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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sein Blick auf drei Worte, die ihn erstarren ließen – Mervyn-Grey-Konzern. Entsetzt las er weiter.
    Wunderwirbel-Waschmaschinen hatten so und so viele Leute durch fehlerhafte Schaltung getötet, hatten so und so viele Wohnungsbrände verursacht, hatten so und so viele Wohnungen überflutet. E-Z-Bügeleisen hatten Brände verschuldet, waren bei Gebrauch auseinandergefallen und hatten die Benutzer verletzt. Mit Ultrac-Reifen ausgerüstete Autos waren an so und so vielen tödlichen Unfällen beteiligt gewesen …
    Das Zimmer begann um ihn zu kreisen, als er an die Leute dachte, denen diese Liste von Anschuldigungen morgen früh zugestellt wurde, an die Kaufkraft und die Märkte, die sie kontrollieren. Handlings Worte hörte er kaum. »Ja«, sagte der Mann, »es war eine Wunderwirbel-Maschine, die meinen Jungen die Hand kostete, und es war eines Ihrer Bügeleisen, das Meg nach Haus verbannte, so daß sie sich mit einer Ihrer Nähmaschinen einlassen mußte, die ihr die Hand verletzte. Und zu allem Übel waren Ihre Ultrac-Reifen an dem Autounfall schuld. Sie haben nicht nur Blut an den Fingern kleben, Mr. Grey. Sie sind von allen möglichen Übeln befallen. Sie scheinen bisher an jedem Tag Ihres Lebens anderen Menschen ein Leid zugefügt zu haben.«
    »Sie!« flüsterte Grey und steckte das Papier in die Manteltasche. »So können Sie nicht mit mir umspringen! Das ist die übelste, gemeinste Verleumdung, die mir jemals …«
    »Es kann keine Verleumdung vorliegen, wenn man die Wahrheit über ein Produkt sagt und seine offensichtlichen Fehler herausstellt«, sagte Handling und lächelte. »Oh, natürlich könnten Sie gerichtlich gegen mich vorgehen! Ich nehme an, ich habe nach zivilrechtlichen Vorschriften ein Delikt begangen. Aber ein Verbrecher bin ich nicht!«
    »Sie selbstgefälliger Teufel!« brüllte Grey, sprang auf und stürzte sich auf den Mann. Das Grinsen auf Handlings Gesicht machte ihn rasend.
    Bei dem Aufprall wurde Handlings Rollstuhl zurückgedrückt, fuhr gegen den Paraffinofen und stürzte ihn um. Augenblicklich ergoß sich ein See aus brennendem Öl in das Zimmer. Ein Flammenmeer röhrte auf, die Flammenzungen leckten hoch. Sekundenlang ruhte Greys Blick auf einem entsetzlichen Bild – ein verzerrtes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen, ein Mund, der verzweifelt die sauerstofflose Luft einzusaugen versuchte, das Haar, das sich zu winden begann wie die Schlangen der Medusa…
    Aber da war er bereits aus dem Haus gestürzt und hatte die Haustür hinter sich zugeschlagen. Er hastete auf den Wagen zu, sprang hinter das Steuer und raste mit quietschenden Reifen die Straße hinab. Ehe er abbog, warf er noch einen Blick zurück. Von außen war noch nichts von dem Feuer zu sehen; die Vorhänge waren fest zugezogen vor der Kälte dieser Herbstnacht. Die anderen Häuser in der Straße waren ebenfalls dunkel. Auch dieses Bild brannte sich in seiner Erinnerung ein wie das erstarrte Einzelbild eines Filmstreifens.
     
     
    4
     
    Nach einer rasenden Fahrt von vierzig Meilen ließ er den Wagen am Straßenrand ausrollen. Er versuchte seine Selbstbeherrschung wiederzugewinnen und zwang sich zu einer genauen Analyse der Situation. Im Grunde war seine Lage gar nicht einmal schlecht. Die Tatsache, daß er in England war, ließ sich zwar nicht verheimlichen, aber es brauchte je niemand bekannt zu werden, daß er Handlings Heimatstadt besucht hatte. Er hatte vor dem verhängnisvollen Besuch mit einer einzigen Person gesprochen – mit dem Mann, den er nach dem Weg gefragt hatte. Doch er hatte aus dem dunklen Innern seines Wagens gesprochen, dessen Typ in England weit verbreitet war. Ehe jemand den Brand bemerken konnte, hatte er schon eine große Entfernung zwischen sich und die Stadt gelegt, hatte vielleicht sogar schon die Grafschaft verlassen. Er konzentrierte sich auf seine Erinnerung an die verlassene Straße. Ja, es hatte wahrscheinlich einige Zeit gedauert, bis das Feuer bemerkt worden war!
    Und niemand hatte ihn bei seiner Ankunft oder Abfahrt gesehen, und die wunderbare Tatsache, daß er seine Handschuhe nicht ausgezogen hatte, bedeutete, daß er keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte. Er konnte also in aller Ruhe nach London zurückkehren und in das Appartement ziehen, das stets für ihn bereitstand und das er auch ohne vorherige Ankündigung aufsuchen konnte. Danach würde er in seinen Klub gehen, dort dinieren und schließlich ein Kabarett besuchen – und morgen früh um zehn konnte er in wichtigen Kreisen
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