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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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unerträglicher Alptraum – aber was ihm fast noch schlimmer vorkam, war die unsägliche Erniedrigung, die er hatte hinnehmen müssen. Er hatte die feste Absicht, so etwas nicht noch einmal durchzumachen.
    Daß der Jones-Kongreß vorzeitig zu Ende ging, überraschte ihn zuerst, aber seine Pläne wurden davon nicht berührt. Als es sich herausstellte, daß für ihn in Gitler – wie erwartet – keine offizielle Stelle frei war, hatte er sofort gewußt, was er tun mußte. Es war für ihn ein Kinderspiel, sich in den Service-Tunneln eines Stadtteils zu verkriechen, den bisher noch niemand bewohnt hatte. Es gab zwar bauliche Unterschiede zwischen Gitler und Tananarive, doch die Gemeinsamkeiten waren so groß, daß er sich gut zurechtfand.
    An strategischen Punkten überall im Tunnelsystem waren sogenannte Hilfsstationen eingebaut, die den Inspektionsmannschaften der Leerstadt auf ihren Rundgängen als Unterkunft dienten. Sie unterschieden sich nur wenig von den Wohnungen, die den Durchschnittsbürgern zur Verfügung standen, und waren mit allen lebenswichtigen Einrichtungen ausgestattet, so daß eine Inspektionsmannschaft bis zu vier Tage unterwegs sein konnte, ohne in die Technie-Siedlung unter dem Dach der Stadt zurückkehren zu müssen. Und in einer vorwiegend leerstehenden Stadt waren Schlüssel nicht erforderlich.
    So lange sich Fongavaro also von den Gitler-Leuten fernhalten konnte, hatte er es geschafft. Er tauchte einfach unter und lebte im Untergrund wie er es gewöhnt war.
    Die zweite allgemeine Durchsage, mit der Gitlers Vollbelegung durch die Nordflüchtlinge angekündigt wurde, behagte ihm dagegen gar nicht, da es in jeder belegten Leerstadt zur Routine gehörte, daß sämtliche Tunnel und Versorgungseinrichtungen von kleinen Trupps in ständigem Turnus kontrolliert wurden. Und das bedeutete, daß die Hilfsstationen bald gebraucht wurden und daß es für Fongavaro schwieriger wurde, unentdeckt zu bleiben.
    Trotzdem wollte er nicht wieder nach Tananarive zurück – sollten sich doch Jothen Kent, der UNOC und Klan-Mutter Jones auf den Kopf stellen! Lieber nahm er alles andere in Kauf, als daß er sich auf den Rückflug nach Madagaskar einließ.
    Am Ende des Korridors erblickte er die nächste Hilfsstation, deren grüne Tür Gemütlichkeit auszustrahlen schien. Er drückte sich an die Wand, doch er hörte nichts. Die zwei grünen Lichter neben der Tür deuteten darauf hin, daß die Station im Augenblick unbewohnt war.
    Er hielt inne. Hatte er da nicht etwas gehört?
    Da war es wieder! Schritte.
    Es näherte sich jemand. Die Schritte klangen ruhig und selbstbewußt, als ob der Mann keine Eile hätte und sich allein glaubte. Fongavaro nahm nicht an, daß er bereits gesucht wurde. Vielleicht gehörte der Unbekannte zur Gitler-Mannschaft. Trotzdem wußte er nicht, was er tun sollte, denn der Korridor vor ihm endete in einer Sackgasse.
    Es blieb ihm kein anderer Ausweg, als die Hilfsstation zu betreten. Leise öffnete sich die Tür und schloß sich wieder hinter ihm. Draußen wechselten die Lichter auf Gelb, aber dagegen war er machtlos. Vielleicht freute sich der Fremde auf ein wenig Gesellschaft. Die sollte er bekommen.
    Er war gewillt, alles in Kauf zu nehmen.
    In etwas mehr als drei Millionen Meilen Entfernung war Biond Smiths Mannschaft damit beschäftigt, Flavia mit Löchern zu versehen. Es blieben den Männern weniger als vierzehn Tage, um den Asteroiden aufzubrechen, ehe sich die Laserkanonen mit dem Rest beschäftigen und ihn in eine unförmige kleine Sonne verwandeln würden. Doch obwohl bereits drei Leute bei den Explosionen umgekommen waren, hatte man ihm bestenfalls ein wenig die Figur verderben können.
    In den Helmen dröhnte die Alarmglocke. Die Bohrungen wurden eingestellt, denn auf der Erdseite des Meteoriten stand eine Sprengung bevor. Die Folge war, daß einige der Sprengstücke die Erde natürlich schneller erreichen würden als Flavia selbst. Aber das ließ sich nicht ändern, zumal auf diese Weise Geschwindigkeit und Masse des verbleibenden Körpers verringert wurden.
    Die Felsmasse erzitterte, ein lautloser Blitz zuckte auf, langsam segelte eine Staubwolke durch das ewige Sonnenlicht. Die Männer nahmen ihre Arbeit wieder auf.
    Und irgendwie hatte es den Anschein, als wäre Flavia um keinen Zentimeter kleiner geworden.
    Der Wabenhelm drückte Jothen unnatürlich schwer auf Kopf und Schultern, als er sich in einem Fahrstuhl dem Versorgungszentrum näherte. Er war froh, daß er nicht mehr an
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