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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Glücks.
    »Warum?«, murmelte ich. »Wa -«
    »Gehen Sie, Robert!«, unterbrach mich Crowley. Er löste die linke Hand von Joshuas Gesicht und machte eine rasche, flatternde Geste mit drei Fingern, und aus dem Nichts neben mir erschien ein mattgrün leuchtender Kreis. Ein Tor.
    »Gehen Sie, schnell!«, sagte er noch einmal. »ER wird … alles vernichten. Spüren Sie SEINEN Zorn? Spüren Sie SEINE Wut nicht?«
    Ich spürte sie, wie die Berührung glühenden Eisens, die meine Seele versengte. Und ich wusste, dass ich besser daran tat, seine Warnung zu beherzigen. Cthulhu würde möglicherweise nicht erwachen, doch die Macht des GROSSEN ALTEN reichte selbst im Tode noch aus, zwei schwache Menschen wie uns zu vernichten. Er kam. Rasend schnell.
    Trotzdem machte ich keine Bewegung, um mich dem Tor zu nähern.
    »Warum?«, fragte ich noch einmal.
    Diesmal antwortete Crowley. »Weil es nur hier getan werden konnte«, sagte er mit tränenerstickter Stimme. »Der einzige Ort, an dem die Gesetze der Logik und der Zeit nicht gelten. Ich war nicht sicher, bis zum letzten Moment nicht.«
    Ich verstand kein Wort und ich sagte es ihm, aber Crowley schüttelte nur wieder den Kopf. »Mir bleibt nicht mehr die Zeit, es zu erklären«, sagte er. »Gehen Sie. Kehren Sie zurück nach London. Suchen Sie Rowlf. Er ist am Leben und gesund. Sie werden ihn finden.«
    »Rowlf?«, wiederholte ich verblüfft. »Aber wieso Rowlf? Was -«
    Crowley griff in die Tasche und zog den winzigen Gegenstand hervor, den er aus meiner Jackentasche gezogen hatte. Er musste ihn an sich genommen haben, als er meinen Körper benutzt hatte.
    »Nehmen Sie das«, sagte er. »Geben Sie es Rowlf und erzählen Sie ihm, was hier geschehen ist. Er wird Ihnen alles erklären. Sagen Sie ihm, ich hätte bezahlt. Und jetzt gehen Sie oder es war alles umsonst.«
    Ich wandte mich um und trat auf das Tor zu, blieb aber dann wieder stehen, um mich noch einmal herumzudrehen. Was ich sah, das ließ mich alle Angst und selbst die Furcht vor dem tobenden Koloss in der Tiefe des Schachtes vergessen. Ich wusste, dass mir vielleicht nur noch Sekunden blieben, und doch blieb ich noch einen Herzschlag lang stehen und blickte auf den alten Mann herab, der am Rande des Schachtes hockte und den Leichnam eines fünfjährigen Jungen an sich presste. Meine Augen füllten sich mit Tränen und all die Gefühle meinem Sohn gegenüber, all der Schmerz und die Qual, die ich bisher vermisst hatte, begannen nun langsam zu erwachen. Aber ich ließ nicht zu, dass sie Gewalt über mein Denken erlangten. Noch nicht.
    Der Boden zitterte immer heftiger. Hinter Crowley begann ein Schatten heranzuwachsen, ein gigantischer, formloser Koloss, dessen Anblick allein Tod und Wahnsinn brachte, und ich begriff, dass ich nun gehen musste. Langsam drehte ich mich um, trat in das Tor hinein und fand mich praktisch im gleichen Sekundenbruchteil in der Bibliothek meines Hauses in London wieder.
    Ich war allein, aber das Haus war nicht verlassen. Ich hörte Geräusche und gleich darauf Stimmen, die ich sofort wiedererkannte, obwohl es mehr als fünf Jahre her war, dass ich sie das letzte Mal gehört hatte – es waren die Stimmen Howards und Rowlfs, die sich unten in der Halle aufhalten mussten. Ich würde sie wiedersehen. Endlich.
    Der Albtraum war vorbei.
    Ich wandte mich um und ging über den mit Trümmern und Schutt übersäten Boden auf den Ausgang zu, doch eine Sekunde bevor ich ihn erreichte, blieb ich noch einmal stehen, hob die Hand und sah auf das herab, was Crowley mir gegeben hatte. Was hatte er gesagt? Geben Sie es Rowlf, und er wird Ihnen alles erklären?
    Auf meiner ausgestreckten Hand lag eine Patrone.

 

     
     
    Die Hütte wuchs wie eine natürliche Fortsetzung des lebenden Grüns aus dem Wald heraus. Ihre Größe und ihre Proportionen entsprachen perfekt den Gegebenheiten dahinter, es gab keine störende Symmetrie, an der das Auge hätte verweilen können, keine harten Kanten, kein abgestorbenes Blattwerk oder irgendetwas anderes, was die Aufmerksamkeit eines zufällig vorbeikommenden Fremden auf das kleine Haus gelenkt hätte. Wer immer es errichtet hatte, hatte viel Wert darauf gelegt, unentdeckt zu bleiben; und er musste ein Meister der Mimikry sein. Man hätte drei Schritte an der Hütte vorübergehen können, ohne sie auch nur zu bemerken. Vermutlich hätte auch er sie nicht gesehen, wäre er nur auf seine normalen, menschlichen Sinne angewiesen gewesen. Aber das war er nicht. Er wusste, dass
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