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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Tausenden von Steinen gleicher Art, mit denen er in den Museen zu tun gehabt hatte. Doch jetzt, wo er das vollendetste Stück in der Hand hielt, das er je im Leben sah, versank das Museum im Korridor der Zeit, verschwand im Nebel des längst Vergessenen – obwohl er erst vor drei Monaten entlassen worden war.
    »Ich danke dir«, sagte er zu der Maschine, um eine Sekunde später zu begreifen, was für ein Unsinn es war, mit einer Maschine sprechen zu wollen. Eine Maschine war doch kein Mensch.
    Sie stand da, rührte sich nicht und klickte auch nicht mehr.
    Er wartete noch eine Weile, dann drehte er sich um und ging den gleichen Weg zurück, den er gekommen war.
    Er legte den Jade mitten auf den Küchentisch, damit er ihn während seiner Hausarbeit immer sehen konnte. Mit trockenem Holz machte er ein Feuer im Herd. Er nahm besonders kleine Stücke, damit es schnell warm wurde. Er fand noch zwei Eier und schlug sie in die Pfanne, in der bereits der Speck brutzelte.
    Während er aß, starrte er fast ununterbrochen auf den Jadestein, bewunderte die milchige Maserung, dachte über die fremdartige Eingravierung nach und fragte sich schließlich, welchen Wert das Stück wohl haben könnte. Sicher war er wertvoll, aber das war im Augenblick wohl Nebensache.
    Die Gravur war wichtiger. Er betrachtete sie genauer, ohne mehr herausfinden zu können. Der Sinn blieb verborgen, wenn auch ziemlich sicher war, daß es sich nicht um ein Firmenzeichen handelte. Es war mehr als das, das stand fest. Es war schön und geheimnisvoll und strahlte eine nicht leicht zu definierende Wirkung aus. Was immer es auch sein mochte, es zeugte von künstlerischer Genialität und hoher Kultur.
    Er hörte nicht das junge Mädchen die Treppen heraufsteigen, sondern bemerkte es erst, als es die Tür zur Küche aufstieß und hereinkam. Er sah auf und verglich es unwillkürlich mit dem wundervollen Stein, der auf seinem Tisch lag. Obwohl der Stein kühl und grün war, sie aber warm und voller Leben, hatten ihre blauen Augen etwas von dem sanften Schimmer des Steines.
    »Hallo, Mr. Chaye«, sagte sie.
    »Guten Morgen«, antwortete er.
    Das Mädchen war Mary Mallet, Johnnys Schwester.
    »Johnny ist zum Fischen gegangen«, berichtete sie. »Zusammen mit dem Sohn von Smith. Darum bringe ich die Milch und die Eier.«
    »Vielen Dank – aber Sie hätten sich nicht die Mühe machen sollen. Ich wäre schon selbst gekommen, und der Spaziergang hätte mir sicher gutgetan.«
    Das war eine Phrase, und er bereute sie sofort. Nichts mehr würde ihm guttun, und nichts mehr würde ihm helfen können. Die Ärzte waren ehrlich gewesen und hatten ihm keine Hoffnung gelassen.
    Er nahm ihr die Milch und die Eier ab, ging zum Eisschrank und stellte sie hinein. Einen richtigen Kühlschrank hatte er hier draußen nicht, denn es gab keinen Strom.
    »Haben Sie schon gefrühstückt?« fragte er.
    »Ja. Sie auch?«
    »Allerdings – nur koche ich nicht besonders gut. Na ja, es lohnt sich auch nicht mehr, damit anzufangen.«
    Er bereute den Satz sofort. Chaye, sagte er vorwurfsvoll zu sich selbst, du wirst langsam sentimental. Hör auf damit!
    »Was für ein wunderbarer Stein, Mr. Chaye! Wo haben Sie ihn her?«
    »Eine seltsame Geschichte. Ich habe ihn gefunden.«
    Sie streckte die Hand aus.
    »Darf ich ihn mal anfassen?«
    »Aber gern«, sagte Peter Chaye.
    Er beobachtete ihr Gesicht, als sie den Jade nahm und in der flachen Hand hielt, um ihn zu betrachten.
    »Gefunden?«
    »Nun, eigentlich nicht gefunden, Mary. Ich habe ihn bekommen.«
    »Von einem Freund?«
    »Das weiß ich nicht so genau.«
    »Komisch, wie Sie das sagen.«
    »Eigentlich gar nicht so komisch. Ich möchte Ihnen gern … die Person zeigen, die ihn mir gab. Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
    »Natürlich. Aber nicht zu lange, denn ich muß Mutter helfen. Sie macht Pfirsiche ein.«
    Sie gingen zusammen den Hügel hinab, überquerten den Fluß, ließen die alte Scheune hinter sich und erreichten schließlich den Weg an der Weide. Peter begann sich zu fragen, ob die Maschine noch an ihrem Fleck stand. Er fragte sich sogar, ob sie überhaupt jemals dort gestanden hatte.
    Sie stand noch da.
    »Wie fremdartig«, murmelte Mary nach einer Weile.
    »Das dürfte die richtige Bezeichnung sein.«
    »Was ist es, Mr. Chaye?«
    »Ich weiß es nicht«, gab er zu.
    »Und das Ding dort… es hat Ihnen den Stein geschenkt?«
    »Ja.«
    Sie gingen näher und betrachteten die Maschine. Wie beim ersten Mal, als er die Maschine sah, mußte
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