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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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albern, so zu denken, und vermutlich würde sich dieses Gefühl legen, wenn das Haus erst einmal fertig gebaut und komplett eingerichtet sein würde, wenn Mary Winden und anderes Personal in spätestens ein paar Wochen ebenfalls hier einziehen und das Haus mit neuem Leben erfüllen würden.
    Vermutlich …
    Sicher war ich mir nicht, ob ich mich hier jemals wieder heimisch fühlen würde. Im Augenblick war ich mir über überhaupt nichts sicher. Ich fühlte mich kribbelig und von einer inneren Unruhe erfüllt, die immer wieder die Grenze zum Unbehagen überstieg. Am liebsten hätte ich mir eine Kutsche kommen lassen und wäre zurück zum WESTMINSTER gefahren, um die Nacht dort zu verbringen, aber diese Genugtuung wollte ich Howard nicht bieten. Möglicherweise hatte er mich sogar mit genau diesem Hintergedanken überredet, mich hier einzuquartieren. Er musste gewusst haben, dass ich mich so allein hier nicht wohlfühlen würde, und wohl gehofft, dass ich auf Knien zu ihm zurückgekrochen kommen würde. Angesichts der ständigen Reibereien, die ich in letzter Zeit mit ihm hatte, traute ich ihm durchaus zu, dass er mir auf diese Art einen Dämpfer verpassen wollte, aber er konnte lange darauf warten, dass ich als Bittsteller zu ihm kam. Ich ließ mich ungern manipulieren und war viel zu stolz – und zu stur – um mir eine solche Blöße zu geben.
    Je mehr ich darüber nachdachte, umso einleuchtender erschien es mir, dass genau dies Howards wahre Absicht gewesen war, und umso mehr ärgerte ich mich über ihn. Die Argumente, die er mir am Vormittag genannt hatte, kamen mir immer unsinniger vor. Morgen würde ich ihm auf den Kopf zusagen, dass ich sein kleines Komplott durchschaut hatte, und mir weitere solche Spielchen für die Zukunft entschieden verbitten, wenn er unsere Freundschaft nicht vollends zerstören wollte.
    Verwundert über mich selbst, schüttelte ich den Kopf. Was waren das für Gedanken? Howard war kein kleines Kind mehr und solche Spielchen entsprachen überhaupt nicht seiner Art, aber schon nach wenigen Sekunden verdrängte der in mir brodelnde Zorn diesen Gedanken schon wieder.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr und schrak zusammen. Eine haarige braune Spinne krabbelte nahe der Kante über meinen Schreibtisch. Vor Spinnen hatte ich mich schon immer geekelt; mehr noch, zumindest vor größeren Exemplaren empfand ich eine geradezu panische Angst. Glücklicherweise handelte es sich hier nur um ein kleines Tier. Ein paar Sekunden lang beobachtete ich es angewidert, dann griff ich nach der heutigen Abendausgabe der Times und erschlug es. Es machte beinahe Spaß, meinen Ärger auf diese Art abreagieren zu können.
    Erneut vertiefte ich mich in Grays Formulare, von denen ich in den letzten Monaten bereits wahre Berge ausgefüllt hatte, seit ich die Identität meines eigenen fiktiven Zwillingsbruders angenommen hatte. Die englische Bürokratie schien schier unerschöpflich in ihrem Bemühen zu sein, mir Hindernisse in den Weg zu legen, mein eigenes Erbe anzutreten. Der Gedanke steigerte meine Wut noch mehr.
    Wer war ich eigentlich, dass ich mir so etwas bieten lassen musste? Ich hatte gegen grausame, Jahrmillionen alte Dämonen gekämpft und sogar mein Leben geopfert, um die Welt vor ihnen zu retten, doch anstatt mir dankbar zu sein, machten sich irgendwelche vertrottelten Paragraphenreiter, die ohne mich schon längst nicht mehr leben würden, offenbar einen Spaß daraus, mir mit lächerlichen Amtsformularen die Zeit zu stehlen.
    Wütend knüllte ich die Papiere zusammen und schleuderte sie in eine Ecke. Vielleicht sollte ich in den nächsten Tagen mal persönlich auf einigen Ämtern vorbeischauen und kräftig in ein paar Beamtenhintern treten, um klarzustellen, dass ich nicht alles mit mir machen ließ.
    Verwirrt schüttelte ich gleich darauf erneut den Kopf. Selbst wenn ich mich über etwas ärgerte, war es normalerweise ganz und gar nicht meine Art, so schnell aufzubrausen. Dass ich mich dazu hatte hinreißen lassen, zeigte deutlich, in was für einem unausgeglichenen Zustand ich mich befand. Selbst jetzt noch fiel es mir schwer, meinen Zorn zu zügeln. Es war, als hätte sich etwas wie eine erstickende Decke über meinen Verstand gelegt, doch schon im nächsten Moment hatte ich diesen Gedanken bereits wieder vergessen.
    Obwohl das Zimmer riesig war und durch die wenigen Möbel sogar noch größer wirkte, als es eigentlich war, kam der Raum mir mit einem Mal eng und muffig vor und ich hatte
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