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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Oberst.
    »Ja.«
    »Erzählen Sie uns alles darüber.«
    Peter berichtete, ohne etwas auszulassen.
    »Können wir den Jadestein mal sehen?«
    Peter ging in die Küche und holte den Stein. Sie untersuchten ihn von allen Seiten, drehten ihn, ohne das zu finden, was sie vielleicht suchten. In ihren Augen war Bewunderung, obwohl sie sicherlich keinerlei Ahnung von Jade besaßen.
    »Sie wissen, was Jade ist?« fragte der Oberst endlich.
    »Sehr gut sogar.«
    »Sie haben viel damit zu tun gehabt?«
    »Ich arbeitete in einem Museum.«
    »Erzählen Sie uns mehr über sich.«
    Peter zögerte einen Augenblick, dann tat er ihnen den Gefallen.
    »Und warum sind Sie jetzt hier, auf dem Land?« wollte der Oberst wissen, als er fertig war.
    »Haben Sie schon einmal monatelang im Krankenhaus gelegen, Oberst? Haben Sie sich jemals vorstellen können, wie es ist, in einem Krankenhaus zu sterben?«
    »Ich verstehe.« Der Oberst nickte. »Aber hier …«
    »So lange würde ich nicht warten, Sir.«
    »Ja, natürlich. Ich verstehe.«
    »Oberst«, sagte der Major plötzlich. »Sehen Sie sich das an! Das gleiche Symbol wie auf allen anderen Dingen, die von der Maschine stammen.«
    Der Oberst riß ihm den Stein aus der Hand und betrachtete ihn.
    »Stimmt! Das gleiche Zeichen wie auf dem Briefkopf.«
    Der Oberst starrte Peter durchdringend an. In seinen Augen war ein Ausdruck, als sähe er ihn jetzt zum erstenmal. Es waren die Augen, die Peter warnten. Der Ausdruck in ihnen.
    Plötzlich lag in der Hand des Majors eine Pistole.
    Peter warf sich zur Seite.
    Er war nicht schnell genug.
    Der Major schoß ihn nieder.
    Peter fiel eine Million Jahre lang durch ein graues Nichts. Er wußte, daß es nur ein Traum war. Er fiel durch die Vergangenheit der Menschheit, der Zukunft entgegen. Er spürte die gleiche Angst wie seine Vorfahren, als sie noch auf den Bäumen lebten und fürchteten, in die Tiefe zu stürzen – bis sie herabkletterten. Peter versuchte, sich ins Bein zu kneifen, damit er erwachte. Aber es gelang ihm nicht. Er stellte fest, daß er keine Hände mehr hatte. Er hatte überhaupt keinen Körper. Er war ein körperloser Geist, ein Bewußtsein, das durch einen Raum fiel, der keine Grenzen zu haben schien.
    Er fiel und fiel, bis er auf einmal das Gefühl hatte, daß sein Sturz angehalten wurde. Er bewegte sich nicht mehr. Und dann sah er ein Gesicht. Er hatte es schon einmal gesehen, vor einer Million Jahre. Er kannte das Gesicht. Es schwankte, und er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er schloß die Augen.
    »Chaye!« sagte eine weit entfernte Stimme. »Peter Chaye!«
    »Gehen Sie weg!«
    Die Stimme blieb. Immer wieder nannte sie seinen Namen.
    Er öffnete erneut die Augen, und diesmal blieb das Gesicht. Es schwebte dicht über dem seinen.
    Es war das Gesicht des Obersten.
    Schnell schloß Peter wieder die Augen. Er entsann sich noch der schwarzen Pistolenmündung, die auf ihn gerichtet war. Er hatte versucht, zur Seite zu springen, aber der Major war schneller gewesen. Er hatte geschossen. Peter war gefallen, durch eine Ewigkeit. Und nun war er hier – und der Oberst war auch hier.
    Er mußte in einem Krankenhaus sein – wo sonst?
    Klar, der Major hatte auf ihn geschossen und ihn getroffen. Aber wo nur? Die Beine waren in Ordnung, auch die Arme. Kein Schmerz am Körper. Keine Verwundung, keine Narben.
    Er hörte den Obersten sagen:
    »Er kommt jetzt zu sich, Doc.«
    »Er braucht Zeit. Sie müssen Geduld haben, Oberst. Er hat eine starke Ladung abbekommen, vergessen Sie das nicht.«
    »Wir müssen mit ihm sprechen.«
    »Warten Sie noch.«
    Schweigen.
    »Sind Sie sicher«, fragte dann der Oberst, »daß er ein Mensch ist?«
    »Absolut. Wir haben ihn innen und außen untersucht. Wenn er wirklich eine Imitation sein sollte, dann ist sie so gut, daß wir es nie herausfinden könnten.«
    »Er hat mir erzählt, er hätte Krebs und müsse sterben. Die Ärzte, so behauptete er, hätten ihm eine Frist gegeben, die er auf dem Land verbringen wollte, bis die Schmerzen unerträglich würden. Wenn er wirklich ein Mensch wäre …«
    »Er hat keinen Krebs«, unterbrach der Arzt. »Nicht das geringste Anzeichen dafür vorhanden. Auch keine Anzeichen, daß er jemals Krebs hatte.«
    Peter hielt die Augen noch immer geschlossen, aber er hörte jedes Wort. Erleichterung mischte sich mit Unglauben. Wollten sie ihn durch einen grausamen Trick zum Sprechen bringen? Er zwang sich zur Ruhe. Vielleicht erfuhr er mehr, wenn er den Bewußtlosen
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