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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Autoren: Patrick van Veen
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Tausche Information gegen Loyalität!
    Gut geblufft ist halb gewonnen
    Manchmal halten wir Informationen nicht nur zurück, sondern gehen noch einen Schritt weiter. Wir nutzen bestimmte Signale ganz bewusst zur Täuschung. Wie unsere Affenverwandten können wir einschätzen, welche Reaktion eine Aktion hervorruft: Wir haben gelernt, wie wir eine Botschaft am besten übermitteln, um beim Empfänger die gewünschte Wirkung zu erzielen. Wir versetzen uns in ihn hinein und achten auf die nonverbalen Signale ebenso wie auf die verbalen. Ein Verkäufer kleidet sich beispielsweise besonders gut, um seriös zu wirken. In einem Gehaltsgespräch kontrollieren wir unsere Haltung und Miene natürlich besonders oft, und wir gehen in keine schwierige Verhandlung, ohne ausreichend Deo benutzt zu haben.
    • Jeder von uns täuscht manchmal die Kollegen, und sei es nur, indem er eine Krawatte trägt, obwohl er eigentlich der Turnschuhtyp ist.
    Als »soziale Tiere« setzen wir die Täuschung ganz bewusst zu unserem Vorteil und als Machtmittel ein. Da jede soziale Gruppe und damit auch jedes Büro nur funktioniert, wenn klare Verhältnisse herrschen, entsteht durch Täuschung auch Fehlkommunikation.
    Auch die Affen täuschen: Einmal konnte ich beobachten, wie sich ein Schimpanse bei einem Kampf mit dem Anführer eine Verletzung zuzog und daraufhin hinkte. Er tat das wochenlang, aber nur, wenn das Alphatier ihn sehen konnte. War es außer Sichtweite, schienen die Schmerzen wie weggeblasen, und das Humpeln verschwand. Mit dieser klugen Täuschung erreichte der Schimpanse, dass er vom Anführer in Ruhe gelassen wurde.
    Um Täuschung ging es auch in einem Experiment, in dem zwei weibliche Affen in einem separaten Gehegeteil gefüttert wurden. Die anderen Gruppenmitglieder konnten durch eine Öffnung zuschauen, das Futter aber nicht erreichen. Sie begannen nun, die beiden bei ihrer Mahlzeit zu stören: Erst bettelten sie, und als das nichts fruchtete, fingen sie an, mit Erde zu werfen. Den Affendamen gefiel das offensichtlich nicht. Denn schließlich lief eine der beiden zur Gittertür, schaute nach draußen und stieß einen Warnruf aus. Die »Futterneider« stoben daraufhin auseinander und machten sich auf die Suche nach der vermeintlichen Gefahr. Die beiden Weibchen konnten endlich in Ruhe fressen.
    Wir Menschen treiben die Täuschung natürlich noch wesentlich weiter. So mancher Kollege stößt beispielsweise ein schlechtes Betriebsergebnis als Alarmruf aus, um einen bestimmten Sachverhalt in den Blickpunkt zu rücken oder davon abzulenken. Ein anderer benutzt Fachjargon, um Außenstehende auf eine falsche Fährte zu locken oder seine Überlegenheit zu demonstrieren. In manchen Firmen macht man geradezu einen Sport daraus, möglichst viele Abkürzungen zu verwenden, um den eigentlichen Inhalt des Gesagten zu verschleiern.
    • Wer täuscht, lenkt ab.
    Die Täuschung zielt also darauf ab, den Empfänger von Inhalten abzulenken, die ihn eigentlich brennend interessieren würden, dem Sender aber zum Nachteil gereichen. Oder sie soll die Aufmerksamkeit von etwas abziehen, das wir nicht firmenöffentlich machen wollen, zum Beispiel die Auftragslage, den Stand eines Projekts oder den tatsächlichen Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung. Natürlich können wir mit Fachchinesisch oder schwammigen Formulierungen auch von dem ablenken, womit wir uns am Arbeitsplatz beschäftigen oder eher nicht beschäftigen.
    Die Kunst der Manipulation
    Nicht nur durch das Zurückhalten von Informationen oder durch die Täuschung können wir bewusst für Fehlkommunikation sorgen. Es gibt eine sehr viel stärkere Form der Informationsveränderung, mit der wir das Verhalten der anderen beeinflussen, und zwar ohne dass sie es merken: die Manipulation.
    Auch im Unternehmen ist sie gang und gäbe. Und trotzdem rechnet nicht jeder in jedem Augenblick damit, dass er gerade manipuliert wird. Das Opfer merkt es natürlich sowieso nicht, und ein externer Beobachter bekommt häufig ein falsches oder unvollständiges Bild des Spiels, das da gerade stattfindet.
    • Sie haben den Verdacht, manipuliert zu werden? Ganz sicher nicht, denn das würden sie nicht merken.
    Auch diese Form der bewussten Fehlkommunikation können wir bei unseren nächsten Verwandten beobachten: Junge Schimpansen sind wahre Meister der Manipulation. Wenn sie von der Mutter gesäugt werden möchten oder etwas vom Futter eines anderen Jungtiers abhaben wollen, stimmen sie ein ohrenbetäubendes
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