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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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allerdings heraus, dass sie mich suchten. Sie hatten an unserem heimlichen Schmusestrand begonnen (der offensichtlich doch nicht so geheim war, aber so ist eben das Leben auf dem Dorf der Insel) und landeten am Hafen, wo sie feststellten, dass meine Fähre abfahrtbereit wartete, ich aber nicht an Bord war. Als sie endlich zurückkamen, saß ich auf meinen gepackten Koffern an der Auffahrt und hatte ihnen noch fünf Minuten gegeben, um aufzutauchen, bevor ich ohne sie aufbrechen wollte.
    Also stieg ich hinten in den Jeep und Yannis fuhr mit dem Roller hinterher, und so fuhren wir zum Hafen. Sosehr ich auch auf irgendeine nautische Fehlfunktion oder einen katastrophalen schrecklichen Sommersturm hoffte – irgendetwas, was das Schiff daran hindern würde, loszufahren, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als noch zu bleiben –, war es doch ein wunderschöner, völlig Meltemi-freier Tag. Ich betrachtete das als ein Zeichen, dass ich fort musste, ob es mir nun gefiel oder nicht.
    Nachdem ich Tassos umarmt hatte und ihm einfach für ALLES gedankt hatte, umarmte ich auch Tally und musste so heftig weinen, dass ich es kaum glauben konnte. Aber sie ließ sich einfach festhalten, strich mir übers Haar und flüsterte: »Es ist gut, alles wird gut.«
    Und als ich mich endlich losmachte, wischte ich mir die Tränen fort und sagte lächelnd: »Ich weiß.«
    Wir versprachen uns, in Kontakt zu bleiben und uns so oft wie möglich zu mailen, und dann witzelte ich, dass sie mir ja mailen könnten, falls sie Schwierigkeiten mit dem Mailen hätten. Das war zwar total doof und kein bisschen lustig, aber es half mir, die Spannung und Traurigkeit zu überwinden, deshalb lachten wir trotzdem.
    Ich umarmte sie noch einmal und ging das letzte Stück zusammen mit Yannis. Händchenhaltend gingen wir zur Gangway, doch plötzlich blieb Yannis stehen und sagte: »Colby, ist das nicht …?«
    Ich sah in die Richtung, in die er wies, und war mir nicht ganz sicher, recht zu sehen, bis ich das Perlenhalsband sah. Er war gewachsen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, EIN GANZES STÜCK . Aber das Halsband, das glänzende schwarze Fell und der niedliche kleine weiße Streifen sagten mir eindeutig, dass ich Holly ansah.
    »Wohin willst du?«, fragte ich, als Yannis auf das kleine dunkelhaarige Mädchen in dem hellgelben Sommerkleid zugehen wollte, die Holly im Arm hielt und ihm leise ins Ohr sang, während sie ihn streichelte.
    »Was soll das? Das ist DEINE Katze, Colby, ich hole sie zurück!«, erwiderte er und ging schneller.
    Ich hielt ihn am Arm, sodass er stehen bleiben und mich ansehen musste. »Nein, Yannis, lass ihn«, sagte ich, und erst, als ich es ausgesprochen hatte, wusste ich, dass ich es ernst meinte.
    Aber Yannis schüttelte den Kopf und wollte wieder los. »Keine Angst, sie ist die Tochter meines Cousins, ich besorge ihr eine andere Katze.«
    Aber wieder hielt ich ihn zurück und zwang ihn, mich anzusehen. »Nein, Yannis, ich meine es ernst.«
    Er sah mich an, und es war offensichtlich, dass er mich für verrückt hielt. »Aber warum? Das verstehe ich nicht. Ich dachte, du hättest gesagt, du vermisst ihn? Ich dachte, du wolltest ihn wiederhaben?«
    »Ich habe ihn auch vermisst und wollte ihn wiederhaben«, gab ich zu. »Bis jetzt.«
    Yannis kniff die Augen zusammen und sah mich an.
    »Schau doch hin«, verlangte ich. »Schau genau hin.«
    Er tat es, doch dann wandte er sich achselzuckend zu mir um. »Das verstehe ich nicht. Es ist doch Holly, oder?«
    »Ja. Und sieh mal, wie ihn das kleine Mädchen festhält, wie fest sie ihn an ihre Brust drückt und ihre Arme um ihn geschlungen hat. Und dann sieh, wie er es sich gefallen lässt. Bei mir hat er das nie getan. Nicht ein einziges Mal. Bei mir hat er immer gekratzt und gezappelt, um runterzukommen.«
    »Er ist älter geworden«, meinte Yannis kopfschüttelnd und blinzelte.
    Aber ich schüttelte auch nur den Kopf und sagte: »Nein, Yannis. Er ist zu Hause.«
    Als wir endlich die Gangway erreichten, küssten wir uns so lange, dass das Schiff beinahe ohne mich abgefahren wäre. Aber letztendlich bin ich doch froh, dass wir es geschafft haben, ehrlich und realistisch zu bleiben, dass wir uns verabschieden konnten und »Ich liebe dich« sagen konnten, ohne uns gegenseitig einen Haufen falscher Versprechungen aufzuzwingen, die wir möglicherweise nicht hätten halten können.
    Denn dass Einzige, was sicher war, war, dass wir uns liebten, dass wir unsere E-Mail-Adressen ausgetauscht
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