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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende
Autoren: Riccarda Blake
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besten. Der Effekt war folgender: Er lief, so schnell er konnte, auf den Altar zu. Dabei hatte er freien Blick auf Axel, der mit Theia kämpfte, und Ani’El, die wenige Meter entfernt davon das Duell gegen Sam’Yaza aufgenommen hatte. Aber es war, als würde er noch langsamer als in Zeitlupe rennen, während sie in voller Geschwindigkeit kämpften. Als wäre er in einer Zeitblase aus zähflüssigem Gelee gefangen, während die Kämpfe vor ihm in atemberaubender Geschwindigkeit abliefen. So als würden seine Augen und sein Geist sehr, sehr viel schneller wahrnehmen, als sein Körper sich bewegte.
    Während er den ersten Schritt machte, duckte Axel sich unter einem von Theia geschleuderten Blitz mit einer Drehung weg und nutzte den Schwung, sein ungeheures Schwert wie eine Sense in Richtung ihres Halses zu führen. Doch ehe es sein Ziel erreicht hatte, hatte Theia plötzlich eine etwa zweieinhalb Meter lange lanzenförmige Waffe materialisiert. Sie hob das mit magischen Zeichen gravierte Silber und blockte den Schlag mit einer Kraft ab, die die schlanke Zartheit ihres Körpers vergessen ließ.
    Gleichzeitig materialisierte Ani’El ihren Schild neu - so als wäre er inzwischen von der Zerstörung durch Theia geheilt. Sie brachte ihn in die Schwungbahn von Sam’Yazas mörderischem Morgenstern, um gleich darauf mit ihrem Schwert einen geraden Stoß nach vorn auszuführen, dem Sam’Yaza mit einem Sprung zur Seite auswich.
    Beim zweiten Schritt wirbelte Theia ihre Lanze, mit zwei Händen geführt, um sich herum, und Sergej sah, dass sie zwei Klingen hatte - eine lange flache vorn und eine kurze dicke hinten, die jetzt beide, von der Magie der Elohim gespeist, aufleuchteten. In einer ganzen Serie von Drehungen schoss Theia Energiebolzen auf Axel ab, als wäre die Lanze ein Gewehr mit zwei Mündungen. Die Bolzen waren schwächer als die Blitze, die sie mit ihren Händen geschleudert hatte, dafür aber wesentlich schneller, und die Frequenz war sehr viel höher. Doch Axel gelang es, sie mit seinem Schwert abzulenken oder ihnen auszuweichen, während er weiter auf Theia zueilte.
    Sam’Yaza hatte bei dem Sprung zur Seite neu mit dem Morgenstern ausgeholt und ließ ihn jetzt mit aller Kraft von oben herab auf Ani’El zu sausen. Sergej sah den kämpferischen Zorn in seinen Augen blitzen - und so etwas wie Ungeduld, als würde es ihn ärgern, von Ani’El aufgehalten zu werden, während er eigentlich mit Axel kämpfen wollte. Doch wenn er Ani’El als minderwertige Gegnerin betrachtete, so hatte er sich getäuscht. Schwer getäuscht. Sergej war mit Stolz erfüllt, als er die elegante und zugleich wilde Kraft seiner Geliebten beobachtete, ihr taktisches Geschick und ihre Unbarmherzigkeit. Er las in ihrem Blick, dass sie Vergeltung suchte für das, was Sam’Yaza ihr vorher angetan hatte. Sie brachte ihre Klinge in die Bahn der Morgensternkette, die sich durch den Schwung sofort um das Schwert wickelte, während Ani’El gleichzeitig dem Angriff entgegensprang und ihr Knie hoch zwischen Sam’Yazas Schenkel rammte. Mit der direkt anschließenden Bewegung machte sie eine halbe Drehung, kickte mit dem Trittbein nach hinten aus gegen seine Brust und ruckte den gefangenen Morgenstern nach vorn. Sam’Yaza wurde nach hinten geschleudert und verlor seine Waffe.
    Als Sergej den dritten Schritt machte, brüllte Theia vor Wut auf, wischte mit der Lanze so durch die Luft, dass Axel nach hinten springen musste, und verwandelte sich plötzlich. Sie wuchs. Zum Doppelten ihrer ursprünglichen Größe, ihre Muskeln schwollen zu dicken kraftvollen Knoten an, und ihre Augen begannen zu glühen. Ihre Hände wurden zu Krallen. Zugleich veränderte sich ihr Gesicht, und wo eben noch das Antlitz einer wunderschönen Frau war, war plötzlich die Fratze eines fürchterlichen Monsters, mit einem riesigen Maul und zwei Reihen nadelspitzer Reißzähne. Neben ihr sah Axel fast winzig aus. Aber auch nur für einen Sekundenbruchteil lang. Denn genauso fließend, wie Theia sich gerade verwandelt hatte, verwandelte er sich jetzt. Sein Kopf wurde zu dem eines schwarzen Löwen, mit fingerlangen Reißzähnen und dicken schwarzen Widderhörnern. Seine Hände wurden zu Pranken. Die beiden stürzten aufeinander zu wie wilde Tiere.
    Und auch der weggeschleuderte Sam’Yaza verwandelte sich, ähnlich wie Axel, nur nicht in einen Löwen, sondern in einen blutroten Tiger ... mit den langen dicken Hörnern eines Steinbocks. Er schlug einmal mit den Flügeln und schoss
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