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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mitgeteilt hatte, entschädigte mich für vieles, das er mir in den vergangenen Monaten zugemutet hatte; allerdings musste ich nicht zum ersten Mal die Erfahrung machen, dass Rache zwar einen süßen kurzfristigen Triumph darstellte, der jedoch rasch wieder schal wurde.
    Schon Minuten, nachdem ich Andara-House wieder verlassen hatte, um alle für den Umzug nötigen Vorkehrungen zu treffen, begann ich mich erneut zu fragen, auf was ich mich da eingelassen hatte. Glücklicherweise kam ich in den folgenden Stunden kaum noch dazu, über diese Frage nachzugrübeln. Den restlichen Vor- und fast den gesamten Nachmittag über schleppte Howard mich von einem Möbel- oder Antiquitätenhändler zum nächsten, bis ich mir endlich eine Einrichtung zusammengestellt hatte, die meinen Vorstellungen einigermaßen entsprach. Das größte Problem war nicht einmal, Möbel zu finden, die mir gefielen, sondern sie auch noch am gleichen Tag liefern zu lassen. Allein dafür hatte ich ein hübsches Extrasümmchen springen lassen müssen, doch in einigen Fällen hatte mir auch alles Geld nicht genützt und mir war nichts anderes übrig geblieben, als meine Suche fortzusetzen.
    Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail und nachdem ich schließlich sämtliche großen Teile beisammen hatte und mich erlöst wähnte, folgten all die kleinen Dinge des Alltags, die man als so selbstverständlich hinnimmt, dass sie einem erst dann richtig bewusst werden, wenn man sie nicht hat: Kerzen, eine Waschschüssel, Bettzeug, Handtücher und zahlreiche Kleinigkeiten mehr, an die ich weder im Hilton noch als Howards Gast einen Gedanken hatte verschwenden müssen. Ohne seine Hilfe hätte ich vermutlich mindestens die Hälfte davon schlichtweg vergessen.
    Immerhin – nachdem ich die letzten Wochen hauptsächlich mit Nichtstun verbracht hatte, hatten die Aktivitäten an diesem Tag mich nicht nur erfolgreich davon abgelenkt, über mein Vorhaben nachzudenken, sondern auch von meinen Befürchtungen bezüglich der Thul Saduun.
    Jetzt allerdings …
    Den ganzen Tag über war das Wetter mild gewesen, aber gegen Abend hatte der Wind aufgefrischt und sich schließlich zum Sturm gesteigert, der von Süden her schwere, dunkle Regenwolken herantrieb. Vereinzelt wetterleuchtete es in der Ferne, vermutlich würde es im Laufe der Nacht noch ein Gewitter geben.
    Das Wetter passte zu meiner Stimmung. Im Schein zweier blakender Kerzen saß ich an meinem neu erworbenen Schreibtisch aus der Zeit Louis des Vierzehnten und versuchte, mich auf irgendwelche Dokumente zu konzentrieren, die Dr. Gray mir am frühen Abend noch vorbeigebracht hatte, doch immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Mehrfach ertappte ich mich sogar dabei, dass ich dabei war, auf dem Stuhl vornübergebeugt einzunicken und spielte zum wiederholten Male mit dem Gedanken, mich ins Bett zu legen, aber ich wusste, dass es keinen Zweck hätte. Obwohl ich bereits ungewohnt früh aufgestanden war und mich den ganzen Tag über abgehetzt hatte, fühlte ich mich nicht richtig müde und war vor allem innerlich viel zu unruhig, um wirklich schlafen zu können. Wenn ich mich hinlegte, würde ich höchstens Stunde um Stunde wachliegen und die Decke anstarren.
    Die Wahrheit war, dass ich mich schlicht und ergreifend einfach nur furchtbar langweilte. Mit Einbruch der Dunkelheit waren die letzten Bauarbeiter verschwunden und seither befand ich mich allein im Haus. Ich hatte mich daran gewöhnt, in den letzten Monaten ständig von Menschen umgeben zu sein.
    Wenn ich mich gelangweilt hatte, hatte ich während der Zeit im Hilton bloß an die Hotelbar hinunterzugehen brauchen, oder später, nach meinem Umzug ins WESTMINSTER, hatte ich mich stets mit Howard, Mary oder Rowlf unterhalten können. Hier jedoch war ich so allein, dass ich mir fast vorkam, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt. Um mich herum herrschte eine nur vom leisen Prasseln der Flammen im Kamin unterbrochene Grabesstille.
    Am Vormittag hatte ich mich gefragt, ob ich verrückt wäre, auf Howards Vorschlag einzugehen. Nun wusste ich es besser.
    Ich musste vollkommen den Verstand verloren haben, auf ihn zu hören.
    Dies war mein Haus, in dem ich jahrelang gelebt hatte. Ich war sogar wieder in mein altes Schlafzimmer im zweiten Stock des Haupttraktes eingezogen, um eine möglichst vertraute Umgebung zu haben, aber zu Hause fühlte ich mich hier dennoch nicht. Im Gegenteil, ich kam mir wie ein Fremder vor, der nicht hierher gehörte, ein Eindringling. Es war
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