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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewusst hätte, was sich hinter der Maske dieses uralten, gebrechlichen Mannes wirklich verbarg, hätte er auf diese Weise vermutlich total überraschen und sicher auch besiegen können.
    Aber Joshua wusste, was er vor sich hatte. Er empfing Crowley mit einem Hieb, der die Rippen des Seelenvampirs knirschen ließ, tänzelte zur Seite und stellte ihm ein Bein. Beinahe gleichzeitig krachte sein Ellbogen in Crowleys Nacken. Crowley taumelte, stolperte über Joshuas Bein und schlug der Länge nach hin. Diesmal erhob er sich nicht sofort wieder.
    Joshua wankte. Der Schmerz, der ihn für eine Weile vergessen gehabt hatte, kam nun mit hundertfacher Intensität zurück. Alles drehte sich um ihn und die Wunde an seiner Seite begann heftiger zu bluten. Er hatte kaum noch die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Der Anblick der erbärmlichen Hütte verschwamm immer wieder vor seinen Augen. Schwer atmend trat er einen Schritt zurück, richtete sich auf und drehte sich so, dass Crowley die schreckliche Wunde an seiner Seite nicht sehen konnte. Es kostete ihn alle Kraft, die er noch hatte, den Schmerz von seinem Gesicht zu verbannen. Wenn Crowley erkannte, wie es um ihn stand, dann war es aus.
    Stöhnend richtete sich der alte Mann am Boden auf und hob den Kopf. Seine Unterlippe war aufgeplatzt. Ein dünner Blutfaden lief über sein Kinn, sodass er nun vollends aussah wie ein Vampir, der gerade ein neues Opfer geschlagen hatte.
    »Warum … tut Ihr das?«, stöhnte er. »Wer … wer seid Ihr. Herr? Warum schlagt Ihr mich? Ich bin nur ein alter, schwacher Mann.«
    »Ich weiß, wer du bist«, antwortete Joshua. Seine Stimme schwankte, doch er hoffte, dass Crowley dies auf seine Erregung und seinen Zorn schieben würde. »Und warum ich das tue, fragst du? Weil ich gekommen bin, um dich zu töten!«
    »Aber … aber warum denn nur, Herr?«, wimmerte Crowley. Er spielte den Ahnungslosen perfekt. Selbst die Angst auf seinem Gesicht wirkte überzeugend.
    »Weil du einen zu viel getötet hast!«, erwiderte Joshua. Wie zufällig bewegte er sich ein kleines Stück auf Crowley zu, der noch immer am Boden hockte. Er sah, wie sich Crowleys Körper zum Sprung spannte, während seine Hände auf dem Lehmboden nach festem Halt suchten. Aber er tat so, als bemerke er nichts. Er hatte nur diese eine, einzige Chance.
    »Ich habe niemandem etwas zuleide -«, begann Crowley in weinerlichem Ton und brach mit einem Keuchen ab, als Joshua ihm in die Seite trat.
    »Lüg nicht auch noch!«, schrie er ihn an. »Du bist mit dem Teufel im Bunde und gleich wirst du deinem gehörnten Herrn gegenüberstehen.« Er lachte. »Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, was du bist. Du warst zu gierig. Du hast zu viele getötet und so haben sie mich geschickt, um dich Teufelsbrut auszutilgen!«
    Crowley krümmte sich. Wimmernd schlug er die Hände über dem Kopf zusammen, perfekt den alten, vor Angst schlotternden Mann spielend, der nicht einmal begriff, was mit ihm geschah. Joshua betete, dass er auf die Täuschung hereinfiel. Er hatte sich die Geschichte, die er nun mit wenigen Worten vorgebracht hatte, sorgsam zurechtgelegt und hoffte wenigstens, auch den Tonfall getroffen zu haben, in dem die Menschen dieser Epoche sprachen.
    »Sprich noch ein letztes Gebet zu deinem schwarzen Herrn!«, sagte er. »Denn danach werde ich dich -«
    Crowley sprang. Sein Körper flog in einer ganz und gar unmöglich erscheinenden Bewegung hoch, prallte gegen Joshua und ließ ihn nach hinten taumeln. Seine dürren Greisenhände krallten sich in sein Gesicht, während er triumphierend aufschrie. Und dann war Crowley Joshua und Joshua Crowley, als der finstere Geist des Magiers in den jungen, starken Körper seines Feindes floh, um sich der eigenen Kräfte seiner Beute zu bedienen und sie mit ihrem eigenen Körper zu schlagen, so, wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte.
    Doch etwas war anders diesmal. Joshua, der plötzlich durch Crowleys Augen in sein eigenes Gesicht sah, erkannte Schrecken darin – und dann ein Entsetzen, das die allmählich aufdämmernde Erkenntnis dessen, was wirklich geschehen war, begleitete.
    Aber es war zu spät. Crowley/Joshua schrie gellend, bäumte sich auf und taumelte unter dem jähen, unerwarteten Schmerz, der im Körper seines Opfers auf ihn gewartet hatte. Seine Hände streckten sich nach Joshuas Gesicht aus, um es zu berühren, doch Joshua schlug sie beiseite und wich mit einem blitzschnellen Schritt vor dem Vampir zurück.
    Crowley sank auf die
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