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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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vorgekommen.
    Aber Jothen war ein Mitglied der privilegierten Klasse; er war an Menschenmengen nicht gewöhnt.
    Der Jones-Kongreß rollte an ihm vorüber, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Kleine Jungen zogen riesige Gesichtsmasken hinter sich her, alte Männer rasten mit blitzenden Augen auf ihren hochgezüchteten Flugmaschinen durch die Luft, dicke Frauen paradierten mit ihren Ehemännern vorüber. Die Menschen schleppten kleine Tierpuppen mit Babyköpfen und zahlreiche groteske Familientotems, die teilweise so groß waren, daß sie mit den idiotischen Köpfen an die Decke des Boulevards stießen. Und sie sangen alte Lieder in fast vergessenen Tonarten oder klammerten sich an Banner, die in gewaltigen Buchstaben verkündeten: JONES HOCH! oder: DIE McDOBY-JONES GRÜSSEN EUCH! Über allem schwebte eine Unzahl selbstfabrizierter Drachen in der Form von Kruzifixen, Vögeln, Insekten, Hobbits, Automobilen, Buchstaben, Schutzheiligen, Kleidungsstücken, Pferden und mythologischen Ungeheuern aller Art.
    »Lustiges Völkchen, nicht wahr?« fragte Alva McGee und stellte sich neben Jothen in den Ausguck.
    »Die Leute machen mir Angst, Alva. Was wollen wir mit diesen Verrückten nur anfangen?«
    McGee musterte Jothen von der Seite, erwiderte jedoch nichts. Jothen mußte daran denken, daß ihm dieser McGee ebenso ein Rätsel war wie all die Menschen da unten.
    Daß man ihm diesen Mann als ›verwaltungstechnischen Assistenten« für die Evakuierung der Jones-Kongreßbesucher zugeteilt hatte, war eine nicht eben willkommene Überraschung gewesen, zumal Jothen bald darauf feststellen mußte, daß McGees Qualifikation zwar den Titel ›Bürgermeister‹ einschloß, daß seine Kenntnisse über das Wassersystem und die anderen komplizierten Einrichtungen Gitlers jedoch ausgesprochen mager waren.
    Der Titel war eigentlich nichtssagend. Soweit Jothen zurückdenken konnte, hatten sich die Leerstädte auch ohne Bürgermeister von der überschäumenden soziologischen und wirtschaftlichen Weltentwicklung fernhalten können. Offensichtlich war Biond im letzten Augenblick auf den Gedanken gekommen, daß die Gitler-Mannschaft bei ihrer Verwaltungsarbeit ein wenig Hilfe brauchen könnte.
    Trotzdem war Jothen wenig erbaut davon, denn er glaubte nicht, daß ihm McGee eine große Hilfe sein würde. Die technische Unerfahrenheit dieses Mannes belastete ihn zu allem Übel noch mit einer Art pädagogischen Verpflichtung; und das allein genügte, um ihm die Stimmung zu verderben.
    »So schlimm sind sie gar nicht«, bemerkte McGee versöhnlich. »Sie machen zwar viel Lärm – aber warum auch nicht? Sie vergnügen sich eben. Es macht ihnen Spaß. Familien-Kongresse dieser Art sind für so manchen Bürger die einzige Gelegenheit, einmal richtig auf die Pauke zu hauen und sich fast ebenso antigesellschaftlich zu verhalten, wie es zur Zeit der Verschwendung noch möglich war.«
    Jothen stöhnte innerlich. McGees historische Anwandlungen gingen ihm bereits auf die Nerven. »Es ist direkt erstaunlich, daß sie überhaupt zugelassen werden«, sagte er. »Die Kongresse, meine ich.«
    »Therapie, alter Junge, Therapie! Außerdem hat Transcorp auf diese Weise eine ideale Gelegenheit, seine Urlauber gleich millionenweise hin und her zu bewegen. Ist doch günstig! Alles genau auskalkuliert.«
    Jothen deutete auf die Figuren und Banner. »Und das soll auch auskalkuliert sein?«
    »Das natürlich nicht. Aber so etwas ist durchaus nützlich«, erwiderte McGee, »wenn man weiß, worauf es ankommt. Alle diese Kostüme, Masken und Zeichen entstammen quasireligiösen Erinnerungen an alle möglichen Bräuche und Überlieferungen, die zum Teil noch immer existieren, wie zum Beispiel der Glaube an die Telepathie, die allgemeine Vorfahrenverehrung, der Glaube an die Reinkarnation, der Fatalismus. Aber natürlich haben diese Leute davon keine Ahnung. Zum Glück für uns; denn wenn es einmal zum Schlimmsten kommt, bieten sich uns gute Ansatzpunkte, um die Leute zu manipulieren.«
    »Gehen Sie und manipulieren Sie Ihre Menschenmassen, Alva, ich muß los und die Stadt auf den Kopf stellen. Eine vollständige Überprüfung der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung ist erforderlich. Daneben muß ich meinen Kollegen helfen, Gitler für die Belegung vorzubereiten. In der Zwischenzeit werden Sie dafür sorgen, daß die Jones-Massen verschwinden. Wie Sie das anstellen, überlasse ich Ihnen. Sie können jede Transportmöglichkeit einsetzen, die Ihnen geeignet erscheint. Natürlich
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