Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
ausschwieg, weil er weitere Diskussionen für sinnlos hielt.
    Aber der Hund würde Lee bestimmt gefallen. Ja, Lee war ein herzensguter Kerl, den Knight gern seinen Freund nannte – aber er war irgendwie nicht wie die anderen. Während sich Knights Bekannte zumeist intensiv beschäftigten, konzentrierte sich Lee in der Hauptsache auf seine Pfeife und auf seine Bücher – und nicht einmal nur auf die juristischen Bände.
    Auch die Kinder entwickelten ihre Interessen und hatten auf diese Weise beim Spielen viel dazugelernt.
    Vor ihrer Heirat war Mary von der Gärtnerei begeistert gewesen. Ihr Gewächshaus stand am Fuß des Hügels, und Knight bedauerte es, daß er ihre Arbeit nicht hatte fortsetzen können. Erst vor wenigen Monaten hatte er die hydroponischen Tanks auseinandergenommen, als symbolisches Eingeständnis der Tatsache, daß man viel zu wenig Zeit für all die Dinge hatte, die einem am Herzen lagen.
    John hatte sich, was nicht weiter verwunderlich war, für Raketen interessiert. Jahrelang hatten er und seine Freunde die Nachbarschaft mit ihren Versuchsmodellen unsicher gemacht. Die letzte und nicht mehr vollendete Rakete ragte immer noch im Hinterhof auf. Eines Tages, überlegte Knight, mußte er sich darum kümmern und die Arbeit vollenden. John war jetzt auf der Universität, wo er seinem Hobby treu geblieben war. Ein guter Junge, dachte Knight stolz. Jawohl, ein guter Junge.
    Er ging die Rampe hinunter in das Untergeschoß, um die Karre zu holen. Hier blieb er wie immer einen kurzen Augenblick stehen und blickte sich langsam um. Vor ihm erstreckte sich das Kernstück seines Lebens – die Werkstatt. In einer Ecke stand der große Tisch mit der Spielzeugeisenbahn, an der er noch von Zeit zu Zeit arbeitete. Dahinter lagen Dunkelkammer und Laboratorium. Er mußte daran denken, daß das Erdgeschoß für das Labor viel zu klein gewesen war und er einen Teil der Wand herausgeschlagen hatte, um für den Anbau Platz zu schaffen. Das, erinnerte er sich, war eine langwierige Arbeit gewesen.
    Er holte den Karren und brachte den How-2-Kasten vorsichtig in die Werkstatt. Dann nahm er ein Brecheisen und machte sich ans Werk. Er ging mit Umsicht und Geschicklichkeit vor, denn er kannte sich aus. Er hatte schon manchen Baukasten ausgepackt.
    Ein seltsames Gefühl der Spannung überkam ihn, als er die Bauteile aus der Kiste hob. Größe und Form schienen nicht zu stimmen. Er hatte etwas anderes erwartet.
    Erregung und Anstrengung beschleunigten seinen Atem, als er die Verpackung zu lösen begann. Als das zweite Stück schimmernd vor ihm lag, war er sicher, daß das unmöglich ein How-2-Hund sein konnte. Beim fünften Bauteil wußte er, was man ihm geliefert hatte.
    Einen Roboter, der – wenn er sich nicht sehr irrte – zu den besten und teuersten Modellen gehörte, die von How-2 vertrieben wurden.
    Er setzte sich auf eine Ecke der großen Packkiste, holte ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schließlich riß er den Brief mit der Rechnung vom Kistendeckel.
    Mr. Gordon Knight, stand da, ein Hund, Serie XML. Betrag dankend erhalten.
    Die How-2-Gesellschaft war also der Überzeugung, ihm einen Hund geliefert zu haben. Und für einen Hund hatte er bezahlt.
    Er setzte sich wieder auf die Kiste und betrachtete die Bauteile des Roboters.
    Der Irrtum konnte eigentlich erst bei der nächsten Inventur auffallen, wenn man feststellte, daß man einen Hund zuviel und einen Roboter zuwenig hatte. Aber Baukästen für Hunde und Roboter wurden bestimmt zu Tausenden verkauft – so daß ihm eigentlich keine Gefahr drohte.
    In seinem ganzen Leben hatte Gordon Knight noch keine unehrliche Handlung begangen. Aber in diesem Augenblick fällte er eine unehrliche Entscheidung, für die es im Grunde keine Entschuldigung gab. Aber noch schlimmer war, daß er sich selbst etwas vormachte.
    Zuerst redete er sich ein, daß er den Roboter bestimmt zurückschicken würde, daß er sich aber schon immer gewünscht hätte, einmal eine solche Maschine zusammenzusetzen. Also wollte er den ihm in den Schoß gefallenen Roboter zusammenbauen und dann wieder auseinandernehmen, die Teile verpacken und wieder an die Gesellschaft zurückschicken. Er wollte den Roboter nicht aktivieren, sondern ihn einfach nur zusammenbauen.
    Aber gleichzeitig wußte er, daß er sich etwas vormachte. Er erkannte, daß er von der absoluten Unehrlichkeit nur noch um eine Handbreit entfernt war. Doch er ließ sich immer neue Entschuldigungen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher