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High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

High Heels vs. Turnschuh (German Edition)

Titel: High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
Autoren: Monika Clayton
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ich kümmere mich derweil um die Kids«, sagte Melli.
    Ich richtete mich auf und brachte sogar ein zaghaftes Lächeln hervor, als die Tür, ohne dass ich geklingelt hatte, aufging.
    Sie können sich gar nicht vorstellen, wie herzlich ich empfangen wurde. So viel Freundlichkeit war mir schon fast wieder unangenehm. Sanft legte mir Fräulein Herzberg, ihren Arm um meine Schulter und führte mich in ihr Reich. Es sah alles etwas, na ja, gewöhnungsbedürftig aus. Dunkles Lila, Rosa und Rot, wobei dunkles Lila eindeutig überwog. Oh Gott, hier wäre ich bereits nach einer Woche, in der schönsten Depression und nach zwei Wochen, dem Selbstmord nahe. Wahrscheinlich erhängen, das würde zu der Farbgebung gut passen. Tabletten passen, meiner Meinung nach, ja eher zu Frühlingsgrün. Sanft und friedlich einschlafen, lässt es sich halt am besten, mit dem frischen Grün von Mutter Natur.
    Bereitwillig wurde mir schwarzer Tee angeboten und der Geruch von Räucherstäbchen vernebelte mir die Sinne. Dennoch glaubte ich immer noch, dass es richtig war, was ich tat und dass der Weg, den ich nun beschreiten wollte, mir weiterhelfen konnte.
    Fräulein Herzberg, ich weiß, das sagt man heute nicht mehr, aber ich finde halt Fräulein, für diese Art von Beruf, sehr passend. In ihrem weißen Gewand glich sie schon fast einem Engel und in dieser höllenmäßig, grauenhaften Umgebung wirkte sie daher umso strahlender. Ein gelungener Auftritt, das musste ich zugeben.
    Sie nahm meine Hände und sprach leise und beruhigend auf mich ein. Wie ich, sind viele Frauen auf der Suche. Die Zweifel und das eigene Leben zu hinterfragen, sei doch völlig normal, da die Menschheit in einem Umbruch stünde. Spirituelle Weiterentwicklung ist jetzt unbedingt nötig und Voraussetzung, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Gerade als Frau hat man ja sehr viele Aufgaben und Pflichten zu bewältigen.
    Das ist mir aber jetzt neu , dachte ich sarkastisch.
    »Das Jahrtausend der Frau hat bereits begonnen, und wir haben die Möglichkeit, eine ganz neue Welt zu erschaffen«, sprach sie weiter.
    In mir keimte die Frage auf, ob das nicht vielleicht doch zu weit ging? Schließlich wollte ich keine neue Welt erschaffen, sondern mein Windel- und Kochtopfleben in den Griff bekommen, meinem Mann die Couch abgewöhnen und einen Job finden, der es mir ermöglichte ein Kindermädchen einzustellen. Ich wollte einfach nur Lösungsvorschläge, eine Erleuchtung haben und einen Weg finden, meine damaligen Pläne umzusetzen.
    Dennoch blieb ich sitzen und wartete auf die Behandlung die mir zuteilwerden sollte. Kurze Zeit später wurde ich auch schon gebeten, mich entspannt auf eine Yoga Matte, auf den Boden zu legen und tief zu atmen.
    Das engelsgleiche Wesen, kniete sich neben mich und legte die Hände auf verschiedene Stellen meines Körpers und tat so, als stünde es in Verbindung zu einer höheren Macht.
    Dabei summte es vor sich hin und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück.
    »Atmen sie nun tief ein und aus. Wenden sie sich ganz ihrem Inneren zu und lassen sie jetzt «, dabei wurde ihre Stimme lauter, »alles los. Fühlen sie sich frei und unabhängig«.
    Wie soll das denn funktionieren? Ich kann nicht auf Kommando alles von mir streifen und dann so tun, als hätte ich Flügel.
    Wieder fing sie an zu summen und wippte nun etwas doller. Ich glaube, jetzt hatte sie sich in Trance gesummt. Mit geschlossenen Augen, ließ ich jedoch die Berieselung auf mich niederprasseln. Die vollkommende Entspannung, die sich nun einstellte, fühlte sich sogar gut an. Kurzeitig vergaß ich alles um mich herum und fühlte mich tatsächlich für einen Moment frei.
    Das Summen hörte so abrupt auf, dass ich erschrocken die Augen öffnete.
    »Ihr Begleiter wird Ihnen nun, auf Ihrem neuen spirituellen Weg, zur Seite stehen», säuselte die Stimme weiter.  
    Halt, Stop… wieso ein Er und keine Sie? Außerdem wollte auch keinen spirituellen Weg beschreiten, ich wollte inneren Frieden, eine Putzfrau und ein Kindermädchen. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.
    Die Dame schaute mich etwas verständnislos. Diese Blicke, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf, kannte ich ja mittlerweile schon von Chris. Verlegen schaute ich auf den Boden.
    Na gut er bekommt seine Chance, vielleicht hilft „er“ mir ja wirklich.
    Es war zwar kein Hase, sondern ein Lichtwesen, aber wie einst James Stuart, nannte ich ihn Harvey. Irritiert von dem Erlebnis, zog ich mit Harvey von dannen. Im Auto machte ich
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