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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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spürte, wie ich nacheinander jeden denkbaren Rotton annahm, obwohl ich wirklich richtig braun bin, daher ist ihr wahrscheinlich nicht aufgefallen, wie rot ich geworden bin. Trotzdem war es mir so peinlich, dass ich sie kaum ansehen konnte (und das hatte dieses Mal ehrlich nichts damit zu tun, dass sie mal wieder oben ohne war).
    Dann hat sie mich gefragt, ob wir, wie sie sagte, »eine kleine Unterhaltung« führen müssten.
    Also habe ich geantwortet: »Offensichtlich nicht, da ich schließlich diejenige war, die die Kondome gekauft hat.«
    Und dann haben wir beide gelacht.
    Als sie mich dann gefragt hat, ob ich auch vorhatte, die Kondome zu benutzen, habe ich sie offen angesehen und ihr die Wahrheit gesagt. »Ich habe keine Ahnung. Wir müssen einfach sehen, was passiert.«
    Und obwohl ich eigentlich nicht vorgehabt hatte, ihr mehr zu sagen als das, und eigentlich der Meinung gewesen war, dass ich darüber bereits hinweg war, erzählte ich, ehe ich es mich versah, alles von jener Nacht mit Levi und wie ich mich hinterher geschämt hatte und mir so dumm vorgekommen war und dass ich in letzter Zeit zu der Ansicht gekommen war, wenn ich mit Yannis schlafen würde, würde es das irgendwie wieder auslöschen oder zumindest diesen Fehler korrigieren.
    Und dann machte ich einfach weiter, erzählte ihr, wie ich Natalie hatte fallen lassen, damit ich mit Amanda abhängen konnte, alles, was auf Mykonos passiert (oder nicht passiert) war, und dass ich in letzter Zeit so verwirrt war, das Gefühl hatte, als stünde ich mit einem Bein auf Tinos und mit dem anderen in Kalifornien, und gar nicht mehr wusste, wo ich eigentlich hingehörte. Dass ich auf Mykonos die ganze Zeit Levi und seine Familie für ihre vorhersehbare amerikanische Verhaltensweise verurteilt hatte und am Abend zuvor Yannis dafür, dass er so ausgesprochen griechisch war. Und dass ich tief in meinem Innersten wusste, dass das eigentliche Problem bei mir lag.
    Aber sie sah mich nur an und sagte lächelnd: »Colby, es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, es gibt nur deinen eigenen Weg. Und du wirst dich wesentlich wohler fühlen, wenn du ihn gefunden hast.«
    »Genau das ist doch das Problem«, meinte ich, sofort enttäuscht von ihrer üblichen obskuren Ausdrucksweise.
    Schulterzuckend sagte sie: »Wenn du aus Liebe handelst, kannst du nichts falsch machen.«
    Kurz darauf bin ich aufgestanden und ins Wasser gegangen, so weit hinaus, dass ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste, um noch atmen zu können. Dann legte ich den Kopf zurück, schloss die Augen, überließ mich dem Wasser und dachte, dass es nur wenig gab, was sich besser anfühlte als das – so leicht und frei zu sein, dass man sich kaum noch selbst spürte.
    Ich blieb lange im Wasser, auch weil es zu schön war, um damit aufzuhören, aber hauptsächlich, weil ich nur ungern zum Ufer zurückkehrte, zurück zur Schwerkraft meines Körpers, meines Lebens, meiner Entscheidungen.
    Aber während ich mich noch ein wenig dahintreiben ließ, dachte ich: Vielleicht denke ich noch zu viel über alles nach. Vielleicht versuche ich immer noch, Dinge zu kontrollieren, die ich nicht kontrollieren kann. Vielleicht sollte ich an Land genauso reagieren wie hier im Wasser, lernen, loszulassen und das zu erreichen, was ich will, ohne zu viel Druck auszuüben. Ich sollte einfach abwarten, wohin mich die Strömung treibt, denn schließlich bin ich keine schlechte Schwimmerin und werde schon ans Ufer zurückkommen.
    Als ich aus dem Wasser stieg und zu meinem Handtuch zurückging, erklärte ich Tally, dass ich jetzt so weit sei, zurückzugehen und mich auf die Heimreise vorzubereiten.
    Als wir zurückkamen, war Tassos bereits da, marinierte das Fleisch, schnitt Gemüse, schälte Kartoffeln und kümmerte sich praktisch um alle Partyvorbereitungen. Nachdem ich kurz geduscht und mir ein neues Kleid angezogen hatte, das ich ein paar Tage zuvor in der Stadt gekauft hatte (an dem Tag, der für immer und ewig als KONDOM-TAG in Erinnerung bleiben wird), ging ich hinaus, um zu helfen.
    Und während ich Tische und Stühle aufstellte, rutschte mir heraus, wie sehr mir das mit seiner Tochter leidtat.
    Zuerst, als er mich so merkwürdig ansah, mit großen, erschrockenen Augen, bereute ich sofort, das Thema angeschnitten zu haben. Doch dann nickte er langsam und sagte: »Tally hat es dir erzählt?«
    Ich nickte. »Bitte sei nicht böse …«
    Aber er schüttelte nur den Kopf. »Ich bin nicht böse, Colby.«
    Als ich die Kerzen
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