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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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gewisse Drähte in den Klub hinein. Er stellte fest: »Sie sind keine Einheit mehr in der Führungsetage des FC Bayern. Da gibt es Risse. Jeder versucht, seine eigene Position zu stärken. Das war früher anders.«
    Was Ulikallefranz trotz aller Scharmützel und Streitereien bis heute vereint, ist das Ziel, den FC Bayern zur ersten Adresse in Europa zu machen. Diesem Traum jagen sie verbissen nach, bis an die Grenze zur Besessenheit. Auch wenn sie sich noch so leidenschaftlich zoffen, sie lieben den FC Bayern. Denn Beckenbauer, Rummenigge und Hoeneß sind ihrem Selbstverständnis nach der Verein, sie sind Teil der Geschichte. Das aber macht es auch so schwierig für externe Kandidaten, sich vorzustellen, in dieser Gemengelage mit drei von sich selbst völlig überzeugten Alphatieren zusammenzuarbeiten. Sie sind ein Team, aber sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Oft könnte man sogar das Gefühl bekommen, sie arbeiteten gegeneinander.
    Was sie noch verbindet: lieber niemanden von außen in den Verein hereinlassen. Lieber stets eine interne Lösung suchen, einen eigenen Mann großziehen. Und so wurde Christian Nerlinger, ein Exspieler, zum Hoeneß-Nachfolger. Was eher zufällig entstand. Nerlinger hatte sich bei Bayern um ein Praktikum beworben, und sein Arbeitsbeginn fiel just mit dem Engagement von Jürgen Klinsmann zusammen. Nerlinger machte sich gut, etablierte sich, zeigte Profil – vor allem als er bei der Entlassung von Klinsmann eine wesentliche Rolle spielte. Also wurde für Nerlinger der Posten des Sportdirektors geschaffen, er bezog sein Büro als Nachbar von Hoeneß zum 1. Juli 2009.
    Paul Breitner, den Berater des Vorstandes, hatten viele in der Rolle als »Bayerns next Top-Hoeneß« gesehen, aber das war für ihn nie infrage gekommen. »Nein, da habe ich wirklich keine Sekunde nachgedacht. Das erschien mir als wirklich hirnrissig«, beteuert er. Außerdem enthielt das Jobprofil die Hürde, es solle ein Mann um die 40 sein.
    Also doch Oliver Kahn, der exakt dieses Alter zu Hoeneß’ Amtswechsel erreichen sollte? In seinen letzten Vertrag, den der Torhüter 2006 noch einmal für zwei weitere Jahre abgeschlossen hatte, wurde eine Klausel aufgenommen, die ihm nach dem Ende der aktiven Karriere einen Posten im Verein garantierte. Doch er lehnte ab. Weil er andere geschäftliche Pläne verfolge und es ein Ausschlussargument gebe: »In dieser Konstellation werde ich es nicht machen«, sagt Kahn, »nicht, wenn die drei im Vorstand noch an der Macht und noch am Werk sind. Damit will ich deren Leistung nicht schmälern, ihre Arbeit nicht infrage stellen – aber es geht einfach nicht. Punkt. Christian Nerlinger ist ja ein lieber, netter Kerl, und er macht das auch sehr gut. Aber sie haben eben keinen unabhängigen Mann von außen geholt, sind kein Risiko eingegangen.« Was zeigt: Es gibt noch viele Türen, die der FC Bayern in seiner Struktur aufmachen kann. Denn frischer Wind tut ab und an ganz gut.

12. Einmal Youtube, immer Youtube
    Er hat sie alle erlebt, alle Ausraster. Ob es Stefan Effenberg war, der den Journalisten, für ihn die »Freunde der Sonne«, in einer Pressekonferenz drohte. Ob es Oliver Kahn war oder Lothar Matthäus. Nicht zu vergessen Giovanni Trapattoni und sein »Flascheleer«-Anfall. Doch was sich an jenem Abend des 13. November 2007 im Laufe der Mitgliederversammlung des FC Bayern abspielte, so etwas hatte Markus Hörwick, Pressechef der Münchner seit 1983, noch nie erlebt.
    Hörwick steht in einer Ecke des Paulaner-Festsaales auf dem Nockherberg und plaudert locker mit den Journalisten. Die Zahlen des Vereins stimmen, die Medien werden von Rekordwerten berichten: In der Saison 2006/07 hatte der Verein einen Umsatz von knapp 226 Millionen Euro gemacht, der Gewinn lag bei rund 19 Millionen Euro. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verkündet unter großem Jubel: »Wir haben jetzt noch vier Spieltage bis Weihnachten. Und ich verspreche Ihnen, dass wir unter dem Tannenbaum die Herbstmeisterschaft feiern werden.«
    Der Großteil der Reden ist zu diesem Zeitpunkt schon vorbei, die Versammlung bis dato alles in allem gut verlaufen. Nur noch ein paar Wortmeldungen, das wird’s dann gewesen sein für diesen Dienstagabend. Präsident Franz Beckenbauer moderiert wie immer bei diesen Versammlungen launig, liest von einem gereichten Zettel ab: »Eine Wortmeldung haben wir noch. Da soll es um die Stimmung in der Allianz Arena gehen.«
    Mangelhaft, so lautet die Beschwerde, sei die Stimmung,
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