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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Autoren: Patrick van Veen
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Geschrei an, das die ganze Gruppe in Aufruhr versetzt. Stoßen sie auf Widerstand, schreien sie ganz einfach so lange weiter, bis sie ihren Willen durchgesetzt haben. Dabei kommt es sogar vor, dass das Muttertier oder das andere Jungtier von einem aufgebrachten Schimpansen angegriffen wird, der das Geschrei einfach nicht mehr ertragen kann. Die jungen Schimpansen missbrauchen ganz eindeutig ihren Kinderstatus, um Dinge durchzusetzen, für die sie eigentlich schon zu alt sind.
    • Hin und wieder werden wir alle zu Kindern. Keine Sorge, ist nur ein Trick.
    Kommt Ihnen das bekannt vor? Wir Menschen stehen den Affen nämlich in dieser Beziehung in nichts nach. Auch wir fahren gern die Mitleids- oder Kleinkindtour, um etwas zu erreichen. Statt zu sagen, dass wir zu einer bestimmten Arbeit keine Lust haben (das geht am Arbeitsplatz natürlich nicht), geben wir vor, die Anweisung nicht zu verstehen. Wenn wir sehen, dass etwas falsch läuft, aber nicht eingreifen wollen oder nicht den Mut dazu haben, verweisen wir auf den Chef, der schon wissen wird, was er tut. Um uns vor der Verantwortung zu drücken, stellen wir uns dümmer, als wir sind, oder lassen andere klüger erscheinen, als sie es sind.
    • Ein Kommunikationsmedium, das sich hervorragend zur Manipulation eignet, ist die E-Mail.
    Besonders über das Internet wird viel manipuliert. Wir können einen Kollegen in einer kleinen Mitteilung an seine Zuständigkeit oder an einen Termin erinnern und in das Cc-Feld eine ellenlange Namensliste setzen, in der ganz beiläufig auch der Chef vertreten ist. Der Effekt ist der gleiche wie beim unzufriedenen Affenjungen, das von seiner Mutter gesäugt werden möchte: Am Ende greift ein ranghohes Tier ein, und die Mutter bekommt eins aufs Dach, weil sie das Geschrei nicht unterbindet. Was genau in der Mail steht, beziehungsweise warum der kleine Affe so schreit, ist dann zweitrangig.
    Viele von uns sind große Künstler der Manipulation, und gehen dabei sehr geschickt vor. Dazu zwei Beispiele aus der Praxis: Im ersten Beispiel geht es um eine Firma, in der eine lockere Atmosphäre herrschte und alle sich duzten. Ein neu eingestellter Mitarbeiter aber sprach die Führungskräfte konsequent mit »Sie« an. Einer der Chefs versuchte beharrlich, ihn zum »Du« zu bewegen. Er wurde immer freundlicher, um eine Vertrauensbeziehung zu ihm aufzubauen, bis er am Ende bemerkte, dass er manipuliert worden war. Mit seiner Förmlichkeit wies der Neue ihn immer wieder auf seine Verantwortung hin und machte damit ganz deutlich klar, dass er sich nicht für Aufgaben des Managements einspannen lassen würde.
    Das zweite Beispiel konnte ich während einer Verhandlungsrunde in einer anderen Firma beobachten. Einer der Teilnehmer fand einen wesentlich jüngeren Kontrahenten offenbar sehr sympathisch und nahm sich seiner väterlich an. Er schien nur sein Bestes zu wollen und riet ihm, was er zu tun habe, um keinen Schiffbruch zu erleiden. Das Verhalten des Jüngeren nahm immer kindlichere Züge an, und er folgte dem Älteren quasi auf Schritt und Tritt. So bekam dieser durch sein raffiniertes Manipulieren des Gegners alle Trümpfe in die Hand, und die Verhandlung wurde zu seinen Gunsten entschieden.

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Aus erster Hand
    • Ein bisschen sind wir alle gleich.
    Jeder von uns will besonders und einzigartig sein. Wenn es aber am Arbeitsplatz Schwierigkeiten oder Probleme gibt, weisen wir gern die Schuld von uns. Dann heißt es stereotyp: »Das ist doch überall das Gleiche.« Ob Sie es glauben oder nicht: Das stimmt! Komplett einzigartig ist niemand von uns. Wir alle tragen eindeutig wiederkehrende Verhaltensmuster in uns, die seit Jahrmillionen in unseren Genen verankert sind. Natürlich werden sie trotzdem auch von äußerlichen Faktoren beeinflusst, die ihren Ursprung in unserer Kultur und Persönlichkeit haben.
    Am Ende dieses Buches möchte ich Ihnen nun eine Auswahl von Erfahrungen präsentieren, die ich in den vergangenen Jahren mit vielen Firmen und Tausenden von Teilnehmern unserer Workshops gemacht habe. Ich erzähle Ihnen außerdem, welchen Rat wir den Teilnehmern mitgegeben haben. Betrachten Sie es nicht als goldene Regeln oder gar »Tools«, gegen die ich ja schon eingangs meine Einwände vorgebracht habe. Denn es waren trotz allem einzigartige Firmen und einzigartige Menschen, die ich zu den Affen mitnahm, um ihnen den Spiegel vorzuhalten. Sehen Sie es als Möglichkeit, das Verhalten in einem Unternehmen aus biologischer Perspektive zu
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