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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende
Autoren: Riccarda Blake
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damit sie ihm die Mädchen vorstellen konnte.
    Zuerst war Marina dran - die, wie Anya auch, aus der Ukraine stammte, aus Odessa am Schwarzen Meer. Zwanzig Jahre alt, ebenholzfarbiger, sehr klassischer Pagenschnitt über blassem Teint und, nachdem sie jetzt schon seit über einem Jahr hier war, eher drall als schlank. Sie trug hohe Stiefel und ein schwarzrotes Lackoutfit, in dem fast jede andere Frau nuttig gewirkt hätte. Nicht aber Marina. Sie hatte die Grazie und den Stolz alten slawischen Adels und strahlte dabei dennoch eine jugendliche Verspieltheit und Abenteuerbereitschaft aus. Diese Mischung machte sie zu einem der erfolgreichsten Mädchen hier in Claires Studio auf der Grenze zwischen Soho und Mayfair, und Anya, die von Natur aus eher ruhig und bescheiden war, hatte schon oft den einen oder anderen Freier an die kleine Sexbombe verloren.
    Nicht aber heute Nacht. Marina hatte sich gerade vor ihm aufgebaut und keck die Hände in die geschnürte Taille gestützt, da schüttelte der Freier schon mit einer höflichen Geste den Kopf, und Claire winkte sie zurück in die Reihe. Mit einem schnippischen Achselzucken drehte Marina sich herum und ging hoch erhobenen Hauptes zu ihrem alten Platz.
    Nun war die Reihe an Svedlana - eine wasserstoffblonde Amazone aus Minsk. Das Markenzeichen der hochgewachsenen Weißrussin war ihr Dirty Look - sie wirkte auf eine attraktive Weise immer, als hätte sie gerade die ganze Nacht durchgefeiert. Dunkel geschminkte Augen, akribisch zerzaustes Haar, stets leicht verwischter Lippenstift und absichtlich in ihren feinen Strumpfhosen angebrachte Laufmaschen. Sie trug Springerstiefel mit offenen Schnürsenkeln, gürtellose Hotpants und ein unter dem üppigen Dekollete abgerissenes Tanktop, das ihre makellos trainierten Bauchmuskeln freiließ und einen Blick gewährte auf ihr Nabelpiercing und das Piratenflaggen-Tattoo darunter.
    Aber auch bei ihr schüttelte der Freier den Kopf, ehe sie überhaupt nach vorne getreten war. Offenbar war Crunch nicht sein Stil.
    Doch Anya ahnte inzwischen, was ihn anmachte. Sie hatte seine akkurate Haltung und auch seine beherrschte Gestik und Mimik genau beobachtet. Svedlana hatte er abgelehnt, weil ihm ihr Look nicht gefiel; das kam immer mal wieder vor - Marina aber hatte ihm gefallen, und er hatte sie nur zurückgewiesen, weil sie ihm zu selbstbewusst entgegengetreten war.
    Als also nun die Reihe an Anya war, senkte sie demutsvoll den Kopf, bis ihr Kinn fast ihr Brustbein berührte, trat drei nicht zu gespielt wirkende unsichere Schritte nach vorne und sank vor ihm auf die Knie - die Arme an ihren Oberschenkeln entlang nach unten und die Handflächen nach vorn offen haltend. Eine Geste der Hingabe und ein Zeichen dafür, dass sie bereit dazu war, ihn alles mit ihr tun zu lassen, worauf auch immer er Lust haben mochte.
    In dieser Position verharrte sie einige Momente, bis sie hörte, dass er sich von seinem Sessel erhob und sie mit ihrem auf den Boden gerichteten Blick die Spitzen seiner Schuhe sehen konnte. Sie fühlte seine Finger unter ihrem Kinn und ließ ihn gewähren, als er ihren Kopf leicht anhob, um ihr seine Hand hinzuhalten. Sie nahm sie mit einer sachten Berührung und küsste den goldenen Siegelring, den er trug, als wäre er ein Erzbischof oder ein Mitglied des königlichen Hauses. Augenblicklich begann ihr Herz vorfreudig zu flattern.
    „Eine ausgezeichnete Wahl“, hörte sie Claire sagen. „Anya ist es gewohnt, zu dienen, und liebt es, sich zu unterwerfen und unterworfen zu werden. Ja, sie geht darin förmlich auf. Ihre Wünsche werden ganz die Ihren sein. Sie wird Sie in der Mansarde erwarten, während wir noch kurz die ... Formalitäten in meinem Büro erledigen. Wenn Sie mir bitte folgen möchten.“
    Anya wartete artig auf den Knien, bis die beiden den Salon verlassen hatten, und erhob sich dann, um, wie von Claire versprochen, nach oben in die Mansarde zu gehen und dort auf ihren ganz besonderen Gast zu warten.
    „Unmöglich“, sagte Marina mit einem Lächeln und trat zu ihr hin. „Du und deine Gehorsame-Sklavin-Nummer. Reicht es den Kerlen denn nicht, dass wir eh tun, wofür sie uns bezahlen? Muss man es ihnen auch noch so deutlich zeigen?“
    „Aber ich knie gerne“, sagte Anya. „Und ich diene gerne.“
    „Ich knie nur, wenn ich gerade blase“, erwiderte Marina lachend. „Und was das Dienen angeht, überlasse ich die Arbeit lieber den Freiern. Weshalb ich auch am liebsten unten liege.“
    „Yep“, fügte Svedlana aus
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