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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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dieses eine.«
    »Und was ist mit deinen Eltern? Werden die nicht wütend sein?«, fragte ich, denn ich wusste, wie traditionsbewusst die Griechen sein konnten, und versuchte nicht daran zu denken, was passierte, wenn man uns erwischte.
    Aber er zuckte nur die Achseln. »Bei Jungen ist das etwas anderes. Wenn ich ein Mädchen wäre, dann wäre das ein Problem.«
    »Ist das der Grund, warum ich deine Eltern noch nicht kennengelernt habe?«, fragte ich. Ich hielt das für einen merkwürdigen Zeitpunkt für so ein Gespräch, aber ich war nervös, unsicher und hatte mich das sowieso schon gefragt. »Weil sie nicht mit mir einverstanden wären?«, fuhr ich fort und fragte mich, ob er mir ehrlich antworten würde oder nur herumdrucksen.
    Aber er lachte nur. »Du hast meine Eltern doch kennengelernt. Zumindest hast du meinen Vater getroffen, du wusstest es nur nicht.«
    Ich wandte mich zu ihm um und überlegte scharf, wann das wohl gewesen war.
    »Als du ins Hotel gekommen bist, um mich anzuschreien«, lächelte er.
    »Welcher war dein Vater?«, fragte ich. Ich erinnerte mich an die Arbeiter, die gelacht hatten und sich gegenseitig mit den Ellbogen angestoßen hatten, als ich fragte, wo Yannis war. Aber sie waren alle zu jung gewesen, um sein Dad zu sein. Alle bis auf einen.
    »Er hat dich zu mir gebracht.«
    »Oh, großartig.« Ich schloss die Augen und wandte mich ab. »Das ist einfach super. Kein Wunder, dass du mich nie deiner Mutter vorgestellt hast.« Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, ob sein Dad an der Tür gelauscht und jedes dumme Wort gehört hatte, das ich gesagt hatte. »Also los, gib’s mir, was hat er gesagt? Wie lautete das Urteil? Hält er mich für einen Freak?« Mit angehaltenem Atem wartete ich.
    »Spielt das eine Rolle?«, flüsterte Yannis mir ins Ohr.
    Ich zuckte mit den Schultern, doch ich hatte das Gefühl, dass es schon eine Rolle spielte.
    Er seufzte. »Nun, wenn du es unbedingt wissen willst, er hat mich gewarnt, vorsichtig zu sein bei dir. Er meinte, dass ich mich ruhig amüsieren solle, aber dass ich aufpassen müsse.«
    »Wieso aufpassen?«, fragte ich und wandte mich wieder um, um ihn anzusehen.
    »Er sagte, du könntest versuchen, von mir schwanger zu werden und mein Leben zu ruinieren.«
    Ich verdrehte die Augen. »Hast du ihm bitteschön gesagt, dass ich diejenige war, die die Kondome gekauft hat? Ach nein, warte, das weiß er doch bestimmt schon, denn: ganz Tinos weiß das!«
    Yannis zuckte mit den Achseln. »Ich habe dir doch gesagt, dass die Dinge hier anders sind. Beziehungen sind nicht so … zwanglos wie bei euch. Wenn sich hier zwei Menschen verabreden, fangen alle an, von Heirat zu reden. Es ist besser, niemanden zu Hause vorzustellen, bevor die Sache wirklich ernst ist.«
    Ich sah weg, hin- und hergerissen zwischen der Sorge, dass es nur ein beiläufiger Sommerflirt war, einer, den er schnell vergessen würde, und der Frage, ob ich wirklich wollte, dass es mehr war.
    Dann sah ich ihn an und fragte: »Und? Ist das mit uns zwanglos?«
    Doch er lächelte nur und zog mich zum Bett und flüsterte mit den Lippen an meinem Ohr leise: »Komm mit mir mayer, Koukla mou!«
    31. August
    Liebe Eltern,
    vielleicht fällt Euch auf, dass dieser Brief auf einer kaffeeverklecksten Ellas-Ferry-Line-Serviette geschrieben ist (ähnlich wie eine frühere Nachricht, die ich vor ein paar Monaten geschrieben habe). Nun, das liegt daran, dass ich auf der Fähre nach Mykonos bin. Von dort aus fliege ich nach Athen, von dort aus nach Frankfurt und von dort aus nach New York, um letztendlich in L. A. zu landen, damit Ihr mich abholen und nach Hause bringen könnt.
    Aber im Gegensatz zu meinem letzten Servietten-Brief bin ich diesmal nicht wütend.
    Nicht das kleinste bisschen.
    Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich freue mich sogar darauf, Euch zu sehen (ein Ereignis, das stattfinden wird, lange bevor Ihr diesen Brief bekommt, aber ich schicke ihn trotzdem los), damit ich Euch dafür danken kann, dass Ihr mich weggeschickt habt, damit ich den Sommer mit meiner VERRÜCKTEN TANTE TALLY auf Tinos verbringe.
    Es war eine erstaunliche Erfahrung.
    Alles Liebe,
Colby
    P. S. Mum, nur damit Du es weißt, der EINZIGE Grund, warum ich das hier an Dads Adresse schicke und nicht an Deine, ist, dass ich weiß, dass wir bald umziehen und Du vielleicht schon angefangen hast, unsere Post woanders hinschicken zu lassen, und da ich nicht will, dass das hier verloren geht … Jedenfalls ist das wirklich der einzige Grund, und
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