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Himbeereis mit Aussicht

Himbeereis mit Aussicht

Titel: Himbeereis mit Aussicht
Autoren: Natascha Artmann
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gewesen sein.
    Romy beeilte sich, um dem Opfer ihrer Unachtsamkeit zu Hilfe zu kommen. Was zur Folge hatte, dass sie auf den nassen Stufen fast stürzte und gegen Brunos Schmutzwasser getränkten Körper prallte.
    „Uff!“ Bruno war einigermaßen geplättet. Zuerst das Putzwasser und jetzt auch noch seine Putzfrau! Was kam wohl als Nächstes?
    „Nicht so stürmisch, Signorina“, hielt er Romy an den Oberarmen fest, ehe sie in der Lache Schmutzwasser ausrutschen konnte.
    Romy war für die Hilfe nicht besonders dankbar. Sie wäre lieber am Boden gelandet, so peinlich war es ihr, ihren Chef von oben bis unten beschmutzt zu haben.
    „Es tut mir so leid, Herr Benetto!“, stammelte sie.
    Entsetzt starrte Romy auf den triefenden Besitzer der Eisdiele. Er war komplett nass, von den dunklen Haaren mit den leicht ergrauten Schläfen, bis zu den italienischen Lederschuhen. Und er hatte eine kleine Schramme auf der Wange, die der Zusammenstoß mit dem Putzeimer hinterlassen hatte.
    Romy verzog das Gesicht. Sie hatte gerade ihren, und den Chef ihrer Tochter mit einem Eimer Schmutzwasser attackiert. Nicht absichtlich zwar, aber das Ergebnis war eindeutig. Der arme Mann sah aus wie etwas, das die Katze aus dem Straßengraben gezogen hatte!
    „Oh!“, stammelte Romy unsicher. Was sagte man in einem solchen Fall? „Es tut mir so leid, Herr Benetto!“
    „Sagen Sie Bruno zu mir, Signorina. Ich werde von den Damen, die mir die Ehre erweisen, mich zu baden, immer mit Vornamen angesprochen!“
    Mit dieser Art trockenem Humor war Romy überfordert. Was ihr Chef durchaus bemerkte und schnell versuchte in Ordnung zu bringen, um keine Verlegenheit aufkommen zu lassen.
    „Meine Mama hat immer in die Wanne mit dir Bruno gesagt, als ich noch jünger war und im Dreck gespielt habe!“
    Romy wusste immer noch nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    „Ich… Sie…“, stammelte Romy total überfordert. Dann nach einem kurzen Blick auf die dunklen Rinnsale, die an Brunos Kleidung hinunter liefen, siegte der Humor.
    „Sie sehen schrecklich aus!“, platzte es aus ihr heraus.
    „Danke, Signorina!“, neigte Bruno den nassen Kopf. „Meine Karriere als italienischer Gigolo ist damit dahin“, seufzte er.
    Romy lacht noch mehr.
    „Signorina“, begann Bruno erneut und wollte einen weiteren Spruch loslassen, der die Komik der Situation unterstrich. Aber Romy unterbrach ihn nach Luft schnappend.
    „Sagen Sie Ramona zu mir, Bruno. Eine Signorina bin ich nicht, wenn ich meinen Chef von oben bis unten bekleckere!“
    Bruno grinste. Das war einmal eine ganz andere Art mit seinen Mitmenschen Freundschaft zu schließen.
    „Wenn Sie es schaffen, hier unten die Pfützen zu entfernen, Ramona, gehe ich schnell nach oben und ziehe mir etwas Trockenes an.“
    „Nach oben?“, wunderte sich Romy. Da waren doch nur die Gasträume!
    „Ganz nach oben!“, präzisierte Bruno. „Im zweiten und dritten Stock liegt meine Wohnung. Haben Sie nicht die Treppe gesehen, die vom Wintergarten aus hinauf führt?“
    Doch, die Treppe, oder besser gesagt die Stiege, hatte Romy gesehen. Aber auf die Idee, dass es dort mehr als einen Dachboden geben sollte, war sie nicht gekommen.

7
     
     
    „Bist du heute Nachmittag wieder bei Bruno?“, fragte Rosa während sie und Thea das Schulgelände durch eine Seitentür verließen. Dabei reihten sie sich in den Strom von Schülern ein, die entweder nach Hause oder zu den Bussen gingen.
    „Ja, ab vier Uhr bin ich dort“, nickte Thea.
    „Ich denke“, begann Rosa, „ich gönne mir heute Nachmittag auch einmal ein Eis!“
    „Du willst wohl nachsehen wie ich mich anstelle“, schmunzelte Thea.
    „Wie kommst du denn auf diese unsinnige Idee?“, widersprach die Freundin. „Ich will einen Blick auf diese Typen vom Sportstudio werfen!“
    „Wie konnte ich das vergessen?“
    „Ja, wie konntest du das vergessen?“
    „Dann gehst du heute Nachmittag in Brunos Eiscafé?“, wollte Thea es noch einmal genau wissen.
    „Worauf du dich verlassen kannst! Schließlich will ich die erste Wahl bei den Jungs haben!“, scherzte sie.
    Thea lachte gutmütig. „Dir ist schon klar, dass du dich da erst einmal mit den Mädels prügeln musst, die normalerweise die Jungs anschmachten!“
    Diesen Einwand wischte Rosa mit einer Handbewegung zur Seite.
    „Wenn die Girls es bis jetzt noch nicht geschafft haben, sich eines dieser Muskelpakete zu angeln, dann haben die jetzt, wo ich komme gar keine Chance mehr!“
    Hinter Thea und Rosa
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