusammengebissenen Kiefern hervor, und wenn Irina ihn nicht sofort ermahnt hätte, den Mund zu halten und sich ausnahmsweise einmal wie ein zivilisierter Mensch zu verhalten, gut möglich, dass die Faust eigene Wege gegangen wäre. Jetzt ging ihr Besitzer stattdessen dazu über, seine Schwester anzustarren, dann seine Mutter und nach einer Weile seinen Teller.
    »Bitte Ruhe!«, ermahnte Prendergast, trank noch einen Schluck Portwein, wischte sich die Lippen mit seiner Serviette ab und nahm die Verlesung des Testaments wieder auf. »Dieser Milos Skrupka ist die Frucht meines Zusammenseins in Prag 1974 mit der einzigen Frau, die ich jemals geliebt habe, Carla Pladnikova, und ich bereue zutiefst, sie jemals verlassen zu haben. Es ist der größte Fehler meines Lebens gewesen, aber es bereitet mir eine unglaubliche Freude, dass uns ein Sohn geschenkt wurde, auch wenn sie es mir bis kurz vor ihrem Tod verschwiegen hatte. Diesem Milos Skrupka schenke ich außerdem die Erzählung über unsere Liebe, die ganze Geschichte, die ich vor dreißig Jahren in Berlin aufgeschrieben habe. Auf diese Weise bekommt er die Chance, seine Eltern besser kennen zu lernen. Danke, Carla, ich weiß, dass ich dich bald im Himmel wiedersehen werde! Hm!«
    Der Notar machte eine Pause und warf Leonard einen Blick zu – der immer noch mit anscheinend gleichmäßigen, ruhigen Zügen atmete – und zog dann ein Notizheft in A4-Format aus seiner Aktentasche. Es war ein dickes, etwas abgenutztes Buch mit einem festen gelben Umschlag, und dieses überreichte er mit einer leichten Verbeugung Mr. Skrupka.
    »Ich fahre fort. Jetzt zur Verteilung meines Geldes. Wie ich erwähnt habe, habe ich alle Wertpapiere vor ungefähr einem Monat in bare Münze verwandelt, und diese 49 Millionen Euro sollen jetzt verteilt werden. Die Hälfte dieses Vermögens fällt nach meinem letzten Willen meinem Sohn Milos Skrupka zu.«
    Drei Seufzer waren am Tisch zu hören – sowie ein laut vernehmliches Luftholen, gefolgt von einem unterdrückten Fluch –, aber Prendergast nahm davon keinerlei Notiz.
    »Die restlichen vierundzwanzigeinhalb Millionen werden in drei gleich große Anteile aufgeteilt und fallen der Reihe nach meiner Lebensgefährtin in den letzten Jahren, Maud Miller, sowie ihren beiden Kindern aus einer früheren Ehe mit diesem Idioten Ralph deLuca zu, Irina und Gregorius Miller. Aber!«
    »Was für ein Aber ?«, rief Maud Miller aus, die Leonards graugrüne Hand gefasst hatte und nach seinem Puls tastete.
    »Was für ein Aber ?«, rief auch Irina Miller aus.
    » Aber ?«, rief Gregorius Miller und vergaß seinen Mund wieder zu schließen.
    »Ich träume«, rief Milos Skrupka dazwischen, »ich muss zurück ins Krankenhaus. Etwas ist in meinem Kopf ernsthaft kaputtgegangen.«
    »Interessant«, ließ sich auch Oberkellner Barolli vernehmen, der in der Türöffnung stand und zugehört hatte, während der Notar vorlas. »Das muss ich schon sagen. Fahren Sie doch bitte fort.«
    Prendergast richtete sein Monokel. »Aber es gibt dieses Geld nicht mehr in liquiden Mitteln. Damit es von meinen Erben nicht aufgrund aller möglichen Dummheiten verschleudert wird, habe ich es investiert.«
    »Es investiert?«, wiederholte Gregorius und schloss endlich den Mund.
    »Da ich starke Zweifel an der Fähigkeit meiner Erben hege, mit größeren Summen umzugehen – möglicherweise mit Ausnahme von Milos, den ich nicht kenne –, habe ich das Geld auf zehn Jahre festgelegt.«
    Er machte eine kurze Pause. Das einzige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher