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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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persönlichen Besuch abstatten.
    Und darunter stand eine Adresse in einer kleineren Stadt nördlich von London. Der Brief war mit ›George Handling‹ unterzeichnet. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Nachricht von dem Herausgeber der Wirtschaftsberichte stammte. Sie war mit derselben Schreibmaschine auf die gleiche ungeschickte Art und Weise geschrieben; die wenigen Zeilen enthielten über ein halbes Dutzend Tippfehler.
    Hocherfreut beauftragte Grey seine Sekretärin, ihm einen Flug nach England zu buchen und wollte sie schon bitten, auch eine Verbindung mit Casson herzustellen, als er es sich noch anders überlegte. Obwohl der Vorschlag des Londoner Maklers, den unbekannten Herausgeber der Wirtschaftsberichte durch eine Anzeige auf Grey aufmerksam zu machen, zum Erfolg geführt hatte, gefiel ihm die Arbeit des Mannes nicht mehr. Casson war zu langsam geworden und mußte durch einen jüngeren and tatkräftigeren Mitarbeiter ersetzt werden. Dabei war es natürlich besser, ihn zum freiwilligen Rücktritt anzuhalten, anstatt ihn offen hinauszuwerfen. Eine ›Pensionierung‹ war sogar noch besser – nicht etwa, weil dadurch die Gefühle Cassons geschont wurden. Leute, die sich nicht zu verteidigen wußten, betrachtete er als Belastung und hatte nicht die Absicht, ihnen irgendwie zu helfen. Aber der elegante Weg mochte dem Image seines Finanz- Imperiums weniger schaden, als wenn die Öffentlichkeit von der inneren Unstimmigkeit Kenntnis erhielt.
    Er änderte also seine Pläne und beschloß nach England zu fliegen, ohne seine dortigen Angestellten zu unterrichten. Er wollte sich unbemerkt in die fremde Stadt begeben und dort das Haus oder Büro dieses Mr. Handling aufsuchen und ihm ein Angebot unterbreiten – ein sehr gutes Angebot. Vielleicht konnte er ihm sogar Cassons Stellung offerieren – zu gegebener Zeit, wenn seine anderen Talente mit seiner Oberzeugungskraft mithielten. Es erforderte eine Persönlichkeit von ganz besonderer Geschicklichkeit, um die Möglichkeiten richtig zu nutzen, die die Kontrolle über den Wirtschaftsbereich eröffnete.
    Natürlich erforderte diese Planung eine Reihe von angemessenen Trinkgeldern – beispielsweise an die Angestellten der Fluggesellschaft, die ihn vor der Presse bewahren sollten –, denn bei seiner Ankunft in England wartete jedesmal mindestens ein halbes Dutzend Journalisten auf ihn. Nach seiner Landung in England zeigte er sich ebenso großzügig gegenüber dem Bodenpersonal des Flughafens, das ihm eine getrennte Zollabfertigung verschaffen sollte, und schließlich beglückte er auch den jungen Angestellten; des Autoverleihs, der ihm eine unauffällige kleine Familienlimousine zur Verfügung stellte.
    Er war sehr zufrieden mit seinen Vorsichtsmaßnahmen, als er unter einem dunklen, regenschweren Herbsthimmel durch die nördlichen Vororte Londons fuhr. Wenn ihm Casson morgen oder übermorgen weitere nutzlose Informationen übermittelte, würde es ihm ein Vergnügen sein, die Bombe platzen zu lassen und Casson zu verkünden, daß er mit dem Herausgeber der Wirtschaftsberichte bereits gesprochen und mit ihm sogar ein Abkommen getroffen hatte. Das war die erste in einer Reihe von sorgfältig geplanten Maßnahmen, die zu Cassons Rücktritt führen sollten. Er war sicher, daß sein Plan klappen würde.
    Trotz des bedrückenden Wetters begann er laut zu pfeifen.
    Als er die kleine Stadt erreichte, in der der geheimnisvolle Mann wohnte, erlebte er seine erste Überraschung. Er hatte erwartet, daß sich die Adresse im Zentrum der Stadt befinden würde, denn nach seiner Erfahrung blieben die ernstzunehmenden Geschäftsleute trotz eines gewissen Trends, der aus dem Zentrum der Großstädte herausführte, immer dicht zusammen. Nachdem er eine Zeitlang ziellos hin und her gefahren war, fragte er einen Fußgänger nach dem Weg und wurde in die Außenbezirke der Stadt gewiesen, in eine nach dem Kriege neu entstandene häßliche Trabantenstadt. Am Ende einer Sackgasse stieß er auf einen großen Bungalow, dessen Garten völlig überwuchert war. Das Tor der Garage stand weit offen; von einem Wagen war nichts zu sehen. Ein Fenster war erleuchtet.
    Aber die Straße war richtig, und auch die Hausnummer stimmte.
    Grey parkte seinen Wagen und stieg langsam aus. Die schäbige Umgebung und das verwahrloste Haus mit dem wilden Garten paßte nicht zu dem Bild, das er sich von dem genialen Erfinder der Wirtschaftsberichte gemacht hatte. War er etwa einem Streich zum Opfer gefallen? Doch
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