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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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die Jones zu denken brauchte, nachdem er ihnen den Rücken gekehrt hatte, obwohl sie ihn als Masse nach wie vor mit einer Unzahl von technischen Problemen belasteten. Doch diese waren im Augenblick noch ziemlich abstrakt. Es war McGees Aufgabe, sich um die Besucher als Individuen zu kümmern, so lange es ging.
    »Alle Leitungen arbeiten normal« berichtete Piscetti. »Aber es hat einen Toten gegeben, Jothen. Guivrec Krantz.«
    »Mein Gott! Wie ist das geschehen?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber wir tippen auf Mord. Er wurde unten in Station BB-596 gefunden, in einem der untersten Stockwerke, die nicht mehr zu den Wohngebieten gehören. Er ist erdrosselt worden, und es sieht so aus, als hätte der Täter ihn überrascht, denn Spuren eines Kampfes waren nicht festzustellen.«
    »Wie steht es mit unseren Leuten? Kann jemand zur fraglichen Zeit am Tatort gewesen sein?«
    »Nein«, erwiderte Piscetti. »Ich habe das natürlich sofort überprüft. Aber seit mindestens einem Jahr ist niemand mehr von uns in der Gegend gewesen. Wird wohl einer von den verrückten Klan-Leuten gewesen sein.«
    »Verrückt ist das richtige Wort. Sieh zu, was du sonst noch aus dem Computer herausbekommst. Vielleicht hat der Mann schon eine Spur hinterlassen – vielleicht ist er aus irgendeinem Grunde registriert, wegen einer Verkehrsübertretung oder ähnlichem. Ich würde mich mal in dieser Richtung umsehen.«
    »Ich werd's versuchen«, sagte Piscetti zweifelnd.
    »Gut. Wir müssen den Mann so schnell wie möglich finden. Unsere Sorgen sind schon groß genug. Ich bin auf dem Weg in die Zentrale und werde dich von dort aus anrufen.«
    Obwohl Krantz nicht zu seinem Freundeskreis gehört hatte, war Jothen bedrückt. Immerhin konnte er sich an den Mann erinnern.
    Langsam trat er wieder in den Fahrstuhl und erreichte schließlich die von mechanischem Leben durchpulste Dunkelheit der Versorgungszentrale, deren Dämmerung nur hier und da von kleinen Anzeigelampen erhellt wurde.
    Obwohl er den Raum bis in die letzten Winkel kannte, war ihm heute unbehaglich zumute, und immer wieder schreckte er auf und blickte sich unruhig um. Weit über ihm verästelte sich das komplizierte Röhrensystem Gitlers, das an die Gabelungen der Haupt-Versorgungsleitung angeschlossen war. Diese Hauptleitung war so groß, daß sie einer sechssitzigen Transportkapsel Platz bot, und diente hauptsächlich der Wasserversorgung Gitlers aus den großen Reservoirs im Norden. Aber das war nicht ihr einziger Zweck. Sie diente außerdem als Zubringer für die meisten Bedarfsgüter der Leerstadt, die sich in entsprechenden Behältern unterbringen ließen – Nahrungsmittel, Treibstoffe und Halbfabrikate. Ein Großteil der Sendungen stammte aus dem Kansas-City-Komplex, der das umfassende innerstädtische Versorgungszentrum beherbergte. Die Leitung war Gitlers Lebensader.
    Im Augenblick schien jedoch etwas nicht in Ordnung zu sein. Mit den Geräuschen stimmte etwas nicht.
    Jothen glaubte aber nicht, daß er Grund zur Sorge hatte – jedenfalls jetzt noch nicht. Obwohl er die Leitungsgeräusche kannte wie eine Mutter das Weinen ihres Kindes, wußte er, daß die Hauptzuführung neue Töne von sich geben konnte, wenn sie ihre Belastungsgrenze erreichte. Und das war jetzt zum erstenmal der Fall. Seit der Fertigstellung Gitlers vor etwa siebzig Jahren waren die Leitungen – abgesehen vom Jones-Kongreß – kaum ausgenutzt gewesen. Aber angesichts des bevorstehenden Flüchtlingsstroms aus dem Norden lief die Frischversorgung jetzt auf höchsten Touren.
    Die Unruhe ließ ihn nicht mehr los. Er mußte sich vergewissern, daß alles in Ordnung war! Langsam tastete er sich durch die Dunkelheit und erreichte schließlich den Laufgang, auf dem sich eine Kontrolltafel für den Versorgungscomputer befand. Jothen ließ sich eine Aufstellung sämtlicher Druck- und Flußwerte geben und verlangte eine Liste der unterwegs befindlichen Sendungen.
    Eine Ewigkeit von fünfzehn Sekunden lang wollte und konnte er nicht glauben, was er sah. Vielleicht war es nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussah, doch eine Oberprüfung erbrachte kein anderes Ergebnis. Als letzte Vorsichtsmaßnahme ließ er sich eine Frachtliste direkt von Chicago durchgeben.
    Dann drückte er jeden roten Knopf, der ihm unter die Finger kam.
    Die Massen der Jones-Kongreßteilnehmer merkten nichts; abgesehen von einer kurzen, dringlichen Durchsage Jothens, der nach McGee verlangte, blieb das Dröhnen der Lautsprecher
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