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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß!
Autoren: Pattrick Strasser
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dafür, dass wir uns seit vielen Jahren den Arsch aufreißen, dass wir dieses Stadion hingestellt haben.«
    Rummenigge rutscht wieder auf seinem Stuhl hin und her, prüft die Konsistenz seines Bartes ums Kinn, reibt sich das linke Auge. Er überlegt mittlerweile offen und ehrlich: »Ich will hier raus. Gibt’s hier ’nen VIP-Raum? Hab’ Hunger.«
    Beckenbauer resigniert, sagt nichts mehr.
    Hoeneß kommt überraschend zum Ende, natürlich schreiend: »Aber das hat 340 Millionen Euro gekostet, und das ist nun mal mit sieben Euro in der Südkurve nicht zu finanzieren.« Er schaltet sein Mikrofon aus.
    Rummenigge rückt die Krawatte zur Seite, kratzt sich darunter am Hemd. Er ist nur noch erleichtert, es ist vorbei: »Endlich Feierabend. Morgen schau’ ich’s mir noch mal im Internet an. Ob die mich auch draufhaben?«
    Vorhang zu.
    Die Versammlung ging übrigens doch noch gesittet zu Ende.
    Gibt man bei google.de die Begriffe Wutrede und FC Bayern ein, bekommt man rund 4500 Ergebnisse. Bei der Kombination Wutrede und Hoeneß sind es 34 000 Fundstücke. Auch beim Videoportal Youtube ist der Hoeneß-Anfall ein Klassiker geworden, seine Rede längst ein deutscher Exportschlager: »Manager Uli Hoeneß of FC Bayern München explodes« bringt es auf über 180 000 Klicks. Hoeneß, der Onlinestar. Ein wahrer Antiheld, denn mit diesem Medium wollte er so lange nichts zu tun haben wie Männer fortgeschrittenen Alters mit Haarausfall. Hoeneß kennt das Problem nur zu genau. »Meine Haare sind meine Schwäche. Früher haben sie mich einmal Foeneß getauft, weil ich mich so viel geföhnt habe.«
    Foeneß, ein Spitzname, der ihm ein ähnlicher Graus ist wie eine elektronisch versandte Nachricht, in seinen Augen eine unpersönliche Art der Kommunikation. Der Manager sieht sich als Mann der Tat, er schätzt den Handschlag am Ende eines Gespräches – keine pdf-Datei als Bestätigung eines Mailverkehrs. »Ich will dem Menschen gegenübersitzen, das ist das Beste. Ich bevorzuge immer noch das direkte Gespräch, von Angesicht zu Angesicht oder am Telefon«, betont Hoeneß. Das ist seine Welt, dafür benutzt er gerne englische Ausdrücke wie »man to man« oder »face to face«. Nur nicht zu viel Technik. »Ich bin kein Freund der Mailbox oder von Videokonferenzen.« Auch deshalb hatte er mit Jürgen Klinsmann, dem @-Coach, so seine Probleme. Bei Klinsmann und seinem internationalen Trainerstab lief die interne Kommunikation größtenteils per Mail ab. Ein klein wenig wurde Hoeneß aber doch inspiriert, wenigstens eine positive Nebenwirkung der Klinsmann-Ära.
    Er hat sich etwas mit dem PC beschäftigt, vorsichtig. »Meine Frau und meine Kinder sind in diesen Computerdingen ganz firm«, sagt er. Bisher hat er seiner Susi nicht einmal über die Schulter geschaut, wenn sie von zu Hause aus Onlinebanking machte. Kein PC, kein Laptop steht in seinem Büro. Aber er weiß, was man im Internet so alles anstellen kann. Beim »Sonntags-Stammtisch« des Bayerischen Fernsehens vom 3. Mai 2009 mit Gastgeber Helmut Markwort sagte er: »Dadurch, dass wir jetzt die Internetsituation haben, ist natürlich kein Mensch mehr, der irgendwas ins Internet stellt, überhaupt verpflichtet, irgendwas zu begründen. Das ist eine Katastrophe. Das, finde ich, ist eine ganz schlimme Entwicklung. Du kannst ja alles behaupten, irgendwo – und musst nicht mal mehr deinen Namen drüberschreiben. Das Problem ist: Der, über den es behauptet wird, der hat dann die Aufgabe, sich zu rechtfertigen. Während der, der es geschrieben hat, den interessiert es nicht mehr. Das ist eine Katastrophe.«
    Auch in puncto Internet könnten die drei Vorstände des FC Bayern nicht unterschiedlicher sein. Karl-Heinz Rummenigge ist ein Technikfreak, für ihn ist es eine Pflichtnummer, stets up to date zu sein. Ein Internetjunkie, der online die Kurse seiner Aktien immer und überall im Blick hat. Er war es auch, der Anfang des neuen Jahrtausends den Webauftritt des Vereins stark gepuscht hat.
    Franz Beckenbauer dagegen führt ein Leben ganz ohne Internet. »Ich bin froh, wenn ich mein Handy bedienen kann, alles andere ist eine fremde Macht für mich«, sagte der Kaiser. Er habe nicht mal eine eigene Mailadresse: »Meine Frau hat eine, das reicht.« Seine jüngsten Kinder Joel und Francesca sieht Beckenbauer auch lieber auf dem Sportplatz als vor dem Computer. »Bewegung bildet, da wird das Gehirn durchblutet. Beim ständigen Sitzen vor dem Computer verblödet man doch.« Und kommt nicht
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