Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

Titel: High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
Autoren: Monika Clayton
Vom Netzwerk:
Chancen haben sie, danach eine Stelle zu bekommen?«
    Diese Frage traf mich völlig unvorbereitet. Hatte ich mir darüber Gedanken gemacht? Nein, bisher noch nicht, denn von dieser Seite hatte ich meinen künftigen Berufswunsch noch gar nicht betrachtet. Es gab ja tatsächlich noch mehr Mütter.
    »Welche Alternativen habe ich denn?«, fragte ich die Zickendrohne.
    »Nun, der Markt sucht händeringend Mitarbeiter im sozialen Bereich. Gerade die Altenbetreuung ist völlig unterbesetzt und benötigt Kräfte, die das würdige Alt werden, ermöglichen. Könnten sie sich das vorstellen?«
    Was? Das hatte ja noch nicht mal entfernt mit meinem Berufswunsch zu tun. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich füttere und wickle doch schon im sozial-privaten Bereich. Ehrlich ich schätze die Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, aber ich kann mir füttern und wickeln im sozial-beruflichen Bereich überhaupt nicht vorstellen. Und überhaupt, so wie die Zicke dies runterleierte, glaube ich ja fasst, dass sie dazu angehalten wurde, jedem Bewerber den sozial-beruflichen Bereich, schmackhaft zu machen. Dafür hatte sie bestimmt eine Schulung besucht: Wie-appelliere-ich-ins-Gewissen oder, Mütter-in-Pflegeberufen.
    Ich rutschte auf meinen Stuhl herum und musste versuchen, Frau Zicke klarzumachen, dass ich hierfür denkbar ungeeignet bin.
    »Ich überlege mir das in Ruhe und melde mich wieder«, sagte ich und stand mit einem kurzen Gruß auf.
    »Nummer 235 bitte.«
    Ich hatte noch nicht mal die Tür hinter mir geschlossen, da rief sie schon den nächsten armen Trottel, oder Trottelinchen hinein. Im Akkord suchte sie nach Altenpflegerinnen.
    Eine Woche später hatte ich mich entschieden. Ich wollte es doch lieber im Büro versuchen. Als Nummer 126 betrat ich die Gemächer von Frau Zicke und gab meine Entscheidung bekannt.
    Wortlos hielt sie mir die Umschulungsbedingungen entgegen. Ich glaube sie war sauer, dass ich nicht Altenpflegerin werden wollte.
     
     
Umschulung zur Bürokauffrau :
Ausbildungsdauer: 2 Jahre,
2 Tage Berufsschule
3 Tage 8 Std. im Ausbildungsbetrieb.
     
     
    »Und wie soll ich das mit zwei kleinen Kindern vereinbaren? Ich meine die Kita-Stelle habe ich von 8:30- 13:30 Uhr«, fragte ich das reizende Wesen hinter dem Schreibtisch.
    »Hören sie mal Frau Fischer, etwas Eigeninitiative täte ganz gut. Wir hätten es hier alle etwas einfacher, wenn sich manche Frauen mal vorher überlegen würden, wie sie ihre Kinder unterbringen, wenn sie arbeiten wollen.«
    Das hat gesessen. Ich war sprachlos. Jetzt fühlte ich mich nicht nur deswegen schlecht, weil ich hier saß, sondern auch, weil ich den Wunsch nach Kindern verspürt hatte.
     
    Das ist sie also, die sagenumwobene Freiheit der Frau. Die wunderbare Möglichkeit, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Wortlos stand ich auf und ging.
     
    Ich werde es alleine schaffen, nahm ich mir vor, und so stöberte ich frustriert, alle möglichen Stellenanzeigen durch.
    Gesucht wurden flexible Verkäuferinnen in Teilzeit. Sehr gut, aber ich bin nun mal leider nicht flexibel. Gelernte Steuerfachangestellte? War ich auch nicht. Putzfrau? Wollte ich nicht. Kindermädchen? Wollte ich auch nicht. Gabelstaplerfahrer? Bestimmt eine interessante Erfahrung, aber wie würde das bitte Aussehen, wenn ich in High Heels auf so einem Ding sitze? Also weitersuchen.
    Gastronomie? Da musste ich wieder flexibel sein. Elektriker? Naja, ich kann zwar Lampen anschließen, ich glaube aber nicht, dass das alles ist, was ich können muss.
    Weiter ging es mit Maler, Lackierer, Busfahrer, Paketfahrer, Einkaufshilfe, Aufräumhilfe, Unkrautzupfer, Blumenbinder, Obstverkäufer, Samenspender, Erotikqueen und zu guter Letzt, Fleischereifachverkäuferin. Sag ich doch, Jobs gibt’s wie Sand am Meer. Nur eben nicht für mich und zwischen 8:30-13.30 Uhr.
     
    So machte ich mich daran, den Stellenmarkt für Heimarbeit zu durchwühlen. Auch hier fand ich jede Menge lukrativer Angebote:
    Wischmopptester, Blutspender, Medikamententester, Brief-Kuvertierer, Wundertütenbastler, Kugelschreiberzusammenbauer, Telefonterrorist, und Umfragenteilnehmer.
     
    Letzteres habe ich sogar dann auch versucht, mit dem Ergebnis, dass ich 3,26 Euro in 58 Tagen verdiente. In Gutscheinen und Steuerfrei!
    Aber was bekommt man denn heute noch für 3,26 Euro?
     
    High Heels oder Turnschuhe auf jeden Fall nicht!
     
     

     
     

Nachwort
     
     
    Gerade hatte ich mit meinem Personaltrainer das tägliche Workout
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher