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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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entlassen Trainer Magath. Rummenigge stellt klar: »Nachdem wir Fakten geschaffen haben, habe ich Franz informiert.«
    Beckenbauer sagt Stunden zuvor: »So ein Blödsinn! Wir haben mit Felix die letzten zwei Jahre unglaubliche Erfolge gefeiert. Und jetzt soll er plötzlich alles falsch gemacht haben und nicht mehr der richtige Mann für uns sein? So ein Schmarrn!«
    Februar 2008: Beckenbauer klagt: »Die letzten Jahre ist bei uns alles so dahingeplätschert.«
    Hoeneß behauptet: »Der Franz weiß auch nichts.«
    Beckenbauer kontert barsch: »Wer ein Problem hat, soll zu mir kommen.«
    Aussagen, die nicht danach klingen, als handele es sich um die leitenden Personen eines Unternehmens, das einen Jahresumsatz von 220 Millionen Euro macht. Die gegenseitigen Spitzen hatten eher etwas von Giesinger Schulhofgehabe zwischen den Streithähnen Uli, Kalle und Franz.
    Auch 2009 kommt es zum Krach. Wieder einmal hat Beckenbauer einfach drauflosgeplaudert, diesmal über Franck Ribéry. Dem Franzosen, dem liebsten Kind des Vorstands, seit man im Sommer 2007 rund 25 Millionen Euro Ablöse an Olympique Marseille bezahlt hatte, war von einem Angebot von Real Madrid der Kopf verdreht worden, das Thema füllte den Schlagzeilensommer. »Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht«, stellte daraufhin der Aufsichtsratsvorsitzende in seiner nonchalanten Art fest. Will sagen: Ribéry ist einer von vielen Legionären, die den Verein nur als Karrieresprungbrett benutzen.
    Als der Vorstand von diesen Aussagen erfuhr, wurde sofort Alarm geschlagen und ein Notstandsprogramm ausgearbeitet. Eilig engagierte man einen Französischdolmetscher, vermailte rasch eine Presseerklärung in die Republik, in der man sich von Beckenbauers Aussagen distanzierte. Ribéry, seine Familie, seine Freunde, seine Berater – sie alle sollten um Himmels willen nicht den Eindruck bekommen, der Superstar sei bei Bayern nicht mehr erwünscht. Hoeneß war außer sich vor Zorn auf Beckenbauer, der den Liebling der Fans und das Prestigeobjekt des Vereins beinahe im Alleingang vom Hof gejagt hatte. Doch nach außen musste eine moderate Sprachregelung gefunden werden. »Mehr regelmäßige Treffen, eine bessere Kommunikation«, forderte der Vorstand ein und erteilte eine schriftliche Rüge. Man sei doch »sehr verwundert« über Beckenbauers Aussagen. Die Faust in der Tasche geballt, arrangierte man eine Aussprache mit Beckenbauer. Beim Meeting in der Allianz Arena trat Beckenbauer dann wieder einmal als der Franz auf, als kümmere ihn das alles wenig. »Ihr wisst schon, dass ich euch alle entlassen könnte«, warf er Rummenigge, Hoeneß und Hopfner entgegen. Ein Witz. Ein bisschen Ironie muss sein? Dem Vorstandstrio war aber nicht nach Späßen zumute. Abgesehen davon müsste dafür im Aufsichtsrat ja eine Mehrheit gefunden werden. Nach dem Gipfeltreffen, bei dem mal wieder für den Fortbestand der großen FC-Bayern-Koalition gesorgt wurde, sagte Hoeneß: »Unser Verhältnis ist in Ordnung.« Wirklich überzeugt davon klang er jedoch nicht. Und Beckenbauer? Entschuldigte sich für die Außenwirkung wegen der Ribéry-Beleidigung. Er habe jenem nur helfen wollen, erklärte er. Er habe nur sagen wollen, Ribéry habe keine deutschen Wurzeln. Typisch Franz eben – er habe ja nur ... So ist er eben. Und so wird er immer bleiben. Frei nach dem Motto »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?«.
    Zwischen Lichtgestalt und »Firlefranz«, wie ihn einst »Der Spiegel« taufte, bewegt sich seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. In Sachen Ribéry war er ein Sicherheitsrisiko für den FC Bayern, er selbst aber sagte: »Ich habe in letzter Zeit, auch wenn es nicht den Anschein machte, viel Rücksicht genommen.« Ganz so wie jemand, der gerade einen Unfall verursacht hat und nun dazu anmerkt, er sei aber schon lange nicht mehr richtig schnell gefahren. Künftig, so Beckenbauer lapidar, könne es sogar sein, »dass ich ein bisserl deutlicher werde, meine Meinung sage«.
    Ab Januar 2010 ist er noch unabhängiger, da er als Ehrenpräsident noch weniger Berührungspunkte mit dem Verein hat. Des Kaisers Grollen droht künftig von seinem Wohnsitz Salzburg aus als bezahlter Kolumnist für die »Bild« gänzlich ungefiltert auf die Säbener Straße in München hereinzubrechen.
    »Uli Hoeneß tut mir leid. Er hat sich sein letztes Jahr als Manager auch anders vorgestellt«, sagte Udo Lattek, der Sonntagsexperte des Fernsehens. Der Extrainer hatte immer ein feines Gespür und
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