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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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und ich geh wieder nach Weilheim, und ich will doch nicht mehr gegen Chelsea spielen!«
    Rummenigge rutscht auf seinem Stuhl hin und her, sucht die beste Position und verknüpft währenddessen Begriffe: »Chelsea? Ha! Der Ballack! Die Champions League gewinnt er dort auch nicht.«
    Hoeneß brüllt: »Dann gehen wir doch wieder dahin. Dann müsst ihr euch aber ’nen neuen Vorstand holen, mit uns eben nicht!«
    Beckenbauer tief entspannt, lächelt in sich hinein: »Was ist denn mit dem los? Wohin? Weilheim? Ja gut, sicherlich. Was, ein neuer Vorstand? Da bin ich dabei.«
    Rummenigge faltet die Hände nervös zum Gebet, runzelt die Stirn, blickt Hoeneß an: »Unglaublich. Was ist denn mit dem los? Aber wen meint er jetzt? Sich? Mich? Uns alle?«
    Hoeneß macht weiter, rastet nun aus: »Eure Scheißstimmung! Da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir.« (Aus dem Saal ertönen erste Buhrufe.)
    Beckenbauer tief entspannt, er überlegt: »Die machen doch Stimmung, die singen doch immer meinen Klassiker ›Gute Freunde kann niemand trennen.‹ Das ist doch wunderbar.« (Summt das Lied leise vor sich hin.)
    Hoeneß tobt: »Das ist doch unglaublich. Was glaubt ihr eigentlich, was wir das ganze Jahr über machen, damit wir euch für sieben Euro in die Südkurve gehen lassen können?« (Die Buhrufe werden heftiger.)
    Rummenigge zupft seinen Anzug zurecht, legt die Arme aufs Podium, fragt sich: »Sieben Euro? Am Ende des Tages ist das aber günstig. Ob ich da mal hingehe?«
    Hoeneß flippt jetzt völlig aus: »Was glaubt ihr eigentlich, wer, wer euch alles finanziert? Die Leute aus den Logen, denen wir die Gelder aus der Tasche ziehen. Ohne die hätten wir nämlich keine Allianz Arena.«
    Beckenbauer stirnrunzelnd: »Was? Das kostet was da oben in den Logen? Ja, wo gibt’s denn so was? Also ich hab’ da nie Geld dabei.«
    Hoeneß völlig losgelöst: »Da würden wir nämlich jetzt wieder, da würden wir nämlich jetzt wieder im Schnee und Eis spielen, dann würden wir gegen Bolton Wanderers 12 000 Zuschauer haben.«
    Rummenigge schaut sich im Saal um, sondiert erste Fluchtmöglichkeiten, korrigiert nebenbei in Gedanken: »Wonderers, Uli, das A spricht man wie O aus: Won-de-rers.«
    Hoeneß außer sich: »Dann müsst ihr, dann müsst ihr euch zu diesen, dann müsst ihr diesen Verein euch suchen, der demnächst vielleicht in der Dritten Liga spielt.«
    Beckenbauer reißt es jäh aus seinem buddhistischen Zustand, er fragt sich: »Wer? Red Bull Salzburg?«
    Hoeneß plärrt: »Wenn ich dann höre, bei 1860 ist das alles so toll – da ist gar nichts toll!«
    Beckenbauer findet seinen inneren Frieden wieder: »Genau, Uli, und der alte Radenkovic konnte im Gegensatz zu mir nicht mal richtig singen.«
    Rummenigge nickt und ist sich plötzlich nicht mehr sicher: »Sind eigentlich diese Wildmosers noch in Haft?«
    Hoeneß schreit: »Der Verein ist mehr oder weniger pleite und, und, und, und wir äh haben ihn am Leben erhalten. Und, und, und weil – wer ist schuld dafür? Fans, die von gestern leben.«
    Beckenbauer tief entspannt: »Ja gut, sicherlich. Leben wir drei Sportsfreunde nicht alle irgendwie von gestern?«
    Rummenigge rutscht wieder auf seinem Stuhl hin und her, blickt aufs Ablaufprotokoll, seine Gedanken sind nun klipp und klar: »Lange darf das nicht mehr gehen. Ich müsste auch bald mal wieder ins Internet wegen der Aktienkurse. In Tokio macht gleich die Börse auf.«
    Hoeneß zürnt und schweift ab: »Ihr und wir, wir werden Ebay nicht verändern! Ja, das muss ich euch mal sagen: Ich brauche Ebay auch nicht und Google auch nicht, und trotzdem werd ich’s nicht verhindern.«
    Rummenigge steckt zur Sicherheit schon mal seinen edlen Kugelschreiber in die Sakkotasche – man kann ja nicht wissen, was hier noch für Tumulte ausbrechen. Er blickt Hoeneß irritiert an: »Uli, du weißt doch gar nicht, wovon du da sprichst. Ich bin der Internetchecker in dem Laden hier.«
    Beckenbauer imaginiert tief entspannt einen schönen Gugelhupf mit Rosinen, denkt an die Coconut Bay. Dann rutschen ihm tatsächlich drei Worte heraus: »Also ich, ich…«
    Hoeneß übertönt ihn: »Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?«
    Beckenbauer denkt sich: »Jetzt muss ich dann mal eingreifen hier. Er wiederholt sich ja schon. Das sagt mir die Heidi auch immer daheim.« Er spricht zwei Worte, weiter kommt er wieder nicht: »Ja, ja.«
    Hoeneß flucht, überbrüllt ihn erneut: »Es kann doch nicht sein, dass wir hier kritisiert werden
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