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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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seinem Bett, ganz still und ruhig, obwohl der Aufruhr in seinem Körper tobte. Noch war er nicht bereit, den Oberst anzusehen. Eine Betäubungswaffe, hatte der Arzt gesagt. Etwas Neues wahrscheinlich, das allgemein unbekannt war. Aber das Prinzip war alt. Zahnärzte hatten Instrumente, mit denen sie den feinen Strahl einer Flüssigkeit auf das Zahnfleisch spritzen, um es unempfindlich zu machen. Die Waffe des Majors mußte nach diesem Prinzip arbeiten, nur hundertmal stärker.
    Er war betäubt und hierhergebracht worden, weil in dem Gehirn des Abwehroffiziers ein phantastischer Gedanke herumspukte.
    Wirklich so phantastisch? War das alles so abwegig, was sich der Oberst da zurechtgelegt hatte? War es nicht vielleicht doch möglich, daß er, Peter, in der ganzen Geschichte eine nicht unwichtige Rolle spielte, ohne davon eine Ahnung zu haben? Nein, das war ja lächerlich. Was immer er auch gesagt oder getan hatte, der Maschine und ihren unbekannten Erbauern hatte er damit keinen Gefallen getan.
    War Krebs etwas ganz anderes, als man bisher angenommen hatte? Keine normale Krankheit, sondern vielleicht ein Eindringling, der von irgendwoher kam, um im Körper des Menschen zu hausen, sich zu vergrößern, den Menschen schließlich zu töten? Ein intelligentes Lebewesen, das unzählige Lichtjahre durch Raum und Zeit zurücklegte, um hier auf der Erde einen Gastkörper zu finden – und zu zerstören?
    Er wußte sofort, daß der Gedanke noch phantastischer war als der des Obersten. Aber es war menschlich, sich vor dem Unbekannten zu fürchten, und es war genauso menschlich, nach einer Erklärung zu suchen.
    Wir müssen uns Klarheit verschaffen, hatte der Oberst gesagt. Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben.
    Das nämlich war das Schreckliche an der ganzen Geschichte: niemand wußte, womit sie es zu tun hatten. Man mußte es herausfinden.
    Peter schlug die Augen auf und bewegte sich. Der Oberst sah ihn an.
    »Peter Chaye.«
    »Ja, was ist, Oberst?«
    »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Dann sprechen Sie, Oberst.«
    Peter richtete sich auf und setzte sich ins Bett. Er war tatsächlich in einem Krankenhaus. Er sah es schon am Bett, und der ganze Raum roch danach. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte der Oberst.
    »Nicht besonders gut.«
    »Wir waren nicht sehr rücksichtsvoll«, gab der Oberst zu, »aber wir wollten kein Risiko eingehen. Es gab zuviel Dinge, mit denen wir fertig werden mußten. Der Brief, die Maschinen, die…«
    »Sagten Sie nicht etwas von einem Briefkopf?«
    »Was wissen Sie davon, Chaye?«
    »Nichts. Deshalb frage ich ja.«
    »Der Präsident bekam einen Brief, etwa vor einem Monat. Jedes Staatsoberhaupt auf der ganzen Welt bekam einen solchen Brief.«
    »Der Inhalt?«
    »Das ist es ja! Alle Briefe waren in einer unbekannten Sprache abgefaßt, die niemand entziffern konnte. Nur die letzte Zeile war in der jeweiligen Landessprache geschrieben. Sie war überall gleichen Inhalts und lautete etwa: ›Wenn Sie den Brief bis hierher haben lesen können, werden Sie logisch handelnd Das war alles. Überall auf der Erde.« »Und – haben Sie den Brief entziffert?« Peter sah, wie der Offizier zu schwitzen begann. »Nicht eine einzige Zeile, nicht ein einziges Wort.« Peter griff nach der Karaffe auf seinem Nachtkästchen und wollte sich Wasser einschenken. Das Gefäß war leer. Der Oberst erhob sich.
    »Warten Sie – ich hole Ihnen Wasser.« Er nahm die Karaffe und öffnete die Tür zum Badezimmer nebenan. »Ich werde es etwas laufen lassen, damit es kalt wird.«
    Peter hörte kaum seine Stimme. Er starrte auf den Riegel an der Tür. Wenn er …
    Nebenan lief das Wasser. Der Oberst sprach lauter: »Um die Zeit herum entdeckten wir auch die Maschinen. Können Sie sich das überhaupt vorstellen? Zigarettenautomaten, ganz gewöhnliche Zigarettenautomaten – so wenigstens sahen sie aus. Aber sie waren etwas ganz anderes. Es waren Maschinen, mit denen sie uns beobachteten. Sie studierten unsere Lebensweise. Ebenso die Briefmarkenautomaten. Sie standen da, wer weiß wie lange schon, und beobachteten uns. Beobachteten und lernten …«
    Vorsichtig rutschte Peter aus dem Bett. Seine Füße berührten den kalten Boden. So leise wie möglich glitt er auf die Badezimmertür zu, schlug sie dann schnell zu und schob den kleinen Riegel vor.
    »He, was soll das?« rief der Oberst verblüfft.
    Waren seine Kleider im Kleiderschrank?
    Peter sprang hin und riß die Tür auf. Da hingen sie,
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