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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Obwohl es in dem leer stehenden Haus für sie absolut nichts zu holen gab, hatten sie sich noch vor mir bereits hier eingenistet.
    Nach einigen weiteren Yards entdeckte ich das erste mehr als kopfgroße Loch in der Wand zu meiner Rechten, durch das ich Putz und sogar nacktes Mauerwerk sehen konnte. Völlig ausgeschlossen, dass es mir vorher entgangen war. Auch wenn ich mich mit Howard unterhalten hatte und dadurch abgelenkt gewesen war, hätte ich es spätestens bei meinem Einzug am späten Nachmittag entdecken müssen; und in diesem Fall hätte Storm dann schon Einiges zu hören gekriegt. Immerhin war dieser Teil des Hauses seiner eigenen Aussage zufolge bereits fertig und genau diesen Eindruck hatte ich zuvor auch gehabt.
    Dieser Teil des Hauses …
    Der Gedanke echote in meinem Schädel nach. Ich wusste nicht einmal genau, wo ich mich befand. Mühsam versuchte ich mir ins Gedächtnis zu rufen, ob ich mich von meinem Zimmer aus nach links oder nach rechts gewandt hatte. Es fiel mir schwer, mich zu erinnern, doch eigentlich spielte es auch keine Rolle. Falls ich nach links gegangen war, hätte ich schon nach wenigen Yards auf den verschlossenen Durchgang zum Westflügel stoßen, in der anderen Richtung längst die Treppe erreichen müssen. Der Gang war alles in allem sicherlich nicht länger als zwanzig, dreißig Yards – großzügig geschätzt. Ich war jedoch überzeugt, dass ich bereits mindestens doppelt so weit gegangen war, ohne dass mir dieser Widerspruch bislang aufgefallen war.
    Ratlos blickte ich mich um, doch das schwache Kerzenlicht reichte kaum weiter als zwei, drei Yards. Alles, was dahinter lag, wurde von den Schatten verschluckt. Ich ging ein paar Schritte in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Eigentlich hätte ich längst eine Tür zu einem der angrenzenden Zimmer erreichen müssen, doch zu beiden Seiten erstreckten sich nur Mauern. Grob verputzte Mauern, an denen höchstens vereinzelte Tapetenfetzen zu entdecken waren. An vielen Stellen hingen Spinnweben.
    Was ich erlebte, war unmöglich. Es konnte sich nur um einen Albtraum handeln. Ich kniff mir mit aller Kraft in den Arm, so lange, bis ich den Schmerz nicht mehr ertragen konnte und sich ein leichter Bluterguss unter der Haut bildete, doch ich wachte nicht auf.
    Für einen kurzen Moment überfiel mich Panik und ich wollte blindlings zu meinem Zimmer zurückrennen, doch gleich darauf verflog sie wieder. Mein Verstand war wie in Watte gehüllt, die jedes Gefühl, das über Verständnislosigkeit hinausging, zu ersticken schien. Die gleiche innere Stimme, die mich hierher gelockt hatte, erfüllte mich auch mit der Gewissheit, dass mir trotz der unfassbaren Vorgänge um mich herum nichts passieren konnte, ob es sich um Realität oder einen Traum handelte.
    In der Dunkelheit vor mir bewegte sich etwas und diesmal handelte es sich eindeutig nicht nur um ein Spiel von Licht und Schatten. Erschrocken blieb ich stehen. Ich hatte mich nicht getäuscht; irgendetwas befand sich vor mir. Ein leises Knurren ertönte. Schmale, geschlitzte Augen starrten mich an – und dann trat mit langsamen, majestätischen Schritten eine beigebraune, langhaarige Katze in den Lichtschein der Kerze.
    »Merlin!«, stieß ich hervor und atmete erleichtert auf.
    Mit einem Schnurren schmiegte sich der Kater an mein Bein. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, woher das Tier so plötzlich gekommen war, sondern bückte mich, um es zu streicheln und auf den Arm zu nehmen, doch der Kater wich mir aus und machte ein paar Schritte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Am Rande des Lichtkreises verharrte er, wandte den Kopf und blickte mich scheinbar auffordernd an.
    »Du willst, dass ich dir folge, wie?« Ich lächelte flüchtig. Ich hatte bis heute nicht herausfinden können, was es mit dem seltsamen Tier auf sich hatte, das mir vor einiger Zeit zugelaufen war, aber dass es mehr als nur eine einfache Katze war, hatte es mir schon in dem magischen Labyrinth unter London bewiesen. Wenn Merlin mir etwas zeigen wollte, tat ich vermutlich gut daran, mich seiner Führung anzuvertrauen.
    Langsam ging ich den Korridor wieder zurück, doch diesmal zählte ich meine Schritte. Als ich bei fünfzig angelangt war, entdeckte ich den Kadaver einer Ratte und verzog voller Ekel das Gesicht.
    Das Haus um mich herum war kaum mehr als eine Ruine. Auch die letzten Reste von Tapeten und sogar Verputz waren von den Wänden verschwunden, auf beiden Seiten erstreckte sich nur noch nacktes
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